Padel-Tennis-Spieler am Platz
ORF.at/Peter Pfeiffer
Hintergrund

„Käfigsport“ Padel drängt ins Rampenlicht

Wer hierzulande das Wort Paddel hört, denkt im ersten Moment wohl an ein Kanu oder Kajak, mit Sicherheit aber an Wasser. Die spanische Version des Wortes, „Padel“, steht aber für eine Alternative zum Tennis, die immer mehr Fahrt aufnimmt. In Österreich steckt der zum besseren Verständnis Padel-Tennis genannte Sport zwar noch in den Kinderschuhen, denen entwächst der „Käfigsport“ aber rasant.

Für den Laien ist Padel relativ schnell erklärt, man muss sich einfach eine Mischung aus Tennis und Squash vorstellen. Auf einem 20 mal zehn Meter großen, mit Plexiglaswänden und Zaun umrandeten Court wird ein Ball mit etwas weniger Druck als im Tennis mit einer Art löchrigem Paddel hin und her gefetzt. Wie beim Squash kann die Court-Begrenzung ins Spiel einbezogen werden. Großer Unterschied zum Tennis: Es wird nur von unten serviert und exklusiv im Doppel gespielt. Dafür ist die Zählweise bei Tennis und Padel gleich.

„Es ist sehr leicht zu lernen, daher ist die Faszination schnell da. Man hat von Beginn an lange Ballwechsel, da der Ball von der Bande zurückkommen kann. Weil der Schläger näher bei der Hand ist, ist es auch leichter zu spielen. Es ist sehr massentauglich: Männer, Frauen, Senioren, Kinder – alle können es leicht spielen“, erklärt David Alten, seines Zeichens gemeinsam mit Doppel-Partner Christoph Krenn Österreichs Vorzeigepadler im Gespräch mit ORF.at die Vorzüge des Spiels im „gläsernen Käfig“.

Fotostrecke mit 10 Bildern

Christoph Krenn
ORF.at/Peter Pfeiffer
Was Dominic Thiem im Tennis, ist Christoph Krenn (Bild) gemeinsam mit David Alten auf dem Padel-Platz: die Nummer eins in Österreich
Padel-Tennis-Spielerinnen am Platz
ORF.at/Peter Pfeiffer
In Österreich haben aber wohl viele Menschen wohl noch nie etwas von der salopp formulierten Mischung aus Tennis und Squash gehört
Padel-Tennis-Plätze
ORF.at/Peter Pfeiffer
Dabei ist Padel oder zum besseren Verständnis auch Padel-Tennis genannt, in Europa auf dem Vormarsch – in Spanien etwa ist nur Fußball populärer
Padel-Tennis-Plätze
ORF.at/Peter Pfeiffer
Auch hierzulande fast Padel rasant Fuß, wie die Mannschaftsmeisterschaften Anfang August im Wiener Prater bewiesen
Padel-Tennis-Spieler am Platz mit Happel-Stadion im Hintergrund
ORF.at/Peter Pfeiffer
Insgesamt acht Plätze gibt es in Sichtweite des Ernst-Happel-Stadions, die Hälfte davon hat noch keinen Monat auf dem „Buckel“
Bälle liegen im Gras
ORF.at/Peter Pfeiffer
Schläger, Bälle und Platz ähneln dem klassischen Tennis, doch sind die Spielgeräte deutlich kleiner, die Bälle etwas weicher und auch die Courts nicht nur überschaubar, sondern auch mit Plexiglas eingefasst
Spieler zwischen den Padel-Tennis-Plätzen
ORF.at/Peter Pfeiffer
Bei den Meisterschaften waren über 100 Spielerinnen und Spieler am Werk, der nötige Abstand wurde dennoch eingehalten…
Spieler gratulieren sich nach dem Spiel
ORF.at/Peter Pfeiffer
…auch wenn das speziell beim „Handshake“ nach Spielende nicht immer einfach ist
David Alten
ORF.at/Peter Pfeiffer
David Alten, hier im Gespräch mit ORF.at, setzt mit Partner Christoph Krenn jedenfalls alles daran, um Padel auch in Österreich populär zu machen
Padel-Tennis-Turnier in Madrid
World Padel Tour
Wann in Österreich bei Turnieren, wie hier in Madrid, große Hallen gefüllt werden, bleibt jedoch abzuwarten

Spanien als Padel-Hotspot

Entstanden ist Padel Ende der 1960er Jahre in Mexiko. „Die Geschichte sagt, dass jemand einen Tennisplatz im Garten bauen wollte, aber zu wenig Platz hatte und daher die Mauern einbezogen hat“, so Alten. Dieser gewisse Jemand soll Enrique Corcuera gewesen sein, der kurzerhand aus der Not eine Tugend machte und in Anlehnung an das bereits existierende amerikanische „Platform Tennis“ eine neue Variante erfand. Via Mexiko breitete sich Padel zuerst in Lateinamerika aus und landete via Argentinien schließlich in Spanien.

Vor allem in den beiden letztgenannten Ländern ist Padel sehr populär. „In Spanien ist es die zweitpopulärste Sportart hinter Fußball“, so Alten, „es gibt rund fünf Millionen Spielerinnen und Spieler und rund 20.000 Plätze.“ Kein Wunder, dass auch die Padel World Tour der Profis in Spanien beheimatet ist. Die Events der Padel Tour stehen zumindest zwischen Katalonien und Andalusien jenen im Tennis um nichts nach: Bis zu 10.000 Zuschauer drängten sich vor der Coronavirus-Pandemie in teilweise auf prominenten Innenstadtplätzen errichteten Stadien. Von 100.000 bis 125.000 Euro reicht die Dotierung, dazu werden die Turnier auch im spanischen TV übertragen.

Volle Zuschauerränge beim Padel-Tennis
World Padel Tour
In Spanien spielt sich Padel nicht im Hinterzimmer, sondern auf prominenten Plätzen wie hier auf der Plaza Mayor in Valladolid ab

„Es spielen nur die Besten der Besten“, so Alten, der gemeinsam mit seinem Partner Krenn aktuell das einzige österreichische Gespann ist, das auf der World Tour aufschlägt. Für die aktuell als 142 der Welt gelisteten Österreicher, die laut eigener Aussage zu rund 20 Turnieren im Jahr fliegen, geht es vor allem darum, Erfahrung zu sammeln. „Die dritte Qualirunde (von inklusive Vorqualifikation insgesamt sechs Anm.) war bisher unser größter Erfolg, wobei jeder Sieg dort sehr wertvoll ist“, erzählt Alten. Jeder Punkt auf der Tour sichert den Startplatz für die nächste Saison und damit die Chance, sein Spiel zu verbessern.

Aufschwung seit 2014

Erfolge auf internationaler Ebene sollen auch helfen, den Padel-Sport in Österreich populärer zu machen. Ein Ziel, das Alten und Krenn fast noch wichtiger ist, als mit ihrem Spiel Geld zu verdienen. Krenn darf getrost als einer der Pioniere bezeichnet werden. Dem ehemaligen Weltmeister im Racketlon – der Disziplinenmischung aus Tischtennis, Badminton, Squash und Tennis – wurde 2014 die Aufgabe anvertraut, Padel-Plätze auf dem Sportunion-Gelände im Wiener Prater aufzubauen. Mittlerweile gibt es in Sichtweite des Ernst-Happel-Stadions acht Courts, vier davon wurden erst vor Kurzem fertiggestellt.

Der Ausbau der Anlage im Prater ist auch das Ergebnis der immer größer werdenden Zahl an Padel-Spielern in Österreich. Waren es vor sechs Jahren noch eine Handvoll Spielerinnen und Spieler, jagen mittlerweile über 2.000 Aktive von Hard in Vorarlberg über Oberösterreich bis nach Graz die Filzkugel mit einem Padel-Racket über das Netz. Seit Jänner 2020 versammeln sich elf Vereine unter der Schirmherrschaft der Austrian Padel Union (APU), einer zweiten Dachorganisation neben dem seit 1995 bestehenden Österreichischen Padelverband (ÖPV).

Frau Präsidentin geht voran

Die Padel Union ist im Vergleich zum seit 1999 bestehenden zwar noch blutjung, aber doch schon Vorreiter. Denn mit Eva Handl verfügt die APU im Gegensatz zu den meisten anderen Verbänden über eine Präsidentin. Die gebürtige Kärntnerin, ist einst – wenig überraschend – im Spanien-Urlaub auf Padel aufmerksam geworden und seit drei Jahren „voll reingekippt“.

Eva Handl
ORF.at/Peter Pfeiffer
Verbandschefin Eva Handl stand bei den Mannschaftsmeisterschaften auch selbst auf dem Platz

Ihr großes Ziel ist es, dass Padel bei der Bundessportorganisation Sport Austria als offizielle Sportart anerkannt wird. „Vielleicht gelingt das schon 2021, wobei das natürlich ein hehres Ziel ist“, so Handl. An der Erfüllung des Kriterienkatalogs wird jedenfalls hart gearbeitet, die Vereine werden vorerst vor allem mit Expertisen unterstützt. „Wir helfen bei der Organisation von Turnieren mit, etwa wie veranstalte ich ein Turnier, wenn man nur einen Platz zur Verfügung hat“, erklärt die Präsidentin gegenüber ORF.at.

Zur Förderung der Popularität sei es wichtig, die Jugend für den Sport zu begeistern, so Handl, die dafür im Verband eine eigene Jugendbeauftragte zur Verfügung hat. Einerseits würden von den Vereinen Workshops angeboten, andererseits haben etwa Studenten in Wien am Universitätssportzentrum (USI) die Möglichkeit, Padel kennenzulernen. Wenn es um Werbung für ihren Sport geht, etwa im Vergleich mit Tennis, hält sich Frau Präsidentin auch nicht zurück: „Padeln ist viel cooler. Wenn der Ball beim Tennis bei dir vorbei ist, ist er vorbei. Beim Padel kommt der Ball im Idealfall zurück, und du hast eine zweite Chance. Das macht das Spiel variantenreicher und schneller“, so Handl.

Von Thiem bis Janko

In vielen Ländern außerhalb der Hotspots Argentinien und Spanien habe das Spiel bereits noch mehr Fuß gefasst als in Österreich, so David Alten: „In Frankreich oder Schweden wird es immer populärer. Es gibt aber mittlerweile auch eine kleinere Turnierserie, ähnlich den Futures im Tennis, wo man Punkte für die World Tour holen kann“, so der gebürtige Wiener, der sich mit seinen Mitstreitern auch zum Ziel gesetzt hat, eines dieser Turniere nach Österreich zu holen.

Die Fangemeinde hierzulande beschränkt sich jedenfalls schon jetzt nicht mehr auf ehemalige Spanien-Urlauber. So sind etwa Ex-Teamtorjäger Marc Janko, der langjährige Handballteamspieler Konrad Wilczynski und Schauspieler und Kabarettist Viktor Gernot bereits praktizierende Padel-Aficionados. „Es geht wirklich flott, bis du bei diesem Sport ein bisschen ein Niveau und damit einen Riesenspaß hast“, sagte Gernot einst im Rahmen der Eröffnung des Center Courts im Wiener Prater.

Padel versteht sich übrigens nicht als Konkurrenz zu Tennis, sondern als attraktive Variante. Das sieht auch Dominic Thiem so. Österreichs Nummer eins schwang etwa gemeinsam mit Nummer zwei Dennis Novak kurz nach seinem Sieg bei der umstrittenen Adria Tour in Belgrad zum Ausgleich im Prater den Padel-Schläger. Ein offizielles Duell zwischen dem heimischen Topduo im Tennis und im Padel steht allerdings noch aus.