FedEx Field, das Heimstadion des NFL Teams Arizona Redskins.
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NFL

Washingtons bunte Liste an neuen Namen

Seit Montag ist es Gewissheit: Nach 88 Jahren verschwindet der Name Washington Redskins („Rothäute“) und das berüchtigte Logo mit dem rotgesichtigen Häuptlingskopf aus der National Football League (NFL). Besitzer Dan Snyder, der erst auf Druck der Sponsoren nachgab, muss nun rechtzeitig vor dem geplanten Saisonstart am 10. September einen neuen Spitznamen und eine neue Identität finden. Auf dem Weg dorthin stehen aber einige Hürden im Weg.

Jahrzehntelang hatten sich Abordnungen amerikanischer Ureinwohner vergeblich bemüht, das Football-Team aus der US-Hauptstadt zur Änderung des abwertenden Namens zu bewegen. Der gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz, die dadurch ausgelösten Proteste in den USA und letztlich der Druck namhafter Sponsoren – allen voran FedEx – zwangen den bisher unnachgiebigen Teambesitzer Snyder nun in die Knie.

Gemeinsam mit seinem neuen Cheftrainer Ron Rivera, der unmittelbar nach der FedEx-Drohung, sich als Sponsor des Stadions zurückzuziehen, einen neuen Teamnamen befürwortet hatte, soll nun so schnell wie möglich ein neuer Zusatz für das Traditionsteam gefunden werden. Dieser sollte angesichts der Vorgeschichte nicht erneut in irgendeiner Art diskriminierend sein und die erfolgreiche Geschichte der Mannschaft formerly known as Redskins widerspiegeln.

Der Quarterback der Arizona Redskins, Doug Williams im SuperBowl Finale gegen die Denver Broncos 1988.
AP/Elise Amendola
Doug Williams sorgte in den 1980ern als schwarzer Spielmacher mit dem Häuptlingslogo auf dem Helm für Furore

Viele Fans in Washington nahmen aufgrund der Erfolge, die sie mit dem Namen Redskins verbinden, auch mit Wehmut Abschied. „Hail to the Redskins“ war ein gängiger Abschiedsgruß in diversen Sozialen Netzwerken. Neben insgesamt fünf NFL-Titeln, davon drei (1982, 1987 und 1991) in der Super-Bowl-Ära, verbindet die Ligageschichte mit dem Begriff Redskins auch Doug Williams, der 1988 als erster schwarzer Quarterback ein Team zum Titel führte. Eine Ironie der Geschichte, denn Washington war 1962 das letzte Team, das Afroamerikaner in den Kader aufnahm.

Von Red Tails bis Sentinals

Über den neuen Namen des Hauptstadtclubs wird seit der FedEx-Drohung Anfang Juli fleißig spekuliert. Eines ist fix: Die Farben Rot und Gold sollen weiter bestehen bleiben. Und zumindest der aktuelle Quarterback Dwayne Haskins Jr. hat so wie viele Fans mit Red Tails („Rotschwänze“) bereits einen Favoriten. Der Name wäre eine 180-Grad-Wende in Sachen rassistischer Bezeichnung. Denn Red Tails war der Spitzname der Tuskegee Airmen aus dem Zweiten Weltkrieg, den ersten schwarzen Piloten der US-Armee. Zusätzliches Plus: Mit der Hommage an Soldaten würde eine zusätzliche von Snyder ausgegebene Anforderung an den neuen Namen erfüllt.

Eine populäre Lösung wäre auch die Bezeichnung Warriors („Krieger“). In diesem Fall könnte der Verein auf ein altes Logo aus den 1970ern, eine stilisierte Speerspitze, zurückgreifen und müssten seinen Gesamtauftritt nur marginal ändern. Der große Nachteil ist der neuerliche Bezug zu den amerikanischen Ureinwohnern, der manchen Kritikern bei Sportteams generell sauer aufstößt. Ein Neustart sähe deutlich anders aus. Auch die Bezeichnungen Red Hawks („Rotfalken“) und Red Wolves („Rotwölfe“) werden hoch gehandelt.

Reizvoll scheint aus Sicht so mancher Beobachter auch der Name Red Hogs oder War Hogs. Doch die Hommage an Washingtons Offensive Line der 1980er – das Herzstück zweier NFL-Titel – wäre vor allem für deutsche Ohren gewöhnungsbedürftig. Denn Hog ist ein anderes Wort für Schwein. Auch der Name Senators ist eher unwahrscheinlich, denn so hieß bereits der Vorgänger von Baseball-Meister Washington Nationals. Cineasten plädieren übrigens für den Namen Sentinals. Die sorgten angeführt von Keanu Reeves, als Kultfigur Shane Falco, im Film „Helden aus der zweiten Reihe“ als Ersatzteam während eines fiktiven Streiks für Furore.

Streit um die Rechte

Laut mehreren Beobachtern scheint die Wahl des neuen Namens und Logos in Washington auch bereits gefallen zu sein. Doch Verhandlungen über die Markenrechte der favorisierten Bezeichnung sollen eine Bekanntgabe bisher verzögern. Laut Yahoo Sports wurden sämtliche Marken von Red Tails bis Warriors von einem gewissen Philip Martin McCaulay, einer sehr einfach gestalteten Homepage nach ein Geschäftsmann im US-Bundesstaat Virginia, geschützt worden sein.

Daher könnte es Snyder einiges an Zeit und Geld kosten, bis er Wunschnamen und Logo öffentlich präsentieren darf. Der Schutz der entsprechenden Marken erfolgte laut Yahoo erst am 5. Juli und damit nur zwei Tage nachdem FedEx Washington die Rute ins Fenster gestellt hatte. Vor dem Gang zu den Gerichten wird Snyder jedenfalls nicht zurückschrecken. Denn der eigensinnige Geschäftsmann beschritt schon aus geringerem Grund den Rechtsweg. So zerrte Snyder nicht nur Journalisten wegen eines aus seiner Sicht unschmeichelhaften Porträts vor das Gericht, sondern verklagte auch Dauerkartenbesitzer, als diese in der Wirtschaftskrise 2008 ihre 5.000 Dollar teuren Tickets nicht mehr zahlen konnten.