Peter Stoeger (A.Wien)
GEPA/Christian Ort
Bundesliga

Stöger verordnet Austria Verjüngungskur

Peter Stöger ist am Samstag auch offiziell als neuer Austria-Trainer vorgestellt worden. Der 54-Jährige soll die Position für ein Jahr neben seinem Job als Sportlicher Leiter bekleiden. Unter den derzeit heiklen Voraussetzungen sei das die Ideallösung und auch „wirtschaftlich die günstigste Lösung“, sagte Stöger, der eine Verjüngungskur für das Team ankündigte.

Stöger wolle jedes Training selbst leiten, bis nächste Woche soll aber ein vierköpfiges Trainerteam bestellt werden, das aus zwei Assistenten, einem Athletik- und einem Tormanntrainer bestehen soll. Die Frage nach den sportlichen Zielen könne derzeit „nicht seriös“ beantwortet werden, so der Meistermacher von 2013. Es gebe aufgrund der wirtschaftlichen Lage der Austria und der Covid-19-Krise noch zu viele Fragezeichen. „Angst begleitet mich relativ wenig“, stellte Stöger aber fest.

Der Kern der Mannschaft soll grundsätzlich zunächst so bleiben, wie er ist, große Sprünge sind in der jetzigen Situation ohnedies nicht möglich. „Wir orientieren uns am Machbaren“, unterstrich Stöger, der vor praktisch genau einem Jahr als Sportvorstand nach Favoriten zurückkehrt war. „Ideen haben wir seit Längerem, die Umsetzung ist aber nicht nur bei uns schwierig. Wir gehen davon aus, dass der Kader nahezu ident bleibt. Mit ein paar Spielern, die wir von den Young Violets noch hinaufziehen“, hofft der 54-Jährige dennoch für frischen Wind in der Mannschaft sorgen zu können.

Stöger für Austria ideale Lösung

Peter Stöger wurde am Samstag neben seiner Aufgabe als Sportlicher Leiter auch als Trainer offiziell präsentiert. Die Austria-Funktionäre sind sich einig, dass Stöger in der aktuellen Lage die beste Lösung für den Club ist.

Langfristige Planungen aktuell schwierig

Stöger betonte, dass bei seiner Übernahme des Traineramts im Verein keine finanziellen Interessen mitgespielt hätten, das Trainerteam sei ja im Budget vorhanden gewesen. Natürlich sei diese Lösung „wirtschaftlich die günstigste“ gewesen, man sei auch nicht auf Rosen gebettet, aber das sei nicht der Lösungsansatz gewesen. Nach dem Abgang von Christian Ilzer sei der Club vor zwei Wochen plötzlich ohne Coach dagestanden. Es hätten sich daraufhin „sehr, sehr viele Trainer“ gemeldet und ihr Interesse bekundet, was auch für den Verein spräche.

Allerdings sind langfristige Planungen aktuell schwierig, und es konnten einem neuen Trainer auch keine Zugeständnisse gemacht werden, deshalb habe man sich auf diese Lösung geeinigt. „Ich kenne den Club gut, ich kenne auch die Problematik und habe viele dieser Probleme in diesem Jahr kennengelernt“, sagte Stöger. „Ich habe vieles angetrieben, was auch die Wirtschaftlichkeit betrifft, um wieder auf sichere Beine zu kommen.“ Es werde aber keine wahnsinnig einfache Aufgabe. „Es wird notwendig sein, etwas Ruhe in das Haus zu bringen“, so der 54-Jährige.

Chance für Young-Violets-Spieler

Auch wenn man in der letzten Saison klar hinter den gesteckten Zielen geblieben sei, sei nicht alles schlecht gewesen. Wenn aber die Ergebnisse nicht stimmen, werde das nicht gesehen. Man habe oft in den Schnittspielen enttäuscht. Als positive Entwicklung hob Stöger die erfolgreiche Integration einiger Young-Violets-Spieler hervor. „Das ist kein Selbstläufer, sie müssen sich beweisen. Aber wenn sie sich beweisen, wissen sie, dass sie spielen werden“, sagte der Ex-Köln und -Dortmund-Trainer, der diesen Weg weitergehen will. Das Schwierige sei immer, eine langfristige Planung kurzfristig umsetzen zu müssen.

Peter Stoeger (A.Wien)
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In seiner Doppelfunktion als Sportlicher Leiter und Coach will Stöger die Austria zurück in die Spur führen

Zu der Beginn der vergangenen Saison hätte es Anlaufschwierigkeiten gegeben. „Das war in der Umsetzung vielleicht etwas schwierig, was sich der Chris (Ilzer, Anm.) erwartet hat und was die Jungs gewohnt waren zu spielen“, so Stöger. Ilzer habe das aber schnell adaptiert, und es sei eine Phase mit wenigen Niederlagen gekommen, allerdings fehlten für eine erfolgreiche Saison in den wichtigen Spielen auch die Siege. „Wir werden nun versuchen, auf die Spieler einzugehen“, erklärte der Neo-Coach.

Der Vorteil sei, dass viele Akteure aus der eigenen Akademie kommen, so Stöger. „Wo haben sie ihre Stärken, wo ihre Qualitäten? Wir werden versuchen, eine Mischung aus Ballbesitz und technischen Fußball zu finden. Wo besteht die Notwendigkeit des aggressiven Pressings?“, so der 54-Jährige, der unterstrich, dass moderne und erfolgreiche Fußballmannschaften nicht auf ein Spielsystem reduziert werden können. Eine gute Ausbildung gehe in vielschichtige Dinge hinein, „und das werden wir forcieren“, betonte Stöger.

Doppelfunktion auf ein Jahr begrenzt

Die zeitliche Dauer ist grundsätzlich auf ein Jahr begrenzt. „Wir reden von einer kurzfristigen Lösung“, sagte Stöger. Die Position sei „nicht mein Szenario, das ich voriges Jahr oder noch vor drei Wochen auf dem Schirm gehabt hätte“. Über Vertragsdetails Stögers zusätzliche Aufgabe betreffend wollte Austria-Finanzchef Markus Kraetschmer keine Angaben machen, nannte die nun getroffene aber eine „sehr richtungsweisende Entscheidung für den Club“. Er dankte Stöger persönlich. „Da sieht man einmal mehr, was er für ein Austrianer ist, dass er diesen Weg mit uns gemeinsam mitgeht“, sagte der AG-Vorstandsvorsitzende.

In der abgelaufenen Saison hatte die Austria unter Ilzer zunächst die obere Tabellenhälfte und schließlich auch im Play-off gegen Hartberg den Europacup verpasst. Ilzer coacht mittlerweile Sturm Graz. Dazu gingen der Austria durch die notwendig gewordenen „Geisterspiele“ im Ligafinish wichtige Einnahmen verloren. Der Club sucht derzeit einen potenten Investor, der statutengemäß bis zu 49 Prozent an der FK Austria Wien AG übernehmen könnte.