Atalanta Spieler nach dem Match gegen Valencia am 10. August 2020.
APA/AFP/Miguel Medina
Champions League

Atalanta misst sich mit PSG-Startruppe

Bergamo steht in diesem Jahr als Sinnbild für zwei gänzlich verschiedene Geschichten. Auf der einen Seite wurde die italienische Stadt von der Coronavirus-Pandemie besonders hart getroffen. Andererseits sorgte der Fußballclub Atalanta für positive Schlagzeilen und will nun auch beim Champions-League-Finalturnier überraschen. Im Viertelfinale bekommt es der Club am Mittwoch (21.00 Uhr) in Lissabon mit Paris Saint-Germain zu tun.

Während das Starensemble aus der französichen Hauptstadt beim Turnier in Portugal als Mitfavorit antritt, hat Atalanta nichts zu verlieren. „Das ist eine große Ehre für eine kleine Stadt wie Bergamo“, sagte Trainer Gian Piero Gasperini der Sportzeitung „L’Equipe“ (Dienstag-Ausgabe). Die von der Coronavirus-Pandemie heftig betroffene Stadt fiebert der Partie im fernen Portugal entgegen. „Wir wollen den Leuten ein Lachen schenken nach dieser vielen Trauer“, kündigte Gasperini an.

Atalanta beendete die Serie A zuletzt mit einer Reihe von kräfteraubenden englischen Wochen, wusste aber zu überzeugen und schoss sich mit 98 Treffern erneut auf einen Champions-League-Rang. Mehr Tore erzielten in den großen Ligen nur Manchester City (102) und Bayern München (100). „Wir haben schon ein bisschen was getroffen in dieser Saison“, scherzte Coach Gasperini. Verzichten muss er aber auf Topstürmer Josip Ilicic, der im Achtelfinal-Rückspiel kurz vor dem Coronavirus-Lockdown noch alle vier Tore beim 4:3-Sieg geschossen hatte.

CoV-Krise wirft Torjäger Ilicic aus der Bahn

Der Slowene ist ein Beispiel dafür, dass Fußball lange Zeit unwichtig war – und wie speziell ein Sieg nun sein könnte. Ilicic fehlt aus persönlichen Gründen: Die Pandemie mit all den Toten und furchtbaren Bildern aus Bergamo hatte den 32-Jährigen aus der Bahn geworfen. „Ich werde ihn vor oder nach der Partie mal anrufen“, sagte Vereinspräsident Antonio Percassi der „Gazzetta dello Sport“. Und vielleicht können die beiden dann nach der schwierigen Zeit über ein sportliches Märchen plaudern.

Zu verhindern versucht das natürlich das Starensemble von Paris Saint-Germain. Für die Pariser zählt nur der Sieg – und nie schien es so einfach, die Königsklasse zu gewinnen. Weil im Play-off in Lissabon je nur eine Partie entscheidet, ist man mit drei Siegen Champion. Die Millionentruppe von Coach Thomas Tuchel kann mit einem Erfolg gegen das Überraschungsteam aus Italien die erst zweite Halbfinal-Teilnahme in der europäischen Königsklasse nach 25 Jahren Wartezeit feiern. „Für mich ist das ein Geschenk“, sagte Tuchel vor der Partie im Estadio da Luz.

PSG bangt um Einsatz von Mbappe

Neben Vorfreude herrscht beim Serienmeister aber vor allem Bangen um Weltmeister Kylian Mbappe, der sich am 24. Juli im Cupendspiel am Knöchel verletzt hatte. In dieser Woche aber stieg der Offensivstar in das Training ein, wenigstens als „Joker“ könnte er – im Gegensatz zum ebenfalls verletzten Italiener Marco Verratti – dabei sein. „Seine Anwesenheit auf der Auswechselbank scheint gesichert“, schrieb etwa „Le Parisien“. Mbappe war der erfolgreichste Torjäger der abgebrochenen Meisterschaft in Frankreich und könnte für das gewisse Etwas sorgen, das in so einem Spiel wohl nötig ist.

Im PSG-Trikot international liefern sollte in Lissabon auch der teuerste Fußballer der Welt, Neymar. Mit dem FC Barcelona gewann der Brasilianer 2015 die Champions League. Mit Paris gab es in Europa mit ihm dagegen noch nichts zu feiern. 2017 wechselte der Brasilianer für die unglaubliche Ablösesumme von 222 Millionen Euro zu PSG, um dem mit Milliarden aus Katar alimentierten Club den erstmaligen Königsklassentriumph zu ermöglichen. Der Vertrag des 28-Jährigen läuft noch bis 2022.

„Ich bin in der besten Form, seit ich in Paris bin“, sagte Neymar nun vor dem Beginn des Finalturniers in Lissabon. Bisher hat PSG noch kein Match in Europas Königsklasse gegen einen italienischen Club gewonnen. Diese Scharte will PSG nun in seinem ersten Champions-League-Viertelfinale seit 2016 unbedingt ausmerzen. „Wir sind bereit, Geschichte zu schreiben“, bekräftigte Neymar.