Radfahrer beim Zielsprint
APA/AFP/Anne-Christine Poujoulat
Radsport

Niederländer nach Horrorsturz im Koma

Im Kampf um den Sieg der ersten Etappe der Polen-Rundfahrt hat es am Mittwoch auf der Ziellinie bei Höchstgeschwindigkeit einen fürchterlichen Massensturz mit schwerwiegenden Folgen gegeben. Der Niederländer Fabio Jakobsen flog dabei über die Streckenbegrenzungen in den Zielbereich. Der 23-Jährige wurde ins Spital gebracht und in künstliches Koma versetzt.

Jakobsen wurde im Sprint der ersten Etappe über 196 km von Chorzow nach Katowice von seinem zu diesem Zeitpunkt führenden Landsmann Dylan Groenewegen in die Absperrgitter gedrängt und stürzte mit großer Wucht im hohen Bogen über die Werbebanden und krachte dabei auch in einen Rennstabsmitarbeiter.

Wie das Team Quick Step in der Nacht auf Donnerstag bekanntgab, befindet sich Jakobsen in einem ernsten, aber stabilen Zustand. Bei ersten Untersuchungen seien keine Verletzungen im Gehirn oder an der Wirbelsäule festgestellt worden. Jakobsen befinde sich aufgrund der Schwere seiner Verletzungen aber im Krankenhaus von Katowice im künstlichen Koma.

„Unsere Gedanken und unsere Gebete sind bei Fabio Jakobsen", teilte sein Team zuvor mit. "Solche Unfälle sollten nicht passieren. Wir entschuldigen uns aufrichtig. Wir werden den Vorfall intern besprechen, bevor wir weitere Aussagen tätigen“, teilte das Team Jumbo-Visma von Groenewegen mit.

Schwere Vorwürfe gegen Groenewegen

Für Renndirektor Czeslaw Lang war Groenewegen mit seinem Verhalten der Auslöser des schweren Unfalls: „Der Fahrer, der den Unfall ausgelöst hat, hat sich unkorrekt verhalten. Er fuhr zuerst in der Mitte, als er dann sah, dass jemand von rechts kam, hat er sich auch nach rechts bewegt.“

Rettungshubschrauber
Reuters/Agencja Gazeta
Fabio Jakobsen musste nach dem fürchterlichen Sturz mit dem Hubschrauber ins Spital gebracht werden

Jakobsens Teamchef Patrick Lefevere bezeichnete Groenewegens Verhalten im Anschluss als „kriminell“. Groenewegen, der wie andere Fahrer ebenfalls zu Sturz kam und später als Sieger disqualifiziert wurde, droht eine empfindliche Strafe.

UCI verurteilt „gefährliches Verhalten“

Der internationale Radverband UCI bezeichnete das Verhalten des Niederländers als „inakzeptabel“. „Die UCI verurteilt das gefährliche Verhalten von Dylan Groenewegen, der Fabio Jakobsen einige Meter vor dem Ziel in die Bande beförderte und einen Massensturz verursachte, auf das Schärfste“, teilte der Weltverband mit.

Dylan Groenewegen und Fabio Jakobsen
AP/Tomasz Markowski
Jakobsen (l.) wurde im Zielsprint von Groenewegen (r.) abgedrängt

Jumbo-Visma-Profi Groenewegen wurde von der Jury disqualifiziert und von der Rundfahrt ausgeschlossen. Außerdem habe man die Disziplinarkommission angerufen, die der Schwere der Tat angemessene Sanktionen aussprechen kann, so die UCI weiters.

Österreicher nicht betroffen

Der 27-jährige Groenewegen ist ein Sprintspezialist. Er hat in den letzten drei Jahren vier Etappen der Tour de France gewonnen. Nach seiner Disqualifikation wurde Jakobsen zum Etappensieger erklärt. Die an der WorldTour ebenfalls teilnehmenden Österreicher Patrick Konrad (Bora) und Matthias Brändle (Team Israel) waren vom Massensturz nicht betroffen. Im Vorjahr war bei der Polen-Rundfahrt der Belgier Björg Lambrecht ebenfalls am 5. August auf der dritten Etappe nach einem Sturz in einen Betonpfeiler gestorben.