Anthony Johnson (Buccaneers)
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NFL

Spieler kritisieren fehlenden CoV-Plan

Ab 28. Juli öffnen die Trainingscamps der National Football League (NFL) zur Vorbereitung auf die 101. Saison der Geschichte ihre Pforten. Doch die Vorfreude der Spieler hält sich in Grenzen. Aus ihrer Sicht sind die Maßnahmen gegen das Coronavirus zu wenig konkret. In die Kritik mischen sich auch wenig verhohlene Boykottdrohungen.

Am Samstag informierte die NFL die Spieler und ihre Gewerkschaft NFLPA über den Beginn der Trainingscamps. Die finden heuer aufgrund der vor allem in den USA besonders stark grassierenden Pandemie nicht auswärts, sondern auf dem jeweiligen Trainingsgelände der Teams statt. Trotzdem vermissen die Spieler einen konkreten Plan, wie in anderen US-Ligen, wie in Sachen Coronavirus vorgegangen wird.

Bereits am Montag müssen die Rookies, sprich die Neulinge von Titelverteidiger Kansas City Chiefs und Houston Texans, in die Camps einrücken. Diese beiden Teams bestreiten am 10. September das traditionelle Eröffnungsspiel. Drei Tage später geht der Spielbetrieb dann so richtig los. Die Spieler der restlichen NFL-Teams müssen im Laufe der Woche in die Trainingslager einrücken.

Damien Williams (Chiefs)
APA/AFP/Getty Images/Kevin C. Cox
Das körperbetonte Spiel in der NFL ist ein Paradies für sich schnell ausbreitende Viren

„Wollen auch die Liebsten schützen“

Die Spieler reagierten unmittelbar nach der Videokonferenz über den weiteren Fahrplan mit einer koordinierten Kritikoffensive in diversen Sozialen Netzwerken, allen voran Twitter. „Wenn die NFL nicht dazu beiträgt, uns Spieler gesund zu halten, gibt es 2020 keinen Football. So einfach ist das“, schrieb etwa Drew Brees, Superstar der New Orleans Saints. Patrick Mahomes, siegreicher Super-Bowl-Spielmacher der Kansas City Chiefs, forderte ebenfalls einen genauen Plan der Liga, „damit wir uns bei dem Sport, den wir lieben, sicher fühlen.“

Russell Wilson, Quarterback der Seattle Seahawks, sorgte sich unter dem Hashtag „WeWantToPlay“ (Deutsch: „Wir wollen spielen“) vor allem um seine Angehörigen – allen voran seine schwangere Frau und sein ungeborenes Kind. „Es gibt keinen klaren Plan. Wir wollen Football spielen, aber wir wollen auch unsere Liebsten schützen.“ Routinier Richard Sherman ärgerte sich darüber, dass die Liga „die Sicherheitsempfehlungen der Experten, die sie selbst engagiert haben“, ignorieren.

Wie und wie oft wird getestet?

Vonseiten der Spieler wird kritisiert, dass viele Fragen noch offen sind. Während etwa die National Hockey League (NHL) und die National Basketball Association (NBA), die ihre Saisonen nur in zwei Städten bzw. in einem geschlossenen Ressort in Florida fortsetzen, die Anzahl der Tests und das Vorgehen bei einem positiven CoV-Fall genau aufschlüsselten, fehlen diese Informationen in der NFL. Es gibt noch keine Einigung darüber, wie und wie oft auf das Coronavirus getestet wird und welche Konsequenzen ein positives Ergebnis hat.

Dazu stößt der Gewerkschaft sauer auf, dass die Liga an den Vorbereitungsspielen vor Saisonbeginn festhält. Zwar kürzte die NFL die Anzahl der Preseason-Partien von vier auf zwei Partien, doch der NFLPA geht das nicht weit genug. Die Gewerkschaft fordert aufgrund der aktuellen Situation und der durch den Trainingsrückstand erhöhten Verletzungsgefahr den kompletten Ausfall der ungeliebten Testspiele, in denen die Stars kaum zum Einsatz kommen. Am Montag versuchte die Liga einen weiteren Kompromissvorschlag: So soll wenigstens ein Pre-Season-Termin, jener am 27. August, wahrgenommen werden.

Ein Boykott der Trainingscamps, mit dem mehrere Spieler liebäugeln, hätte schwere Konsequenzen. Denn der Arbeitsvertrag zwischen Liga und Gewerkschaft gibt den Teams das Recht, Profis, die nicht zum angekündigten Termin erscheinen, zu bestrafen. Die Gefahr, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, ist im Vollkontaktsport American Football jedenfalls besonders hoch, speziell angesichts der zuletzt explosionsartig gestiegenen Neuerkrankungen in den USA. Laut Gewerkschaft waren bis Freitag 65 Spieler positiv auf das Coronavirus getestet worden.