Fabian Koch (Wattens)
GEPA/Amir Beganovic
Bundesliga

WSG Tirol muss wieder absteigen

Die WSG Swarovski Tirol muss nach nur einem Jahr in der tipico-Bundesliga wieder absteigen. Für die Wattener war am Samstag am 32. und letzten Spieltag ein torloses Unentschieden im direkten Duell um den Klassenerhalt gegen Flyeralarm Admira zu wenig. Während die Niederösterreicher zum neunten Mal in Folge dem Oberhaus angehören werden, scheiterten die Tiroler beim Showdown vor allem an ihrer Chancenverwertung.

Bereits nach fünf Minuten vergab WSG-Routinier Stefan Maierhofer die erste große Möglichkeit für die Gastgeber, die mehr vom Spiel hatten. Fünf Minuten nach der Pause setzte der ehemalige Teamspieler wieder einen Kopfball knapp am Tor vorbei. Im Finish traf Zlatko Dedic noch die Stange, allerdings aus der Abseitsposition. Doch auch die Gäste hatten Chancen: Admiras Erwin Hoffer hätte bereits in der ersten Hälfte mit zwei Möglichkeiten für eine Vorentscheidung sorgen können.

Im Finish hielt die Admira der kurzen Druckwelle der Tiroler in den letzten zehn Minuten stand und blieb letztlich in der Tabelle zwei Punkte vor der WSG. Damit wiederholte sich auch ein Tiroler Schicksal: In den vergangenen 20 Saisonen der Bundesliga haben sich nur Wacker 2019 und nun eben Wattens als Aufsteiger ein Jahr später auch wieder aus der höchsten Spielklasse verabschieden müssen.

WSG Tirol nach Remis aus Bundesliga abgestiegen

Die WSG Swarovski Tirol muss nach nur einem Jahr in der tipico-Bundesliga wieder absteigen.

Angriffslustig vor der Partie

Im Vorfeld des Showdowns präsentierte sich vor allem Wattens-Trainer Thomas Silberberger verbal angriffslustig. „Heuer hat es das ganze Jahr geheißen, die WSG steigt ab. Ich sage, die Admira steigt ab“, so der 47-Jährige, der seit 2013 als Tirol-Coach agiert. Silberberger änderte seine Startelf gegenüber dem 1:4 in Mattersburg an fünf Positionen und setzte auf den Faktor Routine. Verteidiger Ione Cabrera fehlte aber nach einem brutalen Foul an Andreas Kuen, der sich dabei einen Schlüsselbeinbruch zugezogen hatte, wegen einer Rotsperre.

Die Admira, deren Kader im Schnitt um vier Jahre jünger als jener der Tiroler ist, wurde gegenüber dem 0:3 gegen St. Pölten auch an fünf Positionen verändert. Trainer Zvonimir Soldo verzichtete auf seinen Toptorschützen Sinan Bakis. „Ich brauche Spieler, die 100 Prozent bei der Sache sind“, erklärte der Kroate im ORF-Interview. Der 24-jährige Deutsch-Türke, der zwölf Saisontore zu Buche stehen hat, soll einen Transfer anstreben und stand daher nicht im Kader. Auch die Gäste gaben sich vor der Partie zielgerichtet und ließen via Facebook wissen: „Wir kündigen im Vorfeld nicht viel an, WIR WERDEN LIEFERN.“

Maierhofer und Hoffer vergeben Topchancen

Angesichts der Ausgangslage, Wattens musste zwingend gewinnen, um die Klasse zu halten, gaben aber die Tiroler zunächst den Ton an. Nach einem Angriff über die linke Seite fand Stefan Maierhofer gleich die erste Topchance vor, doch nach Flanke von Florian Buchacher vergab der 2,02 Meter große Angreifer leicht bedrängt von zwei Admira-Verteidigern per Kopf im Fünfer die erste Chance.

Maierhofer vergibt ersten Sitzer für Tirol (5. Minute)

Die Admira, der bereits ein Remis zum Verbleib in der Bundesliga genügte, verwaltete keineswegs und fand ebenfalls nach wenigen Minuten eine Topchance vor. Erwin „Jimmy“ Hoffer, früher kongenialer Sturmpartner von Maierhofer bei Rapid und seither befreundet, hatte nach einem schönen Wechselpass von Muhammed-Cham Saracevic nur noch WSG-Tormann Ferdinand Oswald vor sich. Der Angreifer schloss mit links ins kurze Eck ab, wo der Tormann aber zur Stelle war (11.).

Hoffer mit der ersten Großchance für die Admira (11. Minute)

Beide Teams versteckten sich fortan nicht und suchten den Weg weiter nach vorne. Die Partie wurde bei sommerlichen Temperaturen intensiv geführt, aber nicht unfair. Hochklassige Aktionen waren freilich selten, nicht umsonst hatten beide Mannschaften nur jeweils sechs Siege in den vorherigen 31 Partien eingefahren. Morten Hjulmand setzte nach 19 Minuten einen Weitschuss knapp vorbei, was Flyeralarm-Sportchef Felix Magath auf der fast leeren Tribüne mit Applaus quittierte.

Weitere Topmöglichkeiten vergeben

Wattens hatte mehr Spielanteile, in der ersten Hälfte zwei Drittel Ballbesitz, und fand auch eine weitere Topchance vor. Nach dem verletzungsbedingten Wechsel von Clemens Walch, der im März sein Karriereende für diesen Sommer angekündigt hatte, mussten es die anderen Routiniers richten, doch die ließen vor der Pause eine weitere Topchance aus: Maierhofer bediente seinen Stürmerkollegen Zlatko Dedic per Kopf, der Ball wurde noch leicht abgefälscht, und daher konnte der Angreifer den Ball nicht mehr auf das Tor befördern (31.).

Dedic vor dem Tor überrascht (31. Minute)

Doch auch beim ältesten Spieler aufseiten der Admira fehlte an diesem Tag die letzte Konsequenz: Neuerlich wurde Hoffer per Wechselpass ideal in Szene gesetzt, doch wie schon beim ersten Versuch entschied sich der 34-Jährige gegen das lange Eck und schoss Oswald aus kurzer Distanz an (32.). Für den Schlusspunkt einer chancenreichen ersten Hälfte zeichnete Admiras Marcus Maier verantwortlich, der Oswald mit einem Freistoß prüfte (36.). So ging es torlos in die Kabinen.

Hoffer scheitert an Tirol-Tormann Oswald (32. Minute)

Der Europe-Klassiker „The Final Countdown“ läutete die zweiten und alles entscheidenen 45 Minuten ein. Viel änderte sich gegenüber den ersten aber nicht, Maierhofer wurde immer wieder mit hohen Bällen oder Flanken gesucht – und auch gefunden, doch der 37-Jährige setzte wieder einen Kopfball im Fünfer neben das Tor – dieses Mal war der 19-fache österreichische Teamspieler sogar völlig frei (50.).

Kopfball von Maierhofer (50. Minute)

Auch in der zweiten Halbzeit kommt Stefan Maierhofer nach wenigen Minuten zu einer Großchance per Kopf. Aber auch diesmal bringt er den Ball nicht in Richtung Tor.

Admira bringt Remis über Zeit

Die WSG Tirol hatte wie schon vor der Pause mehr Spielanteile, aber richtige Druckphasen blieben lange Zeit aus. Auch die Abwehr der Niederösterreicher konnte sich abgesehen von der Maierhofer-Chance schadlos halten. Silberberger reagierte und brachte unter anderen Stürmer Kelvin Yeboah, doch die Tiroler vermochten die Gäste nur mehr in den letzten zehn Minuten wirklich unter Druck zu setzen.

Dedic setzte eine Kopfballverlängerung von Maierhofer im Fünfer – allerdings aus Abseitsposition – an die Stange (82.), Yeboah hätte den Nachschuss aber wiederum kläglich vergeben. Am Ende jubelte die Admira, die in der zweiten Hälfte keine nennenswerte Chance mehr verbuchen konnte und sich auf die Defensive konzentrierte, über den Verbleib im österreichischen Oberhaus.

Stimmen zum Spiel:

Thomas Silberberger (WSG-Tirol-Trainer): „Es ist bitter, aber wir sind nicht wegen der heutigen Leistung abgestiegen, sondern weil wir in der Qualifikationsgruppe die schlechteste Performance gebracht haben. Wir haben die Chancen leider nicht gemacht, so ist die Admira im Endeffekt verdient dringeblieben. Es nützt nichts, wenn ich lang damit hadere. Es muss jetzt weitergehen.“

„Wir haben uns am Tivoli nie heimisch gefühlt, haben keinen Heimvorteil generiert. Wir waren auf einem guten Weg, aber Corona hat uns komplett aus dem Tritt gebracht. Das i-Tüpferl war sicher mein Motorradunfall, ich muss den Abstieg zum Großteil auf meine Kappe nehmen. Ich bin mental und körperlich am Sand. Mit so einer Verletzung geht man normalerweise neun Monate in Krankenstand, ich war nach zehn Tagen wieder bei der Mannschaft. Jetzt muss ich schauen, dass meine Gesundheit wieder in Schuss kommt.“

Stefan Maierhofer (WSG-Tirol-Stürmer): „Wir hatten viele Chancen, vorneweg ich. Wir wollten unbedingt, das hat man gesehen. Man kann keinem Spieler etwas vorwerfen, das Einzige, was gefehlt hat, war die Chancenauswertung. Wir müssen es uns selbst ankreiden, wir hatten auch andere Spiele, die so waren.“

Ernst Baumeister (Admira-Sportdirektor): „Es war sehr nervenaufreibend die letzten Tage. Aber es hat sich gelohnt. Es war kein berauschendes Spiel, aber in der Phase zählt kein gutes oder schlechtes Spiel, da zählt nur kämpfen. Das hat die Mannschaft getan, von dem her haben wir den Klassenerhalt auch verdient.“

Erwin Hoffer (Admira-Stürmer): „Einer muss absteigen, es hat zum Glück nicht uns getroffen. Wir sind überglücklich, dass wir es geschafft haben. Wir hatten am Schluss Glück, aber auch wir hatten Riesenchancen in der ersten Hälfte.“

Tipico-Bundesliga, 32. Runde

Samstag:

WSG Tirol – Admira 0:0

Innsbruck, Tivoli-Stadion, SR Lechner

Tirol: Oswald – Neurauter (68./Santin), Soares, Gugganig (79./Pranter), Buchacher – Walch (31./Rieder/79./Hager), Petsos, Svoboda, Kovacec (69./Yeboah) – Maierhofer, Dedic

Admira: Leitner – Petlach, Schösswendter, Aiwu, Maier – Lackner – Saracevic (75./Pavelic), Kerschbaum (75./Toth), Hjulmand (57./Pusch), Hoffer (90./Scherzer) – Pink (90./Paintsil)

Gelbe Karten: Maierhofer, Dedic, Buchacher bzw. Kerschbaum, Schösswendter, Maier, Pavelic