Jubel bei Admira
GEPA/Amir Beganovic
Bundesliga

Admira atmet nach „grausamer“ Saison auf

Mit einer Nullnummer im Abstiegsfinale im Innsbrucker Tivoli gegen WSG Swarovski Tirol hat der FC Flyeralarm gerade noch die Kurve gekratzt. Die Niederösterreicher schafften zum achten Mal in Folge den Klassenerhalt, die Wattener müssen nach einem Jahr in der tipico-Bundesliga wieder absteigen. Entsprechend erleichtert traten die Südstädter die Heimreise an und schmiedeten bereits Pläne, wie man den „Graus“ Entscheidungspartie künftig vermeiden kann.

Trotz eines klaren Plus an Großchancen der Gastgeber brachten die Admiraner den zum Klassenerhalt nötigen Punkt über die Zeit und bleiben damit weiter erstklassig. „Natürlich sind wir überglücklich, dass wir es drübergebracht haben. Egal wie, wir haben es geschafft“, sagte Admira-Kapitän Andreas Leitner im ORF-Interview. An den Abstiegskampf könne man sich nicht gewöhnen, so der 26-jährige Goalie: „Es ist eine unglaubliche Last, die da von einem abfällt. Auch wenn man die Situation schon das eine Mal erlebt hat, es ist immer ein Graus, so eine Entscheidungspartie.“

Dass es aus Sicht der Südstädter auf das letzte Spiel einer turbulenten Saison – Stichwort: Coronavirus-Pause – angekommen war, hätte man sich selbst zuzuschreiben, meinte Christoph Schösswendter. „Die letzten sechs Monate waren richtig grausam. So schwer, wie es uns heuer gemacht worden ist, war es noch nie. Wir haben das Unmögliche möglich gemacht“, sagte der Verteidiger. Im Tivoli hätte man das Glück erzwungen: „Man hat gesehen, was wir für eine Truppe sind.“

WSG Tirol muss absteigen

Die WSG Swarovski Tirol muss nach nur einem Jahr in der tipico-Bundesliga wieder absteigen. Für die Wattener war am Samstag am 32. und letzten Spieltag ein torloses Unentschieden im direkten Duell um den Klassenerhalt gegen Flyeralarm Admira zu wenig.

Auch Sportdirektor Ernst Baumeister war nach dem Abstiegsfinale gezeichnet. „Es war kein berauschendes Spiel. Aber in dieser Phase zählt nur eines: Über 90 Minuten kämpfen und alles geben, und das hat die Mannschaft getan. Daher haben wir es uns auch verdient, in der Liga zu bleiben“, sagte der 63-Jährige. Der Blick des Spordirektors war bereits auf die Zukunft gerichtet. „Wir werden uns jetzt einmal zusammensetzen und analysieren. Wenn man in einer Saison drei Trainer hat, kann nicht alles richtig sein. Wir wollen eine Mannschaft zusammenbringen, die nicht immer gegen den Abstieg spielt“, so Baumeister.

Magath: Eigene Jugend wird gefördert

Der ehemalige ÖFB-Internationale hatte seinen Job am 8. Juni angetreten, als die Südstädter am Tabellenende lagen. „Ich glaube schon, dass es der Mannschaft geholfen hat, dass ich wieder da bin. Man hat gemerkt, dass die Stimmung besser geworden ist“, so Baumeister. Verantwortlich für die Bestellung war Felix Magath, Fußballchef von Geldgeber Flyeralarm. Der Deutsche hatte doppelten Grund zum Jubeln: Die ebenfalls von Flyeralarm gesponserten Würzburger Kickers schafften in letzter Sekunde den Aufstieg in die 2. deutsche Liga.

Jubel bei Admira
APA/EXPA/Stefan Adelsberger
Sportdirektor Baumeister (Mi.) war einer der ersten Gratulanten seiner Spieler

„Ich bin jetzt erstmal geschafft, es waren zweimal harte 95 Minuten“, resümierte Magath nach einem nervenaufreibenden Samstag. Der ehemalige deutsche Meistermacher bei Bayern München kündigte bald nach dem Schlusspfiff in Innsbruck Veränderungen im Kader an. „Wir wollen mehr auf die eigene Jugend setzen, aber auch mit dem einen oder anderen ausländischen Spieler die Qualität des Kaders verbessern“, sagte der langjährige deutsche Teamspieler.

Zu den aktuellen Legionären zählt Sinan Bakis, der mit zwölf Toren Toptorschütze der Admira ist. Dennoch stand der Deutsch-Türke gegen die WSG nicht im Kader, nachdem es schon in den Wochen davor offensichtlich immer wieder Unstimmigkeiten mit den Clubverantwortlichen gegeben hatte. Bei einem Abstieg der Admira wäre Bakis wohl ablösefrei gewesen, so aber läuft der Vertrag noch bis 2021. „Ich gehe davon aus, dass er auch in der kommenden Spielzeit zu unserem Kader zählt. Aber er wird sicher nicht mehr unser einziger Stürmer sein, der Tore schießen kann“, sagte Magath.

„Back to the roots“ in Wattens

Bei Absteiger WSG Tirol haderte man mit den vergebenen Chancen im entscheidenden Spiel. „Vier hundertprozentige und eine tausendprozentige Chance“ zählte Trainer Thomas Silberberger gegen die Admira. „Die heutige Leistung war okay, mit der hätten wir nicht absteigen müssen. Aber in Summe war es zu wenig in der Qualirunde, so ehrlich müssen wir sein“, meinte der Tiroler. Sein Motorradunfall Ende Mai habe das Werkl ins Stocken gebracht. „Ich muss den Abstieg zum Großteil auf meine Kappe nehmen. Wenn die Spieler sehen, dass ein körperlich angeschlagener Trainer auf der Bank sitzt, ist das nicht das Idealste“, sagte Silberberger.

Umbruch in Wattens nach Abstieg

Bei der WSG Tirol steht nach dem Abstieg aus der Bundesliga ein Umbruch bevor. Der Kader wird sich gravierend verändern, außerdem ist eine Rückkehr zur alten Heimstätte in Wattens geplant. Auch den ursprünglichen Clubnamen WSG Wattens will man wieder annehmen.

Das Motto lautet nun „Back to the roots“ – Zurück zu den Wurzeln. Dazu gehören auch eine mögliche Rückkehr zum ursprünglichen Vereinsnamen und die Rückübersiedlung von Innsbruck nach Wattens. „Im Tivoli-Stadion sind wir nie heimelig geworden. Es wird ein großer Vorteil sein, wieder im Gernot-Langes-Stadion zu spielen“, meinte Silberberger. Dazu will man sich in Wattens auch sportlich wieder an erfolgreiche Zeiten orientieren. „Wir müssen wieder den Fußball zeigen, den wir in der Aufstiegssaison in der 2. Liga gezeigt haben“, forderte der 47-jährige Trainer.

Unklar ist, mit welcher Mannschaft das gelingen soll – Verträge von namhaften Spielern wie Stefan Maierhofer, Thanos Petsos oder Zlatko Dedic laufen aus. Viele arrivierte Spieler werden den Verein wohl verlassen. Silberberger: „Bei den meisten ist klar, dass es nicht weitergehen kann, weil wir das in der 2. Liga nicht finanzieren können und wollen.“ Die Einnahmen werden in der zweithöchsten Spielklasse deutlich geringer, dennoch gibt es bei der WSG laut Silberberger keine gravierenden wirtschaftlichen Probleme. „Der Verein steht auf gesunden Beinen und wird mit einer schwarzen Null bilanzieren“, so Silberberger.