Ferrari F1 Pilot Sebastian Vettel.
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Formel 1

„Vettel und Ferrari – das wird nichts mehr“

Die Pressestimmen zum Grand Prix von Österreich sind sich einig: Neben der ungewohnten Atmosphäre ohne Zuschauer aufgrund der Coronavirus-Pandemie und der Vorstellung von Sieger Valtteri Bottas, der sich zum WM-Konkurrenten für Titelverteidiger Lewis Hamilton machte, fiel am Sonntag beim ersten Saisonrennen vor allem Sebastian Vettel im Ferrari auf. Den 241. Grand Prix seiner Karriere beendete der vierfache Weltmeister erstmals auf einem zehnten Platz.

Deutschland

„Süddeutsche Zeitung“: Die Formel 1 ist schon immer ein Wettbewerb um die prächtigsten Bilder gewesen. Der um 112 Tage verspätete Auftakt der Formel 1 in Spielberg lieferte Hunderte außergewöhnliche Motive: Männer mit Masken. Leere Tribünen. Piloten mit Anti-Rassismus-Shirts. In Schwarzpfeile umlackierte Silberpfeile. Eine Trachtengruppe, die den „Erzherzog-Johann-Jodler“ über die grünen Wiesen in der Steiermark schmetterte. Und schließlich einen ferngesteuerten Servierwagen, der dem Rennsieger Valtteri Bottas freundlicherweise ein Handtuch und ein bisschen Sprudelwasser ohne zwischenmenschlichen Kontakt und Coronaviren zukommen ließ. Nachdem Bottas einen blitzsauberen Start-Ziel-Sieg auf den Asphalt gebrannt hatte. Aber eines der deftigsten und unnötigsten Motive lieferte Sebastian Vettel. Weil es seinen Kritikern zusätzliche Munition liefern wird, dass die Scuderia Ferrari völlig richtig entschieden hat, seinen Vertrag am Ende der Saison auslaufen zu lassen.

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“: Inkognito zur Weltpremiere. An Geisterspiele im Fußball hat man sich inzwischen gewöhnt, Geisterrennen in der Formel 1 sind Neuland. 112 Tage nach dem abgesagten Saisonstart in Melbourne zeigte die Königsklasse am Red-Bull-Ring die Uraufführung eines Grand Prix ohne Publikum. Das Wettrennen der schnellsten Fahrer der Welt fühlte sich an wie eine Kreuzung aus Testfahrten und Videospiel. Es gab keine Zuschauer, keine Verkehrsstaus, nicht einmal Werbeplakate, die darauf hinwiesen, dass da die erste internationale Großveranstaltung seit Ausbruch der Corona-Krise stattfand. Der sonst so laute Grand-Prix-Zirkus trat inkognito an.

„Bild“-Zeitung: Sie wollten es noch ein allerletztes Mal zusammen versuchen, doch schon beim ersten Rennen der Formel-1-Saison 2020 wird unweigerlich klar: Sebastian Vettel (33) und Ferrari – das wird nichts mehr! Der Geister-Auftakt in Österreich gerät im fünften und letzten gemeinsamen Jahr zum Desaster für das einstige rote Traumpaar. Vettel wird Vorletzter, während Teamkollege Charles Leclerc (22) in einem chaotischen Rennen Zweiter wird.

Großbritannien

„The Guardian“: Zwischenfall, Show, Drama, Spannung: Die Formel 1 hätte sich keinen besseren Saisonauftakt beim Großen Preis von Österreich wünschen können. Das Coronavirus hat vielleicht dafür gesorgt, dass es auf dem Red Bull Ring keine Fans gab, die Zeuge des großen Theaters waren, aber es kann versichert werden, dass sie von dem Rennen, das bis zur letzten Zehntelsekunde der letzten Runde hin und her wog, begeistert gewesen wären. Valtteri Bottas holte den Sieg für Mercedes von der Poleposition aus, war aber nur ein Spieler in einer großen Besetzung.

„Daily Mail“: Sebastian Vettel zeigt, warum Ferrari ihn loswerden will. Vettel startete in die Saison und musste sich beweisen, nachdem Ferrari ihm für 2021 zugunsten von Carlos Sainz den Laufpass gegeben hat. Stattdessen rechtfertigte der Deutsche lediglich deren Entscheidung, indem er seinem Nachfolger bloß hinterherfuhr, in einer schon bekannten Weise, bevor er als Vorletzter endete. Ein miserabler Saisonstart für den Deutschen, der einen traurigen Schatten des Fahrers abgibt, der einst vier Weltmeisterschaften hintereinander gewann.

Italien

„La Gazzetta dello Sport“: Vettel wird Zehnter und versucht, die Schuld für die Fehler von sich zu schieben. In Wirklichkeit muss er sie bei sich selbst suchen. Wie soll man Ferrari widersprechen, das für die Zukunft auf Leclerc setzt? Das Team von Mattia Binotto ist gut aus einem Alptraumwochenende herausgekommen. (…) Vettel dreht sich bei einem Überholmanöver gegen Sainz, der wiederum gegen Leclerc kämpft, und alles ist seine Schuld. Ein Bremsmanöver wie von einem Anfänger. Die Liste der Fehler ist jetzt schon lang.

„Tuttosport“: Wahnsinnsaufholjagd für Leclerc. Der Monegasse endet überraschend auf dem zweiten Platz des Weltmeisterschaftsrennens dank einer außerordentlichen Aufholjagd und zwei Gänsehaut-Überholmanövern gegen Norris und Perez und der Strafe für Lewis Hamilton. Mercedes kann lächeln, denn es ist Valterri Bottas, der den Großen Preis von Österreich der Formel 1 gewinnt.

Frankreich

„L’Equipe“: Valtteri Bottas … Tadellos beim Qualifying und beim Rennen, ist der Finne jetzt der erste Spitzenreiter in der Weltmeisterschaft, wie voriges Jahr. Schafft er es, diesen Platz bis zum Ende zu halten? Wenn es ihm gelingt, so schnell und ruhig wie am Sonntag zu bleiben, kann er daran glauben. Bottas hat es geschafft, nicht nass zu werden in Österreich, mit einem guten Start, einer fehlerfreien Fahrt auf der Piste und gelungenen Neustarts. Mit ruhigem Blut konnte er sich aus den Unfällen raushalten und setzt bereits seinen Teamkollegen Lewis Hamilton unter Druck.

Schweiz

„Blick“: Viel Action beim ersten Formel-1-Rennen der neuen Saison. Nur 11 von 20 Autos kommen ins Ziel! Mercedes gewinnt den GP zwar. Allerdings siegt Valtteri Bottas und nicht Favorit Lewis Hamilton. Alfa-Sauber holt durch Giovinazzi zwei Punkte! Sein Teamkollege Kimi Räikkönen fällt dagegen spektakulär aus. Und Ferrari holt nach dem verpatzten Qualifying am Samstag noch Platz zwei durch Leclerc.