Binder, Moto3-Weltmeister von 2016 und Moto2-Vizeweltmeister von 2019, übernahm in seinem erst dritten MotoGP-Rennen neun Runden vor Schluss die Führung, gab diese nicht mehr ab und siegte 5,266 Sekunden vor dem italienischen Yamaha-Piloten Franco Morbidelli. Dritter wurde der französische Polesetter Johann Zarco auf Ducati.
Der französische WM-Spitzenreiter Fabio Quartararo, der die ersten zwei Saisonrennen in Jerez gewonnen hatte, musste sich in Abwesenheit des verletzten spanischen Serienweltmeisters Marc Marquez mit Platz sieben begnügen. Sein italienischer Yamaha-Markenkollege Valentino Rossi wurde Fünfter. In der WM-Wertung führt Quartararo nun 17 Punkte vor dem Spanier Maverick Vinales, der nicht über Platz 14 hinauskam. Binder schob sich auf Rang fünf vor.
MotoGP-Neuling Binder gewinnt auf KTM
Brad Binder bescherte dem österreichischen KTM-Team den ersten Triumph in der Motorrad-Königsklasse. In seinem erst dritten Grand Prix stand der Südafrikaner sensationell schon ganz oben.
Dreijahresplan fast punktgenau erfüllt
Das Werk aus Mattighofen hatte 2016 seine ersten Anläufe auf die MotoGP genommen und 2017 seine erste volle Saison absolviert. Am Ende eines Dreijahresplans war das Ziel gestanden, einen Rennsieg zu landen. Zieht man die Coronavirus-Pause ab, hat das nun fast punktgenau gepasst. Schließlich wurde in Tschechien das erst dritte Saisonrennen in der MotoGP gefahren.
Das Training und das Qualifying hatten schon vermuten lassen, dass die KTM-Piloten um die Podestplätze mitfahren könnten. Die überzeugende Vorstellung Binders kam dann aber doch unerwartet. Sein Markenkollege Pol Espargaro hatte das Zeug, einen Doppelsieg zu fixieren, der Spanier wurde aber in Positionskämpfen von Zarco abgeschossen. Dass der danach dafür bestraft wurde, war für Espargaro wenig Trost.
„Das ist der absolute Wahnsinn“
Die Freude bei den „Masterminds“ der orangefarbenen Maschinen trübte der Ausfall Espargaros aber nur leicht. „Mir fehlen die Worte. Wir haben so sehr dafür gekämpft“, jubelte KTM-Motorsportdirektor Pit Beirer in einer ersten Reaktion. „Auf dem Podium zu stehen war das Ziel. Jetzt der Sieg, das ist der absolute Wahnsinn. Das Motorrad war besser, die Fahrer sind gut drauf. Aber bisher hat es nicht gepasst.“ Und über Binder meinte Beirer: „Er ist so ein cooler Hund. Er macht das so locker und mit Spaß.“
Teammanager Mike Leitner erinnerte sich an vergangene Mühen: „Ich bin sprachlos. Wir haben in den letzten vier Jahren so viel Energie da reingesteckt. Ein Sieg – das ist noch nicht real.“ Der noch bis Dienstag 24-jährige Binder ist der erste südafrikanische MotoGP-Fahrer und damit auch -Sieger. „Ich wünschte, meine Eltern wären hier“, sagte der Sensationssieger. „Ich kann nicht genug danken, KTM hat mir ein wahnsinnig gutes Motorrad zur Verfügung gestellt.“
Vorfreude auf Spielberg-Doppel
Für KTM kommt der Triumph unmittelbar vor den Grands Prix in Spielberg von Österreich und der Steiermark natürlich gerade recht. Groß ist die Vorfreude auf die Heimrennen auch bei Maximilian Kofler. Der Oberösterreicher kam in der Moto3 zu Sturz, es war sein überhaupt erster Ausfall in einem WM-Rennen. „Ich habe überbremst am Vorderrad, dann bin ich weggerutscht“, sagte der 19-Jährige. Moto3-Sieger wurde der Italiener Dennis Foggia (Honda), die Moto2 gewann sein Landsmann Enea Bastianini (Kalex).
Im Vorfeld des Rennens war der erste Coronavirus-Fall seit Wiederaufnahme des Rennbetriebs vor drei Wochen bekanntgeworden. Betroffen ist ein Mitarbeiter des Promoters Dorna, die Person zeige keine Symptome. Alle Kontaktpersonen des Infizierten seien in Isolation. Die Kontaktpersonen der Kategorie zwei seien auch getestet worden, alle seien negativ. Seit dem Jerez-Doppel waren im Umfeld der Motorrad-WM mehr als 5.500 Tests genommen worden.