Odion Ighalo (ManU) und Gernot Trauner (LASK)
AP/Dave Thompson
Europa League

LASK verkauft sich in Manchester teuer

Österreichs letzter Europacup-Vertreter LASK hat sich am Mittwoch mit einem 1:2 (0:0) bei Manchester United aus der UEFA Europa League verabschiedet. 139 Tage nach dem 0:5 im Achtelfinal-Hinspiel verkauften sich die Oberösterreicher teuer, mussten sich aber trotz Führung am Ende noch durch ein Tor von „Joker“ Anthony Martial (88.) geschlagen geben.

Der LASK hat sich gegen eine nicht in Bestbesetzung angetretene Mannschaft des Tabellendritten aus England mutig präsentiert und ging durch ein sehenswertes Tor von Philipp Wiesinger (55.) nicht unverdient in Führung. Jesse Lingard (57.) und Martial drehten aber noch die Partie zugunsten der Hausherren vor leeren Rängen.

Für United geht es bereits am Montag in Köln mit dem Finalturnier in Deutschland weiter. Im Viertelfinale, das in einem einzigen Spiel entschieden wird, wartet der FC Kopenhagen. Wie Rapid, Sturm (jeweils zweimal, Anm.) sowie das ÖFB-Team musste auch der LASK das berühmte Old Trafford als Verlierer verlassen, kann aber auf die erfolgreichste Europacup-Saison der Clubgeschichte zurückblicken.

LASK verabschiedet sich aus Europa League

Der LASK hat sich mit einer 1:2-Niederlage gegen Manchester United aus der Europa League verabschiedet. Der Punktegewinn war für die Linzer zwar in greifbarer Nähe, am Ende zog man aber doch den Kürzeren

Debüt für Thalhammer im Old Trafford

Ausgerechnet im legendären Old Trafford in Manchester gab Dominik Thalhammer sein Debüt als LASK-Trainer und Nachfolger von Valerien Ismael. Allerdings durften wie schon im Hinspiel in Linz wegen der Coronavirus-Pandemie keine Zuschauer dabei sein. Nach dem Hinspielergebnis hatte die Partie ohnehin nur einen Charakter eines Testspiels – für United im Hinblick auf das Finalturnier, die Linzer sind zudem erst vor zwölf Tagen aus der Sommerpause zurückgekehrt.

Aufgrund der Ausgangsposition wurde im Vorfeld mit einer C-Elf von ManUnited-Coach Ole Gunnar Solkskjaer spekuliert, der Norweger schonte auch seine Stars wie Weltmeister Paul Pogba und Jungstar Marcus Rashford, brachte aber immerhin Kapitän und Abwehrchef Harry Maguire sowie Linksverteidiger Brandon Williams von Beginn an. Thalhammer vertraute vielen Kräften aus der Vorsaison, zumal es mit Joao Klauss und Samuel Tetteh auch nur zwei Abgänge gab, der umworbene Peter Michorl war ebenfalls (noch) dabei.

Spieler vor dem Anpfiff
APA/AFP/Oli Scarff
Der LASK zu Gast im legendären Old Trafford: Vor Anpfiff gab es eine Trauerminute für die Coronavirus-Opfer

LASK trifft früh die Latte

Angespornt durch die spezielle Spielstätte und angetrieben, das Hinspielergebnis bestmöglich zu korrigieren, legte der LASK in der ersten Hälfte einen couragierten Auftritt hin und versteckte sich von Beginn weg nicht. Maguire gehörte zwar die erste Chance per Kopf nach einer Ecke (4.), doch der LASK präsentierte sich unangenehm und kam auch so in den Gefahrenbereich des englischen Rekordmeisters.

Michorls Versuch, Manchester-Goalie Sergio Romero mit einem Distanzschuss zu überraschen, ging zwar relativ deutlich daneben (6.), doch nur vier Minuten später war der LASK der Führung sogar ganz nahe. Nach einer Ecke von Michorl kam Andres Andrade mit Anlauf zum Kopfball und drückte das Leder an die Latte – der Nachschuss von Wiesinger ging auch knapp an der rechten Stange vorbei (10.).

Andres Andrade Cedeno köpfelt
APA/AFP/Oli Scarff
Der Kopfball von LASK-Verteidiger Andres Andrade landete schließlich an der Latte

Es entwickelte sich eine Partie, in der die Gäste Lunte rochen, zumal die Hausherren auch mit dem Wissen des Vorsprungs nicht Vollgas geben mussten. Der LASK konnte sich vorne phasenweise festsetzen, wenngleich die Abwehr um Maguire Schlimmeres verhindern konnte. Auch gutes, schnelles Umschalten ließ den LASK gefährlich werden.

Michorls Schuss ging deutlich drüber (17.), während Marko Raguz per Kopf wiederum näher dran war (28.). Sein Flachschuss aus rund 20 Metern war eine Pflichtübung für Romero (31.). Für United hatte Maguire zuvor per Kopf nach einer Ecke abermals für Gefahr gesorgt (30.). Uniteds pfeilschnelle Spieler konnten die Linzer weitestgehend im Verbund in Schach halten, und so ging es torlos in die Kabinen.

Wiesinger erzielt Führung mit Traumtor

Nach der Pause nahmen die „Red Devils“ dann zunächst das Heft in die Hand und kamen zu guten Möglichkeiten. Odion Ighalo, der im Hinspiel den sehenswerten Führungstreffer besorgt hatte, prüfte LASK-Tormann Alexander Schlager mit einem Schuss im Strafraum. Später rutschten mit Lingard und Daniel James gleich zwei United-Spieler nach einem Querpass von Williams an der Führung vorbei (52.).

Der LASK ließ sich aber in seinem mutigen Spiel nicht beirren, was in einem Eckball mit Folgen resultierte. Timothy Fosu-Mensah klärte diesen noch per Kopf aus der Gefahrenzone, doch Verteidiger Wiesinger versenkte den Ball überlegt und mit Gefühl aus rund 20 Metern ins rechte Kreuzeck. Der 26-Jährige, im Hinspiel gesperrt, war damit nach Ivica Vastic (Sturm Graz, 1999, Anm.) der zweite Spieler eines heimischen Teams, der im Old Trafford traf – und das sehenswert (55.). Ein Doppelpack aus der Distanz blieb ihm verwehrt (56.).

Philipp Wiesinger trifft
Reuters/Carl Recine
Überlegt schlenzte Wiesinger den Ball aus rund 20 Metern ins lange Eck

Die Freude über das 1:0 hielt allerdings nicht lange, denn Manchester United wusste nur zwei Minuten später zu antworten. Nach einem Fehlpass im Mittelfeld bediente der frühere spanische Welt- und Europameister Juan Mata postwendend Lingard, der nicht im Abseits stand und alleine auf Schlager zulaufen und diesen durch die Beine bezwingen konnte (57.). In der Folge konnten die Linzer eine Druckphase der Gastgeber überstehen, erholten sich aber auch und kamen selbst durch Dominik Reiter zu einer Chance (71.).

Lucky Punch durch „Joker“ Martial

Danach flachte die Partie aber zunehmend auch aufgrund der vielen vorgenommenen Wechsel ab. Mit Pogba kam auch noch ein Weltmeister auf das Feld. Der LASK wurde aber nach einem intensiven Spiel müder, was nach einem ausgeglichenem Finish schließlich noch bestraft wurde. Martial bezwang nach Doppelpass mit Mata Schlager aus kurzer Distanz (88.) und zerstörte damit im „Theatre of Dreams“ die Linzer Hoffnungen auf eine Überraschung, auch weil Reinhold Ranftl (89.) und Raguz (93.) jeweils noch den Ausgleich vergaben.

Stimmen zum Spiel:

Dominik Thalhammer (LASK-Trainer): „Wir haben in der ersten Hälfte sehr gut gespielt und das Geschehen kontrolliert. Mitte der zweiten Hälfte haben wir dann die Spielkontrolle verloren, was auch auf den Fitnesszustand zurückzuführen ist. Wir sind erst seit zehn, zwölf Tagen in der Vorbereitung, haben das Tempo dann nicht mehr halten können, die Abstände sind dann zu groß geworden. Leider haben wir uns noch das 1:2 eingefangen und die eine oder andere Chance, die wir danach noch hatten, nicht verwertet. Die Mannschaft hat sehr gut gekämpft, auf die Leistung kann man absolut aufbauen. Die Niederlage ist sehr ärgerlich, weil wir sehr viel investiert haben und uns vielleicht sogar einen Punkt verdient hätten.“

Ole Gunnar Solskjaer (Manchester-Trainer): „Der Job ist erledigt worden. Meine Jungs brauchten Spielminuten, ich habe viel durchgewechselt. Manche haben lange nicht mehr gespielt. Meine Spieler haben Erfahrung gesammelt, das ist das Wichtigste. Wir reisen jetzt nach Deutschland und wollen so weit kommen wie möglich und am besten die Trophäe holen.“

Europa League, Achtelfinale, Rückspiel

Mittwoch:

Manchester United – LASK 2:1 (0:0)

Old Trafford, unter Ausschluss der Öffentlichkeit (wegen Coronavirus), SR Sidiropoulos (GRE)

Torfolge:
0:1 Wiesinger (55.)
1:1 Lingard (57.)
2:1 Martial (88.)

Manchester: Romero – Fosu-Mensah (84./Mengi), Bailly, Maguire, Williams (72./Chong) – Fred (64./Pereira) – Mata, McTominay, Lingard (64./Pogba), James (84./Martial) – Ighalo

LASK: A. Schlager – Wiesinger (73./T. Sabitzer), Trauner, Andrade (80./Filipovic) – Ranftl, Holland, Michorl, Renner – Frieser, Raguz, Balic (66./Reiter)

Gelbe Karten: McTominay bzw. Michorl

Hinspiel (am 12. März) 5:0 – Manchester mit dem Gesamtscore von 7:1 im Viertelfinale (Gegner FC Kopenhagen)