Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton während des zweiten Spielberg-Grand-Prixs
APA/AFP/Joe Klamar
Formel 1

Hamilton schlägt bei Steiermark-GP zurück

Lewis Hamilton hat sich für seine Zeitstrafe zum Saisonauftakt eindrucksvoll revanchiert. Der englische Weltmeister feierte beim Grand Prix der Steiermark in Spielberg einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg und stand zum 85. Mal auf der obersten Stufe des Podests. Rang zwei ging an seinen finnischen Mercedes-Kollegen Valtteri Bottas, der fünf Runden vor Schluss den Niederländer Max Verstappen im Red Bull noch auf den dritten Platz verdrängte. Ein Debakel setzte es für Ferrari.

Eine Woche nachdem Mercedes beim Erfolg von Bottas dank einer Fünfsekundenstrafe gegen den damals zweitplatzierten Hamilton ein Doppelsieg verwehrt geblieben war, holten die in schwarz gehaltenen Silberpfeile in umgekehrter Reihenfolge den Coup nun nach. Nach seinem 85. Sieg fehlen Hamilton nur noch sechs Erfolge auf die 91 Grand-Prix-Siege von Rekordhalter Michael Schumacher. Auf dem Red Bull Ring durfte sich der 35-Jährige, der am Samstag mit einer Fabelrunde im strömenden Regen seine 89. Poleposition geholt hatte, über den zweiten Triumph nach 2016 freuen.

„Ich bedanke mich bei meinem gesamten Team. Was war das bisher für ein verrücktes Jahr, und dann so ein tolles Rennen und eine perfekte Strategie. Ich habe versucht, das Optimum herausholen und mich von den Curbs fernzuhalten. Ich bin einfach dankbar, hier wieder ganz oben zu stehen“, sagte Hamilton, der seit 2016 in Spielberg viermal in Folge das Podest verpasst hatte. „Von mir aus könnten wir ab sofort jedes Wochenende ein Rennen fahren“, sagte Hamilton, der nun auch in seiner 14. Saison zumindest einen Sieg feierte, im Hinblick auf das nächste Rennen. Das steigt am kommenden Sonntag auf dem Hungaroring vor den Toren der ungarischen Hauptstadt Budapest.

Hamilton dominiert bei Steiermark-Grand-Prix

Lewis Hamilton feiert den Sieg beim Großen Preis der Steiermark. Platz zwei sichert sich im Finish sein Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas, Max Verstappen komplettiert das Podest.

Perez sorgt für Action

Auch in der WM-Wertung liegen nun die beiden Mercedes voran. Nach den beiden Auftaktrennen in Spielberg führt Bottas, der Gewinner des offiziellen Grand Prix von Österreich, sechs Punkte vor Titelverteidiger Hamilton. Auf Rang drei in der Gesamtwertung rangiert nach zwei Rennen der Brite Lando Norris, der nach Platz drei vor einer Woche diesmal hinter Alexander Albon aus Thailand im zweiten Red Bull auf dem fünften Rang landete.

Norris profitierte dabei auch von einem ramponierten Auto des Mexikaners Sergio Perez. Der Racing-Point-Pilot hatte sich davor von Startplatz 17 nach vorne gearbeitet, bei einem Überholmanöver aber seinen Boliden beschädigt. Norris nutzte im McLaren die Gunst der Stunde und verdrängte Perez noch in der vorletzten Kurve vom fünften auf den sechsten Platz. Apropos McLaren: die schnellste Runde im Rennen ging mit 1:05,619 Min. überraschend an Norris’ Teamkollegen Carlos Sainz, der Rang neun belegte. Schneller absolvierte die Runde auf dem Red Bull Ring noch keiner.

Leclerc verursacht Ferrari-Aus

Für Ferrari war der erste Grand Prix der Steiermark so wie schon das Qualifying zum Vergessen. Die „Scuderia“, die vor einer Woche noch Platz zwei von Charles Leclerc bejubeln durfte, erlebte erstmals seit Singapur 2017 einen Totalausfall. Und so wie vor drei Jahren, als Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen nach dem Start miteinander kollidiert waren, hatten sich die Italiener den Doppelausfall selbst zuzuschreiben.

Bereits in der ersten Runde ging dem nur von Startplatz 14 aus ins Rennen gegangenen Leclerc in der engen Remus-Kurve eingangs der Schönberg-Geraden beim Versuch, Ränge gutzumachen, der Platz aus. Der Monegasse krachte ausgerechnet in seinen Teamkollegen Vettel, der eingeklemmt zwischen mehreren Autos nicht ausweichen konnte. Aufgrund der Schäden musste der Deutsche noch in der ersten Runde seinen Ferrari in der Box parken, wenig später war das Rennen auch für Leclerc vorbei. Detail am Rande: Auch in Brasilien 2019 war das Duo in der Schlussphase nach einer Kollision nicht ins Ziel gekommen, damals aber gewertet worden, weil sie 90 Prozent der Renndistanz absolviert hatten.

Ausfall von Sebastian Vettel

Nach einer Kollision mit seinem Ferrari-Kollegen Charles Leclerc ist das Rennen für den Deutschen nach nicht einmal einer Runde vorbei.

Obwohl von einer Schutzmaske verdeckt, stand Vettel der Ärger über den Crash ins Gesicht geschrieben. „Ich hatte schon zwei Autos neben mir, wollte mich aus allem raushalten. Drei Autos in einer Kurve geht nicht“, sagte der Deutsche. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass Charles etwas versucht.“ Leclerc nahm die Schuld auch ohne Umschweife auf sich. „Es war mein Fehler, ich habe es vermasselt“, sagte der Monegasse im ORF, „Seb (Vettel, Anm.) konnte nichts dafür. Ich habe mich auch dafür bei ihm (Vettel, Anm.) entschuldigt. Ich war sehr motiviert für heute, vielleicht zu viel.“

Verstappen heuer erstmals auf Podium

Nicht ganz zufrieden war auch Verstappen, obwohl er Red Bull nach seinem Ausfall zum Auftakt mit Platz drei nun das erste Podium gesichert hatte. „Ich habe wirklich alles probiert. Aber wir waren am Ende zu langsam“, sagte der zweifache Spielberg-Sieger seufzend, nachdem er in der Schlussphase Bottas im zweiten Versuch passieren lassen musste. „Ich habe versucht, es Bottas so schwer wie möglich zu machen. Es ging aber nicht. Eigentlich war das Rennen eher langweilig für mich“, sagte Verstappen. Sein Fazit: „Wir haben Arbeit vor uns.“

Verstappen wehrt Bottas-Attacke ab

Der Niederländer wehrt den ersten Angriff des Finnen gerade noch ab.

Vor dem Rennen setzten die Fahrer so wie schon vor einer Woche ein Zeichen gegen Rassismus. Die Piloten trugen vor der Freigabe des Rennens schwarze T-Shirts, die meisten mit der Aufschrift „End Racism“. Hamiltons Shirt trug erneut die Botschaft „Black lives matter“. Der sechsfache Weltmeister aus England ging wie schon beim Formel-1-Neustart vor einer Woche auch auf die Knie. Wie schon beim ersten Spielberg-Rennen folgten viele seiner Kollegen dem Beispiel.

Grand Prix der Steiermark in Spielberg

Endstand nach 71 Runden (307,02 km):
1. Lewis Hamilton GBR Mercedes 1:22:50,683
2. Valtteri Bottas FIN Mercedes + 13,719
3. Max Verstappen NED Red Bull 33,698
4. Alexander Albon THA Red Bull 44,400
5. Lando Norris GBR McLaren 1:01,470
6. Sergio Perez MEX Racing Point 1:02,387
7. Lance Stroll CAN Racing Point 1:02,453
8. Daniel Ricciardo AUS Renault 1:02,591
9. Carlos Sainz ESP McLaren 1 Runde
10. Daniil Kwjat RUS Alpha Tauri 1 Runde
11. Kimi Räikkönen FIN Alfa Romeo 1 Runde
12. Kevin Magnussen DEN Haas 1 Runde
13. Romain Grosjean FRA Haas 1 Runde
14. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 1 Runde
15. Pierre Gasly FRA Alpha Tauri 1 Runde
16. George Russell GBR Williams 2 Runden
17. Nicholas Latifi CAN Williams 2 Runden

Out: Sebastian Vettel (GER/Ferrari), Charles Leclerc (MON/Ferrari), Esteban Ocon (FRA/Renault)

Schnellste Runde und Streckenrekord: Sainz 1:05,619