Kollision zwischen Lewis Hamilton und Alexander Albon
ORF
Formel 1

Hamilton-Strafe sorgt für Diskussion

Obwohl sich Valtteri Bottas am Sonntag den Sieg beim Saisonauftakt in Spielberg geholt hat, hat sein Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton für den meisten Gesprächsstoff gesorgt. Der Titelverteidiger kollidierte kurz vor Rennende mit Red-Bull-Pilot Alex Albon und kassierte dafür eine Zeitstrafe von fünf Sekunden. Während Mercedes-Teamchef Toto Wolff die Strafe kritisierte, war man im Red-Bull-Lager ganz anderer Meinung.

„Für mich waren die fünf Sekunden einfach zu hart“, sagte Wolff und war damit mit der Zeitstrafe, die Hamilton vom zweiten auf den vierten Platz zurückfielen ließ, ganz und gar nicht einverstanden. „Die Stewards haben einen harten Job. Ich habe mir das Video angesehen, und es war eindeutig so, dass Lewis das Lenkrad nicht bewegt und Albon genügend Platz gehabt hat“, erklärte Wolff seine Sicht der Dinge über die umstrittene Situation kurz vor Ende des Rennens.

Sein Red-Bull-Pendant Christian Horner hatte eine ganz andere Meinung zur Kollision, die Albon ein sicheres Podest und vielleicht sogar den Sieg gekostet hat. „Am Ende des Tages war es eine Fehleinschätzung von Lewis, und es wäre gut, wenn er sich dafür entschuldigen würde“, sagte Horner. „Dieser Sport kann manchmal brutal sein. Und heute fühlt es sich an, als wäre so ein Tag. Alex ist ein großartiges Rennen gefahren, dieses Ende hatte er nicht verdient.“

Christian Horner (Red Bull Racing)
GEPA/XPB Images
Red-Bull-Teamchef Horner war über Hamilton-Aktion „not amused“

„Nur fünf Sekunden, nicht ganz gerecht“

Dass Hamilton trotz seiner Strafe Vierter wurde und Albon nicht einmal Punkte einfahren konnte, ging vor allem Red-Bull-Sportkonsulent Helmut Marko besonders gegen den Strich. „Wenn jemand schuldig ist und dann nur fünf Sekunden kriegt, dann ist das in der Relation zu dem, was er anrichtet, glaube ich, nicht ganz gerecht“, sagte er und forderte einen strengeren Strafenkatalog.

Hamilton sei nicht das erste Mal gegen Albon auffällig geworden, sagte Marko und erinnerte an den Vorfall von Brasilien 2019. Im November gab es auch eine Kollision zwischen Hamilton und Albon, der Brite habe dem Red-Bull-Fahrer „auch einen Rammstoß versetzt“. Damals führten die fünf Sekunden, die Hamilton draufgeschlagen bekam, dazu, dass er statt Dritter nur Siebenter wurde. Man sollte „dieses ganze System etwas überdenken“, sagte Marko.

Hamilton, der vor dem Start wegen der Missachtung einer gelben Flagge im Qualifying um drei Plätze strafversetzt worden war, sprach von „einer wirklich unglücklichen Szene“. „Ich kann nicht glauben, dass es wieder mit ihm (Albon, Anm.) passiert ist. Es hat sich wie ein normaler Rennunfall angefühlt. Aber wenn sie (die Stewards, Anm.) meinen, dass ich die Strafe verdiene, dann akzeptiere ich sie. Es geht weiter“, sagte der Brite.

Albon-Sieg „wäre leicht möglich gewesen“

Albon lag die meiste Zeit über auf Position drei, hatte am Ende mit schnelleren Softreifen aber die Möglichkeit, das führende Mercedes-Duo zu attackieren. Doch der Versuch, Hamilton außen zu passieren, endete im Kiesbett. Wenige Runden später musste der in London geborene Sohn einer Thailänderin und eines Briten sein Auto dann überhaupt abstellen und wurde nur als 13. gewertet.

„Das ist wirklich frustrierend“, meinte er im Anschluss. „Ein Sieg wäre leicht möglich gewesen.“ Seiner Mannschaft im Hintergrund stellte er ein Topzeugnis aus: „Wir haben eine großartige Strategie gehabt. Die Crew hat toll gearbeitet bei den Boxenstopps.“ Marko ergänzte: „Wir haben superfrische Soft gehabt. Wir haben gesehen, mit welchem Überschuss der Alex am Hamilton vorbeigefahren ist. Also: Es hätte für den Sieg gereicht. Jetzt stehen wir etwas begossen da.“

Alexander Albon und Helmut Marko (Red Bull)
GEPA/XPB Images
Albon bedurfte nach dem Rennen einer positiven Zusprache von Helmut Marko

Doppelter Ausfall schmerzt

Red Bull verzeichnete nämlich beim Heimrennen von Teameigentümer Dietrich Mateschitz einen „Salto nullo“. Denn neben Albon fiel auch Max Verstappen aus. Der 22-jährige Niederländer, der den Siegeshattrick in Österreich angepeilt hatte, wurde bereits in der zwölften Runde von einem technischen Defekt gestoppt. „Elektronik. Das Detail wissen wir noch nicht“, sagte Marko im ORF-Interview und grenzte das Problem ein.

Verstappen selbst hatte „keine Ahnung, was da passiert ist“. Er habe auf einmal keinen Vortrieb gehabt, die Räder hätten blockiert. „Ich denke, es wäre ein sicheres Podest und Platz drei ein guter Start in die Saison gewesen, aber was kannst du tun? Das ist Rennsport, und so ist es“, sagte Verstappen. „Man kann das Resultat jetzt nicht ändern. Es ist schade für alle, die so hart gearbeitet haben, dass wir an diesem Wochenende hierher zurückkehren konnten.“

Max Verstappen
GEPA/XPB Images
Verstappen musste einen Großteil des Rennens aus der Red-Bull-Box verfolgen

Laut Marko müsse man jetzt die Zuverlässigkeit verbessern und etwas am Speed arbeiten. „Aber generell passt die Richtung“, stellte Marko fest. „Wir haben fünf Tage Zeit. Jetzt heißt es hart arbeiten, dass so etwas nicht mehr vorkommt. Man hat gesehen, im Rennen schaut es doch wieder anders aus. Aber es schmerzt.“

Grand Prix von Österreich in Spielberg

Endstand nach 71 Runden (306,452 km):
1. Valtteri Bottas FIN Mercedes 1:30:55,739
2. Charles Leclerc MON Ferrari + 2,070
3. Lando Norris GBR McLaren 5,491
4. Lewis Hamilton GBR Mercedes 5,689 *
5. Carlos Sainz ESP McLaren 8,903
6. Sergio Perez MEX Racing Point 15,092
7. Pierre Gasly FRA Alpha Tauri 16,682
8. Esteban Ocon FRA Renault 17,456
9. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 21,146
10. Sebastian Vettel GER Ferrari 24,545
11. Nicholas Latifi CAN Williams 31,650
12. Daniil Kwjat RUS Alpha Tauri 2 Runden
13. Alexander Albon THA Red Bull 4 Runden

* Strafe von fünf Sekunden wegen Kollision mit Albon

Out: Max Verstappen (NED/Red Bull), Daniel Ricciardo (AUS/Renault), Lance Stroll (CAN/Racing Point), Kevin Magnussen (DEN/Haas), Romain Grosjean (FRA/Haas), George Russell (GBR/Williams), Kimi Räikkönen (FIN/Alfa Romeo)

Schnellste Runde: Norris 1:07,475 (71.)