Irene Fuhrmann (AUT)
GEPA/Christian Walgram
Fußball

Fuhrmann baut auf Erfolgskonzept

„Wir freuen uns, dass wir mit Irene Fuhrmann die erste Teamchefin des österreichischen Frauen-Nationalteams vorstellen dürfen.“ Mit diesen Worten eröffnete ÖFB-Präsident Leo Windtner am Montag eine neue Ära im heimischen Fußball. Die 39-jährige Fuhrmann, laut Windtner „mehr als die logische Wahl“, möchte vor allem eines: den bisher von ihr als Assistentin mitgezeichneten Weg erfolgreich fortsetzen.

Laut den Entscheidungsträgern im Österreichischen Fußballbund (ÖFB), Präsident Windtner und Sportdirektor Peter Schöttel, war Fuhrmann die logische Wahl als Nachfolgerin des zum LASK abgewanderten Dominik Thalhammer. „Es ist für mich ein absolutes Privileg, dieses Amt antreten zu dürfen. Ich werde mit dieser Verantwortung auch sehr sorgsam und gewissenhaft umgehen“, sagte die neue Cheftrainerin, die vor zwei Jahren als erste und bisher einzige Österreicherin die UEFA-Pro-Lizenz erwarb.

Fuhrmann kennt den heimischen Frauen-Fußball so gut wie kaum eine andere oder ein anderer. Die 39-Jährige war selbst nicht nur jahrelang vor allem beim USC Landhaus aktiv und absolvierte 22 Länderspiele (drei Tore), sondern bestimmte das Geschehen auch als Trainerin entscheidend mit. Bereits von 2008 bis 2011 unterstützte sie den damaligen Teamchef Ernst Weber als Assistentin. Nach einer erfolgreichen Zeit als U19-Teamchefin war die Wienerin in den vergangenen drei Jahren auch als Kotrainerin von Thalhammer tätig.

Irene Fuhrmann erste Cheftrainerin der ÖFB-Damen

Am Montag wurde bekanntgegeben, dass Irene Fuhrmann die Nachfolge von Dominik Thalhammer als Cheftrainerin der Fußballnationalmannschaft der Damen antritt. Sie ist damit die erste Frau, die diese Position innehat.

„Es ist ein emotionaler Tag, weil ich die Entwicklungen des Frauen-Fußballs in Österreich seit 20 Jahren hautnah miterlebe“, sagte eine sichtlich von den Emotionen überwältigte Teamchefin, „ich bin 2011 hier als U19-Teamchefin vorgestellt worden, für mich schließt sich also der Kreis.“ Sie tritt in große Fußstapfen, will sich mit dieser Thematik aber nicht beschäftigen. „Die Ära Thalhammer ist ein eigenes Kapitel und wird immer so stehen bleiben. Ich würde mich wahnsinnig machen, wenn ich mich mit ihm messe. Es geht darum, meinen eigenen Weg zu gehen“, erklärte Fuhrmann.

„Hart, aber herzlich“

Das unterstrich auch ÖFB-Sportdirektor Schöttel: „Ich verlange nicht, dass sie Dominik Thalhammer Nummer zwei ist, sie soll ihre eigenen Ideen einbringen, und ich denke, dass noch viel Potenzial in der Mannschaft steckt.“ Das Team schaffte seit der EM 2017 den Sprung von einer sehr defensiven zu einer offensiveren und aktiveren Spielweise. Fuhrmann will den eingeschlagenen Weg weitergehen. „Ich habe die Prozesse der letzten Jahre mitgetragen und mitverantwortet, wir sind auf einem sehr guten Weg“, so die Teamchefin.

Irene Fuhrmann (AUT) und Dominik Thalhammer
GEPA/Michael Riedler
Gemeinsam mit Thalhammer (l.) war Fuhrmann schon bisher für den Fortschritt im Nationalteam verantwortlich

Fuhrmann war vor allem für die Gegneranalyse zuständig, nun rückt sie ins erste Glied vor. Dadurch werden auch die Spielerinnen eine neue Seite an ihr kennenlernen. „Es kommt auch vor, dass ich lauter werde. Ich würde sagen, ‚hart, aber herzlich‘. Ich wirke immer nur so sanft, kann aber schon auch Dinge einfordern“, betonte die Thalhammer-Nachfolgerin. Sie setzt auf ein „professionell distanziertes Verhältnis“ zu den Spielerinnen. „Ich bin nicht so der Partytyp.“

Mit Kapitänin Viktoria Schnaderbeck habe sie bereits ein ausführliches Gespräch gehabt, weitere mit dem Spielerrat sowie ein virtuelles Meeting mit der gesamten Mannschaft sollen vor dem ab 14. September geplanten ersten Lehrgang folgen. Die erste Bewährungsprobe erfolgt am 22. September in Kasachstan in der EM-Qualifikation, in der man bisher alle vier Spiele für sich entscheiden konnte – vorausgesetzt, die Coronavirus-Pandemie spielt mit. Dabei will man auch das Selbstvertrauen für die Herbst-Schlager gegen Frankreich aufbessern. Die Teilnahme an der Endrunde 2022 in England ist das erklärte Ziel.

Pionierin hält Druck aus

Am 11. Juli war der Thalhammer-Wechsel offiziell geworden. Etwas mehr als zwei Wochen später war bezüglich der Nachfolge alles fixiert. „Es ist kein Geheimnis, dass Irene unsere erste Ansprechpartnerin gewesen ist. Sie ist eine absolute Fachfrau, akribische Arbeiterin und absolute Insiderin, was den österreichischen Frauen-Fußball betrifft. Sie war mehr als die logische Nachfolgerin von Dominik Thalhammer“, erläuterte ÖFB-Präsident Windtner.

Irene Fuhrmann (AUT)
GEPA/Christian Walgram
Fuhrmann war für ÖFB-Boss Windtner (l.) und Sportdirektor Schöttel (r.) die logische Wahl als Teamchefin

Der Oberösterreicher freute sich auch aus einem anderen Grund über die Personalentscheidung: „Es war auch an der Zeit, eine Frau in eine Topposition im ÖFB zu bringen“, sagte Windtner. Die historische Bedeutung der ersten Teamchefin im österreichischen Fußball strich auch Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) in ihrer Gratulation heraus: „Das ist ein wichtiger und lang erwarteter Moment für den Fußball in Österreich“, richtete die Ministerin aus. Fuhrmann sei als Teamchefin „eine wahre Pionierin“.

Die erste heimische Teamchefin ist sich bewusst, dass sie nun besonders im Mittelpunkt stehen wird. Schlaflose Nächte bereitet Fuhrmann die neue Situation jedoch keine. „Ich bin bereit für die Aufgabe. Druck allgemein gehört zum Trainerwesen dazu, und es gehört zur Kompetenz eines Trainers, diesem standzuhalten“, sagte die 39-Jährige. Durch die Besetzung der Funktion durch eine Frau sei der Fokus von außen vielleicht ein anderer, „ich sehe aber keinen Unterschied, ob eine Frau oder ein Mann diese Position ausübt“, betonte die 22-fache Teamspielerin.