Der neue LASK-Trainer Dominik Thalhammer
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Fußball

Thalhammer folgt Ismael als LASK-Coach

Die Zeit von Valerien Ismael als Trainer des LASK ist nun auch offiziell nach rund einem Jahr vorbei. Die Linzer präsentierten am Samstag bereits den Nachfolger des Franzosen, der trotz großer Erfolge nicht nur über verbotene Mannschaftstrainings gestolpert war. Neuer Coach beim LASK ist Dominik Thalhammer, der nach erfolgreichen Jahren als Teamchef der Frauen in den Männer-Fußball zurückkehrt und beim LASK auch Sportdirektor wird. Entgegen erster Rücktrittsgerüchte bleibt Vizepräsident Jürgen Werner beim Club.

„Nach neun Jahren beim Frauen-Nationalteam fällt mir der Abschied schwer. Ich hoffe aber, dass mir der ÖFB bei meiner Vertragsauflösung entgegenkommt, damit ich schon gegen Manchester United am 5. August auf der Bank sitzen kann“, so Thalhammer in einer Aussendung. Der 49-Jährige hatte die Frauen 2017 sensationell bis ins Semifinale der Europameisterschaft geführt und lag nun in der EM-Qualifikation gut im Rennen. Für Thalhammer, der auch als Leiter der ÖFB-Trainerausbildung fungierte, ist es eine Rückkehr nach Linz: 2007/08 war der Wiener Sportkoordinator im Team von Trainer Karl Daxbacher.

Der Abschied von Ismael war am Freitag kolportiert, aber nicht offiziell bestätigt worden. Dem 44-Jährigen waren trotz aller Erfolge – so stieß der LASK bis ins Achtelfinale der Europa League vor und führte vor der Coronavirus-Pause souverän die Bundesliga-Tabelle an – nicht nur die verbotenen Mannschaftstrainings vor dem Neustart der Meisterschaft nach der coronavirusbedingten Pause zum Verhängnis geworden, sondern wohl auch atmosphärische Störungen innerhalb des Teams. Ismaels Vertrag wäre in Oberösterreich noch bis 2022 gelaufen.

Dominik Thalhammer mit dem ÖFB-Damenteam
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Dominik Thalhammer verlässt die Frauen-Nationalmannschaft und kehrt zum LASK zurück

Für die Missachtung der CoV-Regeln, für die Ismael und Werner die Verantwortung übernommen hatten, waren dem LASK zuerst sechs und nach Einspruch vier Punkte abgezogen worden. Am Ende verpassten die Linzer nach und nach ihre sportlichen Ziele und als Vierter die direkte Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League. Nach einer Saisonanalyse kam es zum Bruch mit Ismael, der gemäß einem Bericht der „Oberösterreichischen Nachrichten“ den „Draht zur Mannschaft ein wenig verloren“ haben soll.

Thalhammer neuer LASK-Trainer

Dominik Thalhammer folgt beim LASK auf den entlassenen Valerien Ismael als neuer Coach nach.

Werner bleibt Vizepräsident

Entgegen erster Gerüchte um einen Rückzug von Werner, der als Mastermind hinter den Erfolgen des LASK gilt und Ismael 2019 nach Linz geholt hatte, bleibt er Vizepräsident. Wie ORF.at erfuhr, ist es zuletzt auch innerhalb des Trainerteams zu einem Zwist gekommen, und Kotrainer Andreas Wieland soll bei Gruber den Führungsanspruch gestellt und damit auch Gehör gefunden haben. Wieland hatte bereits Blau-Weiß-Linz-Trainer Ronald Brunmayr, früher waren sie beide beim LASK-Kooperationsclub Juniors OÖ und in der Akademie tätig, gefragt, ob er sein Assistent werden wollen würde – Brunmayr sagte ab.

Werner wollte Ismael halten, letztlich einigten sich der frühere Spielerberater und Gruber, der bei der Pressekonferenz hinsichtlich der verbotenen Mannschaftstrainings am 15. Mai Ismael (und auch Werner) als „sakrosankt“ bezeichnet hatte, auf Thalhammer. Nun soll beim LASK, der dieser Tage wie in früheren Zeiten mehr durch Chaos als durch Professionalität aufgefallen ist, wieder Ruhe einkehren. In der Presseaussendung, die Samstagmittag ausgeschickt worden war, waren Werner und Gruber sichtlich um Harmonie bemüht.

Thalhammer als LASK-Wunschkandidat

„Wir bedanken uns bei Valerien sehr herzlich für seine gute und engagierte Arbeit. Das ist keine Entscheidung gegen Valerien Ismael, sondern eine Entscheidung für Dominik Thalhammer“, wurde Werner zitiert. „Er war schon im letzten Sommer unser Wunschkandidat. Wir haben aber verstanden, dass er sich dem Frauen-Nationalteam und dem ÖFB verpflichtet fühlt. International hatten wir vor einem Jahr noch nicht viel erreicht und unser Team war im Umbruch“, so Werner.

„Als wir heuer nochmal angefragt haben und die Chance da war, wussten wir, dass wir jetzt schnell Nägel mit Köpfen machen müssen“, wurden Gruber und Werner zusammen zitiert. Thalhammer betonte: „Durch die internationalen Erfolge, die großartigen Leistungen, vor allem im Grunddurchgang, und den anstehenden Stadionbau ist der LASK für mich als Linzer eine Riesenchance, die ich nicht noch einmal ablehnen konnte. Ich bin von diesem Projekt absolut überzeugt.“

„Stets auf einer Wellenlänge“

„Mit Dominik Thalhammer befinden wir uns schon seit Jahren in regelmäßigem, gutem Austausch. Wir waren dabei stets auf einer Wellenlänge. Das Präsidium war sich immer bewusst, dass er wohl wie kein Zweiter zum LASK, unserer Philosophie und unseren Zielen passt. Wir haben seine Situation immer beobachtet, über unverbindliche Gespräche sind wir bisher aber nicht hinausgekommen“, schilderte Gruber den Annäherungsversuch.

„Dominik Thalhammer war mit 33 Jahren der jüngste Trainer, der je eine Mannschaft der obersten österreichischen Spielklasse betreut hat (Admira, Anm.). Seither hat er sich in vielen verschiedenen Funktionen weiterentwickelt und besitzt einen ganz speziellen, ganzheitlichen Blick auf den Fußball. Wir sind unglaublich glücklich, dass wir ihn für unser Projekt gewinnen konnten. Er wird uns nochmal besser machen“, blickte Werner bereits euphorisch auf die neue Saison.

ÖFB lässt Thalhammer ziehen

Wo ein lachendes Auge, da auch ein weinendes. Der ÖFB lässt seinen höchst erfolgreichen Frauen-Teamchef ziehen. „Dominik Thalhammer hat in den vergangenen Jahren Großartiges für den ÖFB und das Frauen-Nationalteam geleistet und hinterlässt dementsprechend eine große Lücke. Ich kann verstehen, dass Dominik diese riesige Chance nutzen möchte“, so Präsident Leo Windtner. Der ÖFB stehe einer einvernehmlichen Auflösung des Vertrages positiv gegenüber.

„Dominik hat sehr viele innovative Ideen eingebracht, konnte viel entwickeln und hat mit dem Frauen-Nationalteam Erfolge gefeiert. Wir sind jetzt dabei, die frei gewordenen Bereiche in den kommenden Wochen neu zu strukturieren und bestmöglich zu besetzen, um die nächsten Schritte für die Entwicklung des Frauenfußballs und der Trainerausbildung zu setzen“, sagte ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel. Die Nachbesetzung drängt nicht, die EM-Endrunde wurde wegen der Pandemie auf 2022 verschoben. Das nächste Qualifikationsspiel soll das ÖFB-Team nach vier Siegen am 22. September in Kasachstan bestreiten.

LASK auf Ismael „nicht böse“

Gruber, der dem ÖFB wiederum für das Entgegenkommen dankte, hatte unterdessen auch noch eine Botschaft für Ismael parat. „Wir können den Ärger und Frust von Ismael, nach dieser großartigen Saison gehen zu müssen, nachvollziehen. Die Entscheidung ist uns wirklich sehr schwergefallen. Wir hoffen, dass er unsere Position irgendwann versteht und sind ihm auch nicht böse, dass er seinen Abschied selbst bekanntgegeben hat“, so der streitbare LASK-Chef, der von den verbotenen Mannschaftstrainings nichts gewusst haben will.

Lask Linz Trainer Valerien Ismael.
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Nach nur einer Saison musste Valerien Ismael als LASK-Coach wieder gehen

Für Ismael geht in jedem Fall die bisher erfolgreichste Trainerstation jäh zu Ende. Der frühere Verteidiger von Bayern München und Werder Bremen, der als Überraschungsmann und Nachfolger von Oliver Glasner präsentiert worden war, hatte den LASK im Grunddurchgang auf Platz eins mit sechs Punkten Vorsprung auf Serienmeister Salzburg geführt. In der Europa League feierten die Athletiker als funktionierende und harmonische No-Name-Truppe den Gruppensieg und schalteten auf dem Weg ins Achtelfinale auch AZ Alkmaar aus. Im Hinspiel setzte es dann gegen Manchester United vor leeren Rängen auf der Linzer Gugl ein 0:5, der Anfang vom Ende für Ismael in Linz.