Formel 1

Bottas gewinnt turbulenten Auftakt

Valtteri Bottas ist am Sonntag in einem turbulenten Saisonauftakt als Sieger aus dem Grand Prix von Österreich hervorgegangen. Der finnische Mercedes-Pilot behielt in einem Rennen mit drei Safety-Car-Phasen, mehreren Unfällen und einer Zeitstrafe für Lewis Hamilton kühlen Kopf und holte sich den achten Karrieresieg. Auf Platz zwei in Spielberg landete Charles Leclerc im Ferrari. Rang drei ging überraschend an Lando Norris (McLaren).

Hamilton musste sich auf dem Red Bull Ring am Ende mit Rang vier begnügen. Der britische Titelverteidiger kam zwar als Zweiter ins Ziel, hatte allerdings nach einer Kollision mit Alex Albon wenige Runden vor Schluss eine umstrittene Zeitstrafe von fünf Sekunden kassiert, die ihn letztlich um 0,2 Sekunden das Podest kostete. „Die Strafe muss man akzeptieren, es geht weiter“, erklärte Hamilton, der bereits vor dem Rennen um drei Plätze strafversetzt worden war, diplomatisch.

Vorjahressieger Max Verstappen im Red Bull war früh wegen eines technischen Gebrechens ausgeschieden und verpasste damit den Siegeshattrick in der Steiermark. Mit Albon schied auch der zweite Red-Bull-Pilot aus. Sebastian Vettel (Ferrari) rettete nach einem Unfall als Zehnter einen WM-Punkt. Insgesamt kamen nur elf Autos ins Ziel.

 Valtteri Bottas jubelt
APA/AFP/Mark Thompson
Bottas jubelte am Ende eines aufregenden Rennens auf dem Red Bull Ring

„Ich verspürte unglaublichen Druck, es waren aufgrund der Safety-Car-Phasen viele Chancen für Lewis da. Ich wusste, ich darf nicht nur den kleinsten Fehler machen. Aber ich habe alles durchgebracht, und es gibt nichts Besseres für mich, als so in die Saison zu starten“, sagte Bottas. „Das habe ich nicht erwartet, das ist eine Riesenüberraschung. Aber wir haben keine Fehler gemacht und hatten auch Glück mit der Zeitstrafe für Lewis“, sagte Leclerc. Bereits nächsten Sonntag haben Hamilton und Verstappen allerdings die Chance zur Revanche in Spielberg, wenn das zweite Rennen in Österreich über die Bühne geht.

Erste Strafe für Hamilton schon vor Start

Den ersten Rückschlag für Hamilton hatte es schon vor dem Start gegeben. Nach einem Protest von Red Bull wurde der Brite wegen Missachtung einer Gelb-Phase im Qualifying doch noch vom zweiten auf den fünften Startplatz zurückgereiht. „Man muss das akzeptieren, offenbar gibt es neue Evidenz. Er (Hamilton, Anm.) hat mir gesagt, er habe die Flagge nicht gesehen, das glaube ich ihm. Aber wenn er sie sehen kann, dann gibt es eben eine Strafe, die wir auch akzeptieren“, sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff im ORF-Interview. „Jetzt gehen wir auf Angriff“, hatte der Wiener angekündigt.

Eine Veränderung der Positionen ergab sich trotz einiger Zweikämpfe allerdings nach dem Start nicht. Der aus der Poleposition gestartete Bottas führte das Feld nach der ersten Runde vor Verstappen, Norris, Albon und Hamilton an. Einzig Vettel konnte sich vom elften auf den zehnten Rang verbessern. Kurz darauf wurde McLaren-Pilot Norris von Albon und Hamilton überholt, womit die Autos von Mercedes und Red Bull die ersten vier Plätze belegten. Tonangebend in der Anfangsphase war der führende Bottas, der sich mit mehreren schnellsten Runden absetzen konnte.

Verstappen rollt aus, Vettel kollidiert

In der neunten Runde schob sich Hamilton an Albon vorbei und war Dritter. Kurz darauf war es schon Rang zwei, denn Verstappen wurde von der Elektronik gestoppt. Der Niederländer konnte den Gang nicht mehr wechseln und rollte in die Box. Der Sieger der letzten beiden Österreich-GPs stieg frustriert aus seinem Auto, der Traum vom Spielberg-Hattrick war geplatzt. „Ich habe keine Ahnung, was da passiert ist. Aber es ist nicht gut, dass wir hier keine Punkte holen“, sagte Verstappen, dem aufgrund der Reifenstrategie Siegeschancen eingeräumt worden waren, im ORF-Interview.

Max Verstappen
Reuters/Darko Bandic
Für Max Verstappen kam bereits in der Anfangsphase das bittere Aus

Nach einem Ausritt von Haas-Pilot Kevin Magnussen, der nach Verstappen, Daniel Ricciardo und Lance Stroll der vierte Ausfall im Rennen nach bereits 27 Runden war, kam das Safety-Car auf die Strecke. Damit änderte sich auch die Strategie. Mercedes holte beide Fahrer gleichzeitig in die Box und zog bei den Boliden von Bottas und Hamilton jeweils den harten Reifen auf. Beim Neustart leistete sich Vettel einen Fehler. Der Deutsche kollidierte in der Remus-Kurve ausgerechnet mit seinem Ferrari-Nachfolger Carlos Sainz, drehte sich und fiel vom achten auf den 15. Platz zurück.

Dreher von Vettel

Vettel verbremst sich, kollidiert mit Sainz und kann einen Dreher nicht mehr verhindern.

An der Spitze machte Hamilton weiter Jagd auf seinen Teamkollegen und saß dem Finnen mit einem Rückstand von wenigen Zehntelsekunden im Nacken. Bottas behielt aber kühlen Kopf, agierte fehlerlos und konnte seinen Vorsprung auf zwei Sekunden ausbauen. Der war allerdings schnell wieder dahin, als George Russell mit seinem defekten Williams eine zweite Safety-Car-Phase auslöste. Während der Rest des Feldes zum zweiten Mal an die Box kam, blieben die Mercedes und der neue Dritte, Sergio Perez, auf der Strecke.

Chaotisches Finale nach Hamilton-Zeitstrafe

Der zweite Neustart dauerte danach nur wenige Sekunden, da der Alfa Romeo von Kimi Räikkönen einen zuvor schlecht montieren Reifen verlor. Bernd Mayländer musste zum dritten Mal das Safety-Car auf die Strecke pilotieren. Albon, der Perez wieder überholt hatte, attackierte nach dem Restart aufgrund der frischeren Reifen sofort Hamilton. Der Red-Bull-Pilot schien schon vorbei, touchierte aber im letzten Moment den linken Vorderreifen des Weltmeisters und flog in den Schotter ab.

Albon kollidiert mit Hamilton

Red-Bull-Pilot Albon sorgte mit seiner Attacke auf Hamilton für eine rennentscheidende Szene.

Die Stewards schritten zur Beratung und brummten Hamilton für die Verursachung eines Unfalls eine Strafe von fünf Sekunden auf. Der Brite musste ordentlich auf die Tube drücken, um Platz zwei zu retten. Auch der führende Bottas musste noch mehr Gas geben, als ihm lieb war, damit sein Teamkollege sich von der Konkurrenz zeitlich absetzen konnte. Gelungen ist das Unterfangen allerdings nicht.

Während sich Leclerc nicht abschütteln ließ, schaffte es auch noch Norris, den Rückstand auf den Weltmeister mit der schnellsten Runde des Rennens gerade noch so unter fünf Sekunden zu drücken. Für Hamilton blieb damit nur der bittere vierte Rang. „Ich bin sprachlos. Ich dachte einige Momente, dass sich etwas ausgehen könnte. Jetzt bin ich auf dem Podest gelandet, wir haben alles herausgeholt“, jubelte Norris über seinen dritten Rang.

Grand Prix von Österreich in Spielberg

Endstand nach 71 Runden (306,452 km):
1. Valtteri Bottas FIN Mercedes 1:30:55,739
2. Charles Leclerc MON Ferrari + 2,070
3. Lando Norris GBR McLaren 5,491
4. Lewis Hamilton GBR Mercedes 5,689 *
5. Carlos Sainz ESP McLaren 8,903
6. Sergio Perez MEX Racing Point 15,092
7. Pierre Gasly FRA Alpha Tauri 16,682
8. Esteban Ocon FRA Renault 17,456
9. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 21,146
10. Sebastian Vettel GER Ferrari 24,545
11. Nicholas Latifi CAN Williams 31,650
12. Daniil Kwjat RUS Alpha Tauri 2 Runden
13. Alexander Albon THA Red Bull 4 Runden

* Strafe von fünf Sekunden wegen Kollision mit Albon

Out: Max Verstappen (NED/Red Bull), Daniel Ricciardo (AUS/Renault), Lance Stroll (CAN/Racing Point), Kevin Magnussen (DEN/Haas), Romain Grosjean (FRA/Haas), George Russell (GBR/Williams), Kimi Räikkönen (FIN/Alfa Romeo)

Schnellste Runde: Norris 1:07,475 (71.)