Beschädigter Ferrari von Sebastian Vettel
GEPA/XPB Images/Charniaux
Formel 1

Totalschaden für Ferrari in Spielberg

Während Mercedes am Sonntag beim GP der Steiermark dank Lewis Hamilton und Valtteri Bottas den 54. Doppelsieg in der WM-Geschichte gefeiert hat, hat Ferrari in Spielberg im zweiten Rennen ein Desaster erlebt. Ein von Charles Leclerc ausgelöster Crash mit seinem Teamkollegen Sebastian Vettel ruinierte schon in der ersten Runde das Rennen, ohne Punkt und frustriert zieht das Team Richtung Budapest weiter.

"Das war das schlimmste Ende für uns“, sagte Teamchef Mattia Binotto. Ruhig werden die nächsten Tage für ihn ganz bestimmt nicht. Die Italiener hatten für das zweite Spielberg-Rennen extra ein Upgrade-Paket mit neuem Frontflügel und neuem Unterboden vorgezogen, das eigentlich erst am kommenden Wochenende in Ungarn zum Einsatz kommen sollte. Doch einen Tag nach der turbulenten Regenqualifikation gab es weder für Leclerc noch für Sebastian Vettel eine Möglichkeit auszutesten, was in dem Paket steckt.

In der Vorwoche hatte Leclerc im offensichtlich unterlegenen Ferrari mit Glück und dank der Kollision von Hamilton mit Alex Albon noch den zweiten Platz des Briten hinter Sieger Bottas geerbt. Diesmal wollte es der von Startplatz 14 ins Rennen gegangene Monegasse mit der Brechstange erzwingen. In der engen Remus-Kurve positionierte er seinen SF1000 im dichten Gedränge ganz innen, dieser hob dank der Kerbs ab und schleuderte gegen den Heckflügel des Autos von Vettel.

Leclerc nimmt Schuld komplett auf sich

„Es ist mir nicht ganz klar gewesen, wo Charles hinwollte“, gab der vierfache Weltmeister nachher zu Protokoll. „Ich denke nicht, dass da Platz war.“ Die Konsequenz: Vettels Wagen war irreversibel beschädigt, der Flügel brach sofort weg. Am Ende der Runde stellte er das Auto in der Box ab und stieg aus. Wenige Runden später musste auch Leclerc Feierabend machen – bei seinem Auto hatte die Frontpartie zu viel abbekommen. „Es ist schmerzvoll“, kommentierte Binotto den Doppelausfall. „Ganz doof für uns beide“, sagte Vettel.

Leclerc nahm die Schuld danach ohne Umschweife auf sich. „Es war komplett mein Fehler. Ich habe es verbockt“, sagte der 22-Jährige. Vettel, der zwischen anderen Autos eingeklemmt war, habe nichts dafür gekonnt, stellte Leclerc klar. Er habe sich dafür auch bei dem Deutschen entschuldigt. „Es tut mir sehr leid. Ich habe das Team hängen lassen", sagte Leclerc im ORF-Interview. „Ich war so motiviert für heute, vielleicht ein bisschen zu viel. Ich hoffe, dass ich daraus lerne. Das ist eine harte Zeit fürs Team, wir brauchen so etwas nicht.“

Druck auf Ferrari-Teamchef Binotto wächst

Erst im vergangenen Jahr in Brasilien waren Vettel, der die „Scuderia“ Ende dieses Jahres verlassen muss, und Leclerc kollidiert und anschließend ebenfalls ausgeschieden. Damals hatten sie sich auf offener Strecke bei hoher Geschwindigkeit beharkt, kamen aber immerhin noch in die Wertung. Der letzte Totalausfall war 2017 in Singapur. Damals räumte Max Verstappen Vettel und Kimi Räikkönen in der ersten Kurve von der Strecke.

Die Ferrari von Sebastian Vettel und Charles Leclerc
APA/AFP/Joe Klamar
Charles Leclerc (Nr. 16) entschuldigte sich bei Sebastian Vettel (Nr. 5) für seinen folgenschweren Fehler

Teamchef Binotto dürfte sich nun wieder unangenehme Fragen von der Konzernspitze anhören müssen. „Es gibt nicht viel zu sagen“, sagte der 50-Jährige. „Es ist einfach schade.“ Speziell für ihn wird der Druck nun größer werden, wenn es nicht rasch gelingt, die Performance zu steigern. „Es ist nicht die Zeit, Schuldige zu suchen, wir müssen weiterarbeiten“, blockte Binotto diese Fragen in Österreich noch ab.

„Es macht schon Lust, aber das Rennen ist extrem kurz gewesen“, sagte Vettel. „Das ist schade, gerade nach letzter Woche. Heute wäre es viel besser gewesen als letzte Woche, das habe ich schon gemerkt. Aber dazu kam es ja nicht.“ In der kommenden Woche in Ungarn hat Ferrari zwar die Chance, es besser zu machen. Von der Spitze sind die Italiener aber derzeit weit entfernt.

Grand Prix der Steiermark in Spielberg

Endstand nach 71 Runden (307,02 km):
1. Lewis Hamilton GBR Mercedes 1:22:50,683
2. Valtteri Bottas FIN Mercedes + 13,719
3. Max Verstappen NED Red Bull 33,698
4. Alexander Albon THA Red Bull 44,400
5. Lando Norris GBR McLaren 1:01,470
6. Sergio Perez MEX Racing Point 1:02,387
7. Lance Stroll CAN Racing Point 1:02,453
8. Daniel Ricciardo AUS Renault 1:02,591
9. Carlos Sainz ESP McLaren 1 Runde
10. Daniil Kwjat RUS Alpha Tauri 1 Runde
11. Kimi Räikkönen FIN Alfa Romeo 1 Runde
12. Kevin Magnussen DEN Haas 1 Runde
13. Romain Grosjean FRA Haas 1 Runde
14. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 1 Runde
15. Pierre Gasly FRA Alpha Tauri 1 Runde
16. George Russell GBR Williams 2 Runden
17. Nicholas Latifi CAN Williams 2 Runden

Out: Sebastian Vettel (GER/Ferrari), Charles Leclerc (MON/Ferrari), Esteban Ocon (FRA/Renault)

Schnellste Runde und Streckenrekord: Sainz 1:05,619