Das Pappelstadion in Mattersburg
GEPA/Michael Meindl
Fußball

Bundesliga schließt Kapitel Mattersburg ab

Der Konkursantrag des SV Mattersburg und die freiwillige Rückgabe der Lizenz vergangenen Mittwoch haben den anderen Clubs und den Verantwortlichen der Bundesliga eine noch längere Phase der Unsicherheit erspart. Durch den Abschied der Burgenländer herrscht nun Klarheit. „Ich habe die Entscheidung sehr positiv aufgenommen, weil es einfach Planungssicherheit für die Bundesliga und die Clubs schafft und in weiterer Folge auch die Clubs der 2. Liga“, sagte Ligavorstand Christian Ebenbauer.

Am 15. Juli war der Bilanzskandal um die Commerzialbank Mattersburg publik geworden. Die Bank war der größte Geldgeber der Burgenländer, Bankchef Martin Pucher war zugleich Langzeitpräsident des SVM. „Ich habe mit den Verantwortlichen in den letzten zwei Wochen viele Gespräche geführt und auf die Risiken hingewiesen. Es war im Prinzip ein sehr produktiver Austausch. Die Entscheidung jetzt war die völlig richtige, weil die Lawine, die auf den Fußballclub zurollt, ausgelöst durch die Commerzialbank, aus meiner Sicht unabsehbar ist“, sagte Ebenbauer.

Diverse Instanzenzüge, die aufgrund eines vom Senat 5 eingeleiteten Verfahrens gegen Mattersburg hätten folgen können, werden nun nicht in Anspruch genommen. „Dadurch kann man hoffentlich sicher sein, dass die Saison mit zwölf Clubs gestartet und auch mit zwölf Clubs beendet wird“, so Ebenbauer. Ganz sicher darf man sich in Zeiten der Coronavirus-Pandemie allerdings nie sein. „Die letzten sechs Monate haben gezeigt, dass man beim Schlafengehen noch nicht weiß, was der nächste Tag bringt.“

Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer.
GEPA/Philipp Brem
Ligavorstand Ebenbauer hofft, dass nach turbulenten Monaten endlich Ruhe einkehrt

Im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens waren bei Mattersburg laut Bundesliga-Vorstand noch keine Probleme deutlich geworden. „Wenn man sieht, dass da nie Unstimmigkeiten bei der Wirtschaftsprüfung aufgetreten sind, kann sich auch der Senat 5 wenig vorwerfen“, meinte Ebenbauer. Aus seiner Sicht sei zudem das Lizenzierungsverfahren in Österreich eines der strengsten in Europa.

Tirol erhält zweite Chance

Da die Bundesliga mit einem Aus von Mattersburg aufgrund der jüngsten Entwicklungen rechnen musste, hatte man zuletzt schon in zwei Richtungen geplant. „In erster Linie, was den Spielplan betrifft, da haben wir uns gewappnet“, sagte der Wiener. Nun verbleibt die sportlich abgestiegene WSG Tirol im Oberhaus und darf versuchen, es in der zweiten Saison in der Bundesliga besser zu machen. „Das Wichtigste ist, dass die WSG Tirol jetzt endlich ihren Kader planen kann“, so Ebenbauer. Die Tiroler treten nun neuerlich im Innsbrucker Tivoli Stadion Tirol an, in der 2. Liga wäre das Gernot-Langes-Stadion in Wattens die Heimat gewesen.

Auf die TV-Verträge hat das Ende von Mattersburg keine Auswirkungen, diese sind darauf ausgerichtet, dass zwölf Mannschaften am Bewerb teilnehmen. In der 2. Liga sollen nun die Rapid Amateure den vakanten 16. Platz einnehmen. Das ÖFB-Präsidium muss den eingebrachten Antrag der Bundesliga noch absegnen. Das dürfte allerdings eine Formsache sein. „Ich gehe davon aus, dass es die Zustimmung geben wird, weil alle ein Interesse daran haben, dass wir mit 16 Clubs spielen“, so Ebenbauer. Die Sturm Graz Amateure hatten kein Interesse am Aufstieg, kein anderer Club wäre sonst infrage gekommen.

SV Mattersburg verschwindet

Der SV Mattersburg hatte nach der Mitgliederversammlung am Mittwoch den Konkursantrag und den freiwilligen Verzicht auf die Lizenz bekanntgegeben. Der Club stellte zudem den Spielbetrieb ein. „Der SV Mattersburg ist seit 14. Juli zahlungsunfähig, seit das mit der Bank passiert ist. Es hat Gespräche mit Investoren, Gönnern gegeben. Aber aufgrund der großen Unsicherheit dieses Kriminalfalls, man weiß nicht, was der Masseverwalter der Bank fordert – wie will man die bedienen? Da springt jeder Investor ab“, sagte Vizepräsident Hans-Georg Deischler nach der Entscheidung.

Das Ende einer Ära

Das Aus für den SV Mattersburg reißt ein großes Loch in den burgenländischen Fußball. Zwei Jahre fehlten dem Klub zum 100-Jahr-Jubiläum. Die bewegte Geschichte hat mehrmals eine richtiggehende Euphorie ausgelöst.

Die übrig gebliebenen Spieler können den Verein ablösefrei verlassen. Sie haben laut Berichten seit zwei Monaten keine Gehälter mehr ausgezahlt bekommen. Die Nachwuchsakademie Mattersburg soll vom Land unterstützt werden und somit erhalten bleiben. Auf die Anteile des SV Mattersburg, die bei 35 Prozent liegen, werde sich der Masseverwalter „draufhauen“, wie Deischler es formulierte. Ein Nachfolgeverein ist derzeit nicht in Planung.