Demonstranten vor dem Stadion der Washington Redskins
AP/Bruce Kluckhohn
NFL

Washington gibt Namen Redskins auf

Die Zeit des Namens Redskins in der National Football League (NFL) ist abgelaufen. Am Montag gaben die Verantwortlichen des Traditionsclubs der US-Profiliga den Abschied des umstrittenen Spitznamens und des dazugehörigen Logos, den rotgesichtigen Kopf eines Häuptlings, bekannt. Wie das Hauptstadtteam künftig heißen wird, ist noch offen.

„Am 3. Juli haben wir den Beginn einer gründlichen Überprüfung des Teamnamens bekanntgegeben. Heute geben wir bekannt, dass wir den Namen und das Logo der Redskins nach Abschluss dieser Überprüfung zurückziehen werden“, teilte der Football-Club am Montag auf seiner Website mit. Die Mannschaft wurde 1932 unter dem Namen Boston Braves gegründet. 1933 folgte die Umbenennung in den seit jeher umstrittenen Name Redskins (Rothäute), unter dem das Team seit 1937 in der US-Hauptstadt spielt.

Der neue Spitzname soll in enger Zusammenarbeit von Besitzer Dan Snyder und dem neuen Trainer Ron Rivera gefunden werden. „Dan Snyder und Coach Rivera arbeiten eng zusammen, um einen neuen Namen und Designansatz zu entwickeln, der das Ansehen unseres stolzen, traditionsreichen Franchise stärkt und unsere Sponsoren, Fans und die Community für die nächsten 100 Jahre inspiriert“, teilte der Verein mit. Die Geschichte des Teams ist auch erfolgreich. Insgesamt dreimal holte sich Washington den NFL-Titel, dreimal davon (1982, 1987 und 1991) in der Super-Bowl-Ära.

Demonstranten vor dem Stadion der Washington Redskins
AP/Tony Avelar
Die jahrzehntelangen Proteste gegen den Namen Redskins zeigten nun Wirkung

Druck zeigt Wirkung

Infolge der fortlaufenden, durch den gewaltsamen Tod von George Floyd bei einem Polizeieinsatz ausgelösten, Proteste gegen Rassismus war der Druck, den umstrittenen Namen zu ändern, auf Haupteigentümer Snyder stetig gewachsen. Anfang Juli forderte das Logistikunternehmen FedEx, Namenssponsor des Stadions, die Verantwortlichen dazu auf, sich von dem seit Jahrzehnten umstrittenen Beinamen zu trennen. Weitere Sponsoren folgten dem Aufruf, der Ausrüster und Handelsketten nahmen Trikots und weitere Fanartikel aus ihren Angeboten.

Ureinwohner der USA hatten sich davor seit Jahrzehnten dafür eingesetzt, den als rassistisch empfundenen Namen nicht mehr zu nutzen, waren aber immer wieder damit gescheitert. Teambesitzer Snyder war einer der größten Verfechter der seit 1933 gebräuchlichen Bezeichnung. „Wir werden den Namen nie ändern. So einfach ist das, NIEMALS – das könnt ihr in Großbuchstaben schreiben“, antwortete der 55-Jährige im Jahr 2013 auf eine entsprechende Frage.

Eine Umfrage der „Washington Post“ 2016 unter Native Americans hatte Snyders Ansicht, dass die Marke Redskins zu wertvoll sei, um sie aufzugeben, damals noch gestärkt. 90 Prozent der Befragten hatten mit Namen und Logo des Football-Teams kein Problem. Nun musste der 55-Jährige dem Druck nachgeben. Schon davor hatte Washington den Namen und eine Statue des Ex-Teambesitzers George Preston Marshall entfernen lassen. Der Clubgründer galt als „größter Rassist der NFL“ und verpflichtete erst 1962 nach Druck der US-Regierung als letzter Teambesitzer afroamerikanische Spieler.

Mehrere fragwürdige Namen

Die Redskins sind auch nicht das einzige US-Profiteam, das in seinem Namen Bezug auf die Ureinwohner Nordamerikas nimmt. Der aktuelle Super-Bowl-Champion aus Kansas City nennt sich seit den 1960ern Chiefs (Dt.: Häuptlinge) und trägt als Erkennungsmerkmal eine Pfeilspitze als Logo. In der Major League Baseball (MLB) sind mit den Atlanta Braves und den Cleveland Indians Teams mit indianischem Namenshintergrund zu finden. Das Eishockeyteam der Chicago Blackhawks gehört zu den Gründungsmitgliedern der National Hockey League (NHL).

In Cleveland, wo man 2018 bereits das Maskottchen „Chief Wahoo“ in Pension schickte, analysiert man ebenfalls die weitere Vorgehensweise in Sachen Namen. Beim Baseballteam in Atlanta hat man hingegen keine Namensänderung im Sinn. Dafür will man den musikalisch untermalten und bei vielen Teams mit indianischem Namen beliebten „Tomahawk chop“ auf den Rängen überdenken. Apropos Namensänderung: Der Schritt ist für ein Team aus der US-Hauptstadt keine Premiere. Denn auch das Basketballteam wurde 1997 in Wizards (Dt.: Zauberer) umbenannt. Der Grund war simpel: Der bis dahin verwendete Spitzname Bullets (Dt.: Kugeln) war dem neuen Besitzer zu gewaltverherrlichend.