Michael Raffl (Philadelphia Flyers)
Reuters/USA Today Sports/Kyle Ross
NHL

Raffl und Grabner vor historischem Play-off

Im erweiterten Play-off der National Hockey League (NHL) sind mit Michael Raffl und Michael Grabner beide derzeit in der Liga engagierten Österreicher mit von der Partie. Die beiden Villacher treten am Sonntag in der ungewöhnlichsten K.-o.-Runde der Ligageschichte nicht nur an unterschiedlichen Orten, sondern auch mit unterschiedlichen Voraussetzungen an.

Das Ziel ist mit dem Stanley Cup jedoch für beide gleich. Seit dem 12. März stand in der prominentesten Eishockeyliga der Welt aufgrund der Coronavirus-Pandemie der Betrieb still. Im Gegensatz zur National Basketball Association (NBA) entschied sich die NHL, den restlichen Grunddurchgang komplett zu streichen und gleich mit einem von 16 auf 24 Clubs erweiterten Teilnehmerfeld die K.-o.-Runde, die spätestens am 4. Oktober mit einem möglichen siebenten Spiel der Finalserie zu Ende geht, zu starten.

Gespielt wird nur an zwei Schauplätzen in Kanada, wo die Coronavirus-Zahlen meilenweit hinter jenen der USA liegen. Die Eastern Conference spielt ihren Finalisten in der Scotiabank Arena in Toronto aus, die Western Conference ist im Rogers Place in Edmonton zu Gast. In der Heimstätte der Edmonton Oilers wird ab 22. September auch die Endspielserie über die Bühne gehen – das große Ziel aller 24 Teams.

Raffl „in guter Position“

Raffl tritt mit den Philadelphia Flyers als Teil der Eastern Conference in der Heimat der Toronto Maple Leafs an. Da die Flyers bei Abbruch des Grunddurchgangs eines der vier besten Teams im Osten waren, sind sie für die erste Hauptrunde gesetzt. Raffl und Co. spielen daher zunächst ein Miniturnier. Gegen die Boston Bruins, Tampa Bay Lightning und Washington Capitals geht es „nur“ um die Setzung für das weitere Play-off, ehe es richtig ernst wird.

In Philadelphia herrscht nach der bisherigen Saison Zuversicht, dass man eine reelle Chance auf den dritten Gewinn des Stanley Cups nach 1974 und 1975 hat. „Das ist das stärkste Team, in dem ich hier gespielt habe. Wir haben uns seit der vergangenen Saison gesteigert und uns in eine wirklich gute Position gebracht“, so Raffl, der im Grunddurchgang acht Tore und zwölf Assists auf sein Konto vebuchen konnte.

Flyers setzen auf Zusammenhalt

Die Statistik bestätigt den Kärntner Stürmer. Nachdem die Flyers im Vorjahr das Play-off verpasst hatten, formte der neue Coach Alain Vigneault eine schlagkräftige Truppe. Philadelphia ist das beste Heimteam der NHL, hat sich vor allem in der Defensive im Vergleich zum Vorjahr enorm gesteigert und war mit neun Siegen aus zehn Spielen das heißeste Team, ehe die viereinhalbmonatige Zwangspause ausgerufen wurde.

Jubel von Michael Raffl (Philadelphia Flyers)
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Raffl (r.) und die Flyers hatten vor der Zwangspause viel Grund zu jubeln

Mannschaftliche Geschlossenheit soll nun auch im Play-off zum Trumpf werden. „Der Kern der Mannschaft ist ziemlich unverändert. Wir sind in den vergangenen Saisonen alle zu engen Freunden geworden. Und wir haben einige gute Spieler dazubekommen. Wir sind stark abseits des Eises und sogar noch stärker auf dem Eis“, sagte Raffl. Der 31-jährige Villacher, der mittlerweile am drittlängsten ohne Unterbrechung im Flyers-Team spielt, hat daher auch keine Bedenken, zwei Monate in der „Blase Toronto“ zu verbringen.

Neue Chance für Grabner

Sein Villacher Kumpel Grabner und die Coyotes sind in Edmonton gleich in der Qualifikationsrunde der Western Conference gefordert. Arizona hatte bei Abbruch nur noch eine kleine Chance auf den Aufstieg, profitierte aber von der Play-off-Aufstockung von 16 auf 24 Teams und ist so dadurch erstmals seit 2012 wieder in der K.-o.-Phase dabei. In einer „Best of five“-Serie geht es ab Sonntag gegen die Nashville Predators.

Michael Grabner (Arizona Coyotes)
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Grabner (l.) gehörte vor dem Abbruch des Grunddurchgangs bei Arizona nicht mehr zur ersten Wahl

Damit bietet sich auch eine neue Chance für Grabner. Der 32-Jährige wurde in den letzten eineinhalb Monaten des Grunddurchgangs von Trainer Rick Tocchet allerdings nur einmal eingesetzt. Im letzten Test vor dem Neustart, einer 1:4-Pleite gegen die Vegas Golden Knights, kam der Villacher Stürmer ebenfalls nicht zum Zug. Und mit John Chayka verließ kurz vor Wiederbeginn jener General Manager überraschend den Club, der Grabner im Sommer 2018 als vertragslosen Spieler verpflichtet hatte.

National Hockey League

Play-off-Qualifikation (Toronto und Edmonton)

Eastern Conference:
Montreal Canadiens Pittsburgh Penguins 3:1*
Carolina Hurricanes New York Rangers 3:0*
Columbus Blue Jackets Toronto Maple Leafs 3:2*
New York Islanders Florida Panthers 3:1*
Western Conference:
Chicago Blackhawks Edmonton Oilers 3:1*
Calgary Flames Winnipeg Jets 3:1*
Vancouver Canucks Minnesota Wild 3:1*
Arizona Coyotes Nashville Predators 3:1*
* Endstand in der "Best of five"-Serie

Play-off-Platzierungsrunde (zur Ermittlung der Setzung)

Eastern Conference (Toronto):
Philadelphia Boston 4:1
Tampa Bay Washington 4:3 n.P.
Tampa Bay Boston 3:2
Philadelphia Washington 3:1
Philadelphia Tampa Bay 4:1
Washington Boston 2:1
Western Conference (Edmonton):
Colorado St. Louis 2:1
Vegas Dallas 5:3
Colorado Dallas 4:0
Vegas St. Louis 6:4
Vegas Colorado 4:3 n.V.
Dallas St. Louis 2:1 n.P.

Play-off-Platzierungsrunde (Toronto und Edmonton)

Eastern Conference SP S N OP P
Philadelphia Flyers 3 3 0 0 6
Tampa Bay Lightning 3 2 1 0 4
Washington Capitals 3 1 1 1 3
Boston Bruins 3 0 3 0 0
Western Conference SP S N OP P
Vegas Golden Knights 3 3 0 0 6
Colorado Avalanche 3 2 0 1 5
Dallas Stars 3 1 2 0 2
St. Louis Blues 3 0 2 1 1