Training von Sturm Graz
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Bundesliga

Sturm Graz steht vor dem Neuaufbau

Nach einer Saison zum Vergessen soll bei Puntigamer Sturm Graz „kein Stein auf dem anderen bleiben“. Zumindest wenn es nach Präsident Christian Jauk geht. Er und Sportdirektor Andreas Schicker gaben bei einem Pressetermin am Donnerstag Einblick in die Zukunftsstrategie. Die sieht eine Verjüngung, langfristige Planung und eine Durchgängigkeit von der Akademie bis zur Kampfmannschaft vor.

Platz drei und die Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League war das Ziel, geworden ist es Platz sechs. Auch angesichts der Investitionen, der höchsten in Jauks Amtszeit, äußerst bescheiden. „Die Gruppenphase war zu verlockend“, argumentierte Jauk jetzt, warum man nicht schon im Sommer 2019 eine nachhaltigere Entwicklung eingeleitet habe.

„Wir haben alle eine Lektion erhalten“, sagte der Clubboss, der „lange den Mund gehalten“ hat, für den nun aber klar ist: „Es gibt Wichtigeres als den kurzfristigen Erfolg, den wir diese Saison angestrebt haben, an dem wir aber gescheitert sind.“

Die Zukunftspläne von Sturm Graz

Der SK Puntigamer Sturm Graz hat am Donnerstag über die abgelaufene Saison Bilanz gezogen und gleich Veränderungen für die Zukunft präsentiert.

Jauk vermisste bei der Kampfmannschaft „Tugenden, die im Leitbild festgelegt sind, wie Einsatz. Das müssen wir jetzt ändern.“ Man werde sich „alles anschauen, kein Stein darf auf dem anderen bleiben. Es gibt nichts, was es nicht zu hinterfragen gibt“, sagte der 55-Jährige, der sich bei den Fans explizit entschuldigte – aber auch für Geduld bei zukünftigen Entwicklungen warb. Dass der sechste Platz im Vereinsumfeld als „Katastrophe“ gesehen werde, sei klar. „Das Umfeld ist nervös, vielleicht lassen wir das aber auch zu stark zu.“

Sturm machte Kardinalfehler

„Jünger und sympathischer“, lautet die Vorgabe von Jauk und auch die Vorstellung von Schicker, der am Montag dem Vorstand sein Konzept präsentierte. „Die Entwicklung von Spielern und der Mannschaft braucht Zeit. Dazu braucht man innere Geschlossenheit. Es war ein Kardinalfehler, uns von der Tabelle blenden zu lassen, nicht auf Kontinuität zu setzen und ohne langfristiges Denken zu arbeiten.“

Andreas Schicker und Christian Jauk (Sturm)
GEPA/Christian Walgram
Sportdirektor Schicker und Präsident Jauk wollen Sturm Graz wieder in lichtere Höhen führen

Für den seit April amtierenden Sportdirektor soll „die Entwicklung das Wichtigste sein. Wir wollen eine verjüngte Mannschaft sehen, und wenn wir investieren, dann nur in die Spitze. Wir dürfen den Weg für junge Spieler in der Kampfmannschaft nicht blockieren“, sagte der 36-Jährige über seine Vorstellungen für die Zukunft.

Kooperation mit Kapfenberg

Auch wenn das erste Jahr „ein Entwicklungsjahr“ sein werde, müsse man nicht fürchten, dass eine Amateurtruppe auf dem Platz stehen werde, meinte Schicker. Jauk („Das Konzept ist von Mut getragen“) hielt fest, dass „die Kategorie Meistergruppe nicht die alleinige Kategorie ist, in der wir denken“.

Mit der Verjüngung soll eine „Durchgängigkeit von Jugend, Akademie und Amateuren bis in die Kampfmannschaft“ sichergestellt werden. Um das besser hinzubekommen, kündigte der Club am Donnerstag auch eine Kooperation mit dem steirischen Zweitligisten Kapfenberg an, der quasi als Bindeglied zwischen den in der Regionalliga kickenden Amateuren und der Kampfmannschaft fungieren soll.

Kader und neuer Trainer noch offen

Mit welchem Trainer und welchem Kader die kommende Saison bestritten wird, ist noch offen. Fix sind die Abgänge von Kiril Despodow, Thomas Schrammel, Juan Dominguez, Isaac Donkor und Florian Ferk, unsicher ist die Zukunft von Christoph Leitgeb, Thorsten Röcher und Anastasios Avlonitis. Für Otar Kiteishvili gebe es lose Anfragen, intern sei ein Preis festgelegt worden.

Sicher werde man „manchen nicht 1:1“ ersetzen können, das Budget sei auch coronavirusbedingt reduziert worden. „Es sind im Herbst nur zwölf Meisterschaftsspiele vorgesehen, die Punkte nur 50 Prozent wert“, sagte Schicker. „Wir dürfen nicht den Fehler machen, nicht Ruhe zu bewahren. Falsche Transfers sind immer schlechter als keine Transfers.“