Flagge des SV Mattersburg
GEPA/Michael Meindl
Bundesliga

Mattersburg kämpft ums Überleben

Der SV Mattersburg kämpft nach dem Bilanzskandal rund um die Commerzialbank um den Fortbestand des Vereins. Am Mittwochabend muss auf einer Hauptversammlung den 240 Mitgliedern der Fahrplan für die Zukunft präsentiert werden. Schon am Donnerstag wird der Senat 5 der Bundesliga entscheiden, ob der Club in der ersten Liga bleibt.

Nach dem Rückzug des langjährigen Clubchefs Martin Pucher gilt es, auch die Führungsposition zu besetzen. Da neben Pucher auch Vizepräsident Richard Woschitz sein Amt niedergelegt hat, lag es dieser Tage vor allem am zweiten Vizepräsidenten und Langzeitfunktionär Hans-Georg Deischler, im Hintergrund alle Hebel in Bewegung zu setzen. Deischler könnte am Mittwoch die letzte Stufe der Funktionärsleiter zum Pucher-Nachfolger erklimmen, für eine Stellungnahme war er im Vorhinein nicht erreichbar.

Allerdings drängt die Zeit, bereits am Donnerstag wird der Senat 5 die Entscheidung treffen, ob Mattersburg weiter in der ersten Liga spielen darf, oder ihm wegen verfehlter Kriterien – Auskunft über Finanz- und Personallage, Sanierungsverfahren – die Bundesliga-Lizenz verweigert wird. Um den Fortbestand des Clubs im Profifußball zu sichern, braucht es auch frisches Geld, wohl in Form eines Großinvestors. Interessenten aus dem Ausland soll es angeblich geben.

„Wir geben wirklich Vollgas“

Nedeljko Malic, der langjährige Abwehrchef der Burgenländer, könnte dank guter Kontakte im Energie-Bereich als „Feuerwehrmann“ einspringen. Malic hilft im operativen Geschäft mit und fungiert auch als Bindeglied zur Mannschaft. „Die Lage ist schwierig, aber wir sind sehr zuversichtlich“, hatte er am Donnerstag zur APA gesagt. „Wir geben wirklich Vollgas. Ich denke, es ist auch im eigenen Interesse der Bundesliga, dass Mattersburg der Liga erhalten bleibt. Beide Seiten arbeiten an einer vernünftigen Lösung.“

Liga-Vorstand Christian Ebenbauer klang am Wochenende allerdings weniger optimistisch: „Ich kann es mir kaum vorstellen. Es ist noch nicht einmal bekannt, welche und wie viele Malversationen es von der Commerzialbank in Zusammenhang mit dem Verein gegeben hat“, sagte er zum „Kurier“. „Wie soll es da in so kurzer Zeit gelingen, alle Sicherheiten für eine ganze Saison zu gewährleisten?“

WSG Tirol sitzt zwischen zwei Stühlen

Ein Lizenzentzug und damit – zunächst – die Eingliederung in die zweite Spielklasse steht im Raum. Wird sogar die Lizenz und die Zulassung entzogen, folgt ein Ausscheiden aus der Bundesliga. Dann obliegt es dem Landesverband zu entscheiden, wo der Club wiedereingegliedert wird.

Mögliche Protestfristen bis in den September hinein sorgen vor allem beim sportlichen Absteiger WSG Swarovski Tirol für Unmut. Die Tiroler könnten unverhofft in der Bundesliga bleiben, müssen derzeit aber parallel für zwei Ligen planen. Ligaappelle an die Vernunft hallten bis jetzt zaghaft ins Burgenland, Ebenbauer meinte immerhin: „Es gibt eine Eigenverantwortung, die hat damals etwa Grödig mit dem Lizenzverzicht wahrgenommen.“

Zurzeit kein reguläres Training möglich

Kommt es in Mattersburg zu einem erfolgreichen Sanierungsverfahren, würde dem Club allerdings – theoretisch – der Zwangsabstieg erspart bleiben. Die Liga hat wegen der Coronavirus-Krise die finanziellen Kriterien im Lizenzierungsverfahren aufgeweicht, die Folge wäre etwa ein Sechspunkteabzug für die kommende Saison. Bis dorthin ist es aber noch ein weiter Weg für den 2018/19 mit einem Budget von 11,34 Millionen Euro ausgestatteten Verein. Denn verhärten sich etwa die Indizien um künstlich aufgeblasene Sponsorverträge, könnte die Liga ein erneutes Verfahren einleiten.

Eine professionelle Vorbereitung auf die neue Saison dürfte für den SVM selbst im besten Falle schwierig werden. Derzeit steht der seit 2003 mit einem Intermezzo von 2013 bis 2015 immer erstklassige Club ohne Trainer und Sportdirektor da. Franz Ponweiser ist in die Trainerausbildungssparte des ÖFB gewechselt. Der eigentlich für Montag geplant gewesene Trainingsstart wurde vorerst auf Donnerstag verschoben. Laut Vereinigung der Fußballer (VdF) haben nur knapp über zehn Spieler einen gültigen Vertrag beim SVM. Die Kicker wurden vom Club mit einem Heimprogramm ausgestattet und versuchen sich vorerst selbst fit zu halten.