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Fußball

Bundesliga prüft Mattersburger Lizenz

Der durch den Konkurs der Commerzialbank in finanzielle Schwierigkeiten geratene SV Mattersburg hat seit Mittwoch ein Lizenzverfahren des Senats 5 der Bundesliga am Hals. Zudem gab Trainer Franz Ponweiser bekannt, dass er den Verein verlassen werde.

Die Burgenländer haben eine Woche Zeit, den Nachweis zu erbringen, dass alle Kriterien für den Erhalt einer Profilizenz erfüllt seien. Bis kommenden Donnerstag muss der Club im Rahmen einer Stellungnahme an den Senat seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit im Hinblick auf die kommende Saison der tipico-Bundesliga nachweisen. „Dies umfasst sportliche, personelle, rechtliche und infrastrukturelle Kriterien“, so die Liga in einer Aussendung. Erfüllt die Stellungnahme nicht die Vorgaben der Liga würde Mattersburg die Lizenz für den Profifußball verlieren.

„Der Senat 5 hat mit seiner Entscheidung klar gemacht, dass hier mehrere Fragen unzureichend beantwortet worden sind“, sagte Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer zur APA. „Es müssen alle A-Kriterien, die Muss-Kriterien, die für den Lizenzerhalt notwendig sind, bestätigt werden.“

Verfahren gegen Mattersburg eingeleitet

Nachdem von der Bundesliga am Mittwoch ein Verfahren gegen den SV Mattersburg eingeleitet wurde, muss der Verein nun innerhalb von acht Tagen die Erfüllung der für den Ligaerhalt nötigen Kriterien nachweisen.

Viel Arbeit für Mattersburg

Dabei geht es um personelle Kriterien, wie aufrechte Verträge von administrativem und technischem Personal; und auf sportlicher Ebene etwa die Kaderkontingentierung, die für den Profibereich 25 Profis vorschreibt. Auf struktureller Ebene müssen vertretungsbefugte Organe benannt werden und notwendige Nutzungsverträge, etwa hinsichtlich des Stadions, bestätigt werden. Aber es geht auch um klassische Budgetauskünfte, wie etwa die Sponsoren betreffend.

Einen solchen, wichtigen Sponsor hat der SV Mattersburg durch die Schließung der Commerzialbank, gegen die am Dienstag ein Konkursverfahren eingeleitet wurde, verloren. Martin Pucher, der Gründer der Bank und Clubchef des SVM, erklärte ebenso wie ein Vizepräsident seinen Rücktritt im Verein. Der Club hat für 5. August eine Hauptversammlung einberufen. Da müssten diese Schritte auch laut Vereinsrecht vollzogen werden. Gleichzeitig wird sich weisen, ob es möglich ist, den Spielbetrieb fortzuführen.

Am Mittwochabend wurde auch bekannt, dass Ponweiser den Verein verlässt. „Meine persönliche Zukunft wird bestimmt nicht beim SV Mattersburg sein“, sagte der Trainer und sportliche Leiter in der ORF-Sendung „Sport aktuell“. „Ich bin zwar schon sehr stark, aber irgendwann muss man auch für sich selbst zugeben, dass es genug ist, und man muss vielleicht wieder etwas anderes machen.“ Ponweiser soll – unabhängig von der Situation beim SVM – zum ÖFB wechseln. Das könnte am Donnerstag offiziell werden.

„Sanierungsverfahren scheint unumgänglich“

Der zweite Vizepräsident Hans-Georg Deischler und der vom Club beauftragte Wiener Anwalt Günther Hödl führten am Dienstag ein Gespräch mit den Mitgliedern des Senates 5. Hödl berief sich gegenüber der APA auf seine Verschwiegenheitspflicht. Er sei als Fachmann für insolvenzrechtliche Angelegenheiten beigezogen worden, sagte der gebürtige Kärntner. Er sei dabei, die bei der Bank befindlichen Informationen über die finanzielle Situation zu beschaffen.

Deischler bemüht sich weiterhin um neue Sponsoren und hat nach eigenen Angaben auch Interessenten. Doch der weitere Weg wird wohl in eine Insolvenz münden. „Um weiterhin fixer Bestandteil der tipico-Bundesliga zu bleiben, scheint der Weg über ein Sanierungsverfahren unumgänglich zu sein“, schrieb Deischler vergangene Woche in einem Brief an die Fans.

Entscheidung Ende August oder Anfang September

Zunächst hat der SVM nun ein Lizenzverfahren unwiderruflich auf dem Tisch. „Ich nehme an, es wird aufgrund der Dringlichkeit sehr schnell abgeführt werden“, sagte Ebenbauer. Die Fristen sind kürzer als bei einem Senat-1-Verfahren, wie es zuletzt beim LASK der Fall war. Nach einer erstinstanzlichen Entscheidung gibt es eine Protestfrist von acht Tagen und nach einer Entscheidung in zweiter Instanz eine Klagsfrist von acht Tagen beim Ständigen Neutralen Schiedsgericht. „Ich gehe davon aus, dass es eine endgültige Entscheidung bis Ende August beziehungsweise Anfang September gibt“, sagte Ebenbauer.

Die Ja-oder-Nein-Entscheidung des Senates 5 bezüglich der Lizenz kann verschiedene Folgen haben. „Ein Lizenzentzug ist nicht automatisch ein Zulassungsentzug. Bleibt die Zulassung, dann folgt die Eingliederung in die zweite Spielklasse“, sagte Ebenbauer. „Wird die Lizenz und die Zulassung entzogen, folgt ein Ausscheiden aus der Bundesliga.“ Dann obliegt es dem Landesverband zu entscheiden, wo der Club wiedereingegliedert wird.

Sturm Amateure wollen nicht aufsteigen

Müssen sich die Burgenländer aus dem Oberhaus verabschieden, würde dem sportlichen Absteiger WSG Tirol der Gang in die Hpybet 2. Liga erspart bleiben. Diese würde dann nur aus 15 Teams bestehen. Als 16. Mannschaft könnten die Rapid Amateure, bei Abbruch der Regionalliga Ost Tabellenzweiter, zum Zug kommen. „Wenn die Möglichkeit besteht, ist es die Intention von Rapid, diese wahrzunehmen“, sagte ein Clubsprecher.

Grundsätzlich wären neben dem Zweitteam der Hütteldorfer auch die Amateure von Sturm Graz zum Aufstieg aus der Regionalliga in die 2. Liga berechtigt. Die Grazer haben im Gegensatz zu Rapid gegenüber der Bundesliga aber kein Interesse angemeldet, wie ein Ligasprecher am Mittwoch laut APA bestätigte.

Verbände müssen zustimmen

Das Thema Aufrückung muss laut Ligaangaben aber noch mit dem ÖFB besprochen werden, geht es doch um die Zusammenstellung der unter dessen Schirmherrschaft stehenden Regionalligen für die kommende Saison. Diese sollten laut einem Grundsatzbeschluss nach dem coronavirusbedingten Abbruch der vergangenen Spielzeit eigentlich in derselben Zusammensetzung wie 2019/20 gespielt werden.

Der Ausnahme einer Aufrückung der Rapid Amateure müssten daher das ÖFB-Präsidium und die beteiligten Landesverbände zustimmen. Dieser Prozess sei aber bereits im Laufen, hieß es von der Liga. Diese will sich vorsorglich für den Fall rüsten, dass den Mattersburgern infolge des Bilanzskandals um ihren maßgeblichen Sponsor Commerzialbank Mattersburg die Lizenz entzogen werden muss.