Logo des SV Mattersburg vor dem Pappelstadion
APA/Robert Jaeger
Fußball

Mattersburgs Frist zur Aufklärung läuft ab

Der Freitag wird zu einem richtungsweisenden Tag für die Zukunft des SV Mattersburg. Bis dahin hat die heimische Bundesliga dem vom Bilanzskandal um die Commerzialbank Mattersburg schwer angeschlagenen Verein die Frist gesetzt, um dem Lizenzausschuss seine finanzielle Situation darzulegen. Durch den Wegfall der vor der Liquidation stehenden Commerzialbank als maßgeblicher Geldgeber schaut diese aktuell düster aus.

Die Liga um ihren Vorstandsvorsitzenden Christian Ebenbauer erwartet sich vom Club „rechtsverbindliche Aussagen“. Ziel sei es, bis Anfang August Bescheid zu wissen, wie es um den SVM steht, meinte Ebenbauer. Von Vereinsseite war seit Bekanntwerden des Skandals kaum etwas zu erfahren. Noch steht auf der stillstehenden Clubwebsite: „Der SVM startet ab 11. September in die neue Bundesliga-Saison.“

Am Sonntag hatte nach Präsident Martin Pucher auch dessen Vize Richard Woschitz sein Amt zurückgelegt. Er habe keine validen Informationen über den Zustand des Vereins, merkte sein Anwalt an. Der Präsident des Burgenländischen Fußballverbands, Gerhart Milletich, schätzte daher die Lage für den SV Mattersburg als bedrohlich ein. Es sei „unrealistisch“, dass der SVM auch künftig in der Bundesliga zu sehen sein wird, sagte Milletich. „Weil niemand da ist, der handlungsfähig ist.“

Pappelstadion in Mattersburg
ORF.at/Michael Baldauf
Die Frage, ob im Pappelstadion kommende Saison Bundesliga-Fußball zu sehen sein wird, wird in naher Zukunft beantwortet

Johannes Wutzlhofer, ein vom Club angefragter Rechtsanwalt und Mitglied des Senats 1 (Straf- und Beglaubigungsausschuss) der Bundesliga, sieht die Lage offenbar ähnlich. Es gebe keinen Ansprechpartner und niemanden, der einen Auftrag erteilt habe, sagte Wutzlhofer, der laut eigener Aussage gegenüber der APA die Vertretung des Clubs abgelehnt hat. Für die Bundesliga ist Ines Pucher im Moment die Ansprechpartnerin. Sie ist die Tochter des langjährigen Clubbosses und Commerzialbank-Chefs Pucher und wird auch als Prokuristin der SVM Profisport GmbH geführt.

WSG Tirol als interessierter Beobachter

Einer der letzten Strohhalme für das aktuelle fußballerische Aushängeschild im Burgenland heißt Nedeljko Malic. Der ehemalige Kapitän mit Studienabschluss und Beziehungen im Energiebereich hatte dem Verein zum Saisonende nach 14 Jahren Adieu gesagt. Nun soll sich der 32-Jährige auf Sponsorensuche befinden. „Es geht ja nicht nur um einen Sportverein, sondern auch um Arbeitsplätze“, sagte Malic vergangene Woche in einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“, „es geht um die Anforderungen für die Lizenz, und der Ruf des Vereins ist einigermaßen beschädigt.“

Der Commerzialbank Mattersburg bzw. Pucher wird vorgeworfen, Bankbilanzen mit fingierten Krediten und Einlagen umfangreich aufgeblasen haben. Unter anderem wurden Guthaben bzw. Kontostände bei anderen Banken verbucht, die dort zumindest so aber nicht aufgeschienen sind. Außerdem sollen Kredite an Unternehmen später als Sponsoring an den Fußballclub gegangen sein.

Auf eine schnelle Entscheidung hofft neben der Liga vor allem die WSG Tirol, um mit den Planungen voranschreiten zu können. Die sportlich abgestiegenen Wattener würden die Klasse halten, sollte der SV Mattersburg Konkurs anmelden oder sich freiwillig aus dem Fußballoberhaus zurückziehen. Da es in diesem Fall keinen Absteiger geben würde, wären in der Hpybet 2. Liga vorerst nur 15 Vereine am Start.