Blick auf leere Sitzreihen im Allianz Stadion
APA/Georg Hochmuth
Bundesliga

Tauziehen um Zuschauer im Stadion

Die tipico-Bundesliga steuert auf eine neue, herausfordernde Saison zu. Die Clubs müssen auf die Infrastruktur abgestimmte Sicherheitskonzepte ausarbeiten und mit Einbußen bei den Einnahmen rechnen. Zu schaffen macht einigen Clubs dabei die Obergrenze von 10.000 Fans. Hinzu kommt die Coronavirus-Ampel, deren Auswirkungen noch völlig offen sind.

Für Unsicherheit sorgt dabei auch der Interpretationsspielraum der Auflagen, so ist die maximale Stadionauslastung jeweils von der Einschätzung der lokalen Behörde abhängig. Für die Austria besagt diese laut ihrem Finanzvorstand Markus Kraetschmer etwa, dass ab September zwischen 7.500 und 8.000 Zuschauer in die Generali Arena (Fassungsvermögen rund 17.000) dürfen. „Damit können wir auch den Aboverkauf starten und den Leuten eine gewisse Perspektive geben“, erklärte Kraetschmer.

Allerdings hat das von der Politik ab Mitte August zunächst im Probebetrieb startenede Ampelsystem zur Eindämmung des Coronavirus auch Auswirkungen auf den Fußball. „Da gibt es auch erste Ideen, inwieweit wir von grünen, gelben, orangen Phasen nicht nur wiederum im Spiel, sondern auch im Training beeinflusst werden können“, sagte Kraetschmer. Viele Fragen sind offen, etwa ob sich bei einer Rotphase automatisch wieder die Stadiontore schließen, und damit die Clubs gegenüber ausgesperrten Abonnenten finanziell wieder ersatzpflichtig werden.

Leeres Stadion beim Spiel Salzburg – Rapid
GEPA/Mathias Mandl
Im Gegensatz zum Finish der Bundesliga-Saison sollen ab Herbst wieder Fans ins Stadion dürfen.

Ruf nach bundesweiter Regelung

Selbes gilt für regionale Differenzierungen. Kraetschmer: „Gilt die Ampel dann für ganz Wien oder ist die Ampel in Wien-10 anders als in Wien-14? Und was machen wir, wenn die Ampel in Linz einen Tag bevor wir nach Linz fahren anders ausschaut?“ Thomas Tebbich, Geschäftsführer-Wirtschaft von Sturm Graz, plädiert allgemein für ligaweite – also bundesweite – Regelungen. „Es gibt noch einige offene Baustellen, die nicht österreichweit abgehandelt werden. Das finde ich prinzipiell nicht gut, weil die Unterschiedlichkeit die Kommunikation und Abstimmung (innerhalb der Liga, Anm.) schwieriger macht“, sagte Tebbich im APA-Gespräch.

Eine Stadionbegehung der Veranstaltungsbehörde der Stadt Graz brachte für den Club zuletzt immerhin etwas Erfreuliches zutage. Sturm kann laut Tebbich wie Rapid und Salzburg die Obergrenze von 10.000 Personen (inklusive Ordner, Rettung, Gastro-Bedienstete etc.) in der Merkur Arena (Fassungsvermögen: 15.750) ausschöpfen. Die Grazer beziehen die in der Covid-19-Lockerungsverordnung festgehaltene Höchstzahl auf alle Personen im Stadion. „Zwischen 9.800 und 9.900 Zuschauer werden es dann sein“, sagte Tebbich.

Rapid trifft Obergrenze besonders hart

Am härtesten trifft die ab 1. September geltende Obergrenze Rapid. Dass die Hütteldorfer als Zuschauermagnet der Liga (Saisonschnitt: 18.700) mit der von der Politik vorgegebenen Zahl nicht zufrieden sind, ist kein Geheimnis. Geschäftsführer Christoph Peschek formulierte die Hoffnung auf eine flexible Regelung. Konkret: „Eine prozentuelle Orientierung an der jeweiligen Stadionkapazität mit entsprechenden Präventionskonzepten.“ Die Situation wird für Grün-Weiß vorerst unbefriedigend bleiben, Sportminister Werner Kogler (Grüne) legte die Marke von 10.000 erst kürzlich als absolute Obergrenze fest.

In Hartberg hingegen ist der operative Boss, Erich Korherr, ganz zufrieden. „Wir dürfen grundsätzlich jeden unserer 2.500 Sitzplatz besetzen, allerdings mit Maskenpflicht“, erzählte Korherr der APA. „2.500 Sitzplätze statt wie zuletzt ein Geisterspiel mit null Einnahmen, das ist viel wert.“ Der LASK überlegt indes, in der Hoffnung auf mehr zugelassene Zuschauer von Pasching auf die Linzer Gugl auszuweichen.

Clubs planen ohne Gästefans

Ein Zankapfel ist offensichtlich das geplante Zutrittsverbot für organisierte Fangruppen von Gastteams. Während der Großteil der Clubs dem Wunsch der lokalen Behörden nach weniger Reisetätigkeit nachkommen will und für Gästefans keine Karten bereitstellt, hoffen Rapid und Sturm weiter auf eine Lösung. „Wir bemühen uns in den laufenden Arbeitsgruppen noch darum, dass Auswärtsfans möglich sind, aber der Großteil der Clubs ist dagegen“, sagte Sturms Tebbich. „Meine Einschätzung ist, dass es bis Ende des Jahres keine Auswärtsfans geben wird.“

Hartbergs Korherr erwartet deshalb in diesem Belang „großes Einverständnis“, auch wenn das wirtschaftlich für Hartberg „ein Wahnsinn“ sei. „Normalerweise kommen 1.200 Rapid- oder Sturm-Fans zu uns – das ist schon ein großer Verlust.“ Eine normale Tageskarte zu kaufen sei aber natürlich möglich, betonte Korherr. Dass zunächst nur Sitzplatzkarten in Österreichs Stadien verkauft werden, darauf wollen sich die Clubvertreter bereits geeinigt haben. Die behördlichen Vorgaben, schränkte Korherr ein, würden sich allerdings „im 14-Tage-Rhythmus ändern“ – selbst vor Inbetriebnahme der Coronavirus-Ampel.