Crew von Racing Point
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Formel 1

Racing Point sorgt weiter für Unruhe

In der Hitze des Sommers kehrt auch in der Formel 1 keine Ruhe im Kopiestreit rund um Racing Point ein. So haben Ferrari und Renault einen neuerlichen Protest gegen die von Racing Point verwendeten Bremsbelüftungen angekündigt, die der Rennstall vom Mercedes-Modell aus der Saison 2019 übernommen hat. Zudem sieht sich Serienweltmeister Mercedes in den Verhandlungen um den künftigen Grundlagenvertrag benachteiligt.

Die Streitereien haben sich in den vergangenen Tagen an vielen Fronten entfesselt. Eine davon ist die „Copygate-Affäre“ um das in dieser Saison so starke Team Racing Point. Renault hatte Protest gegen dessen Bremsbelüftungen eingelegt – und von den Sportkommissaren des Automobil-Weltverbandes (FIA) in Bezug auf die hinteren Bremsschächte recht bekommen. Das Urteil: 400.000 Euro Strafe und 15 Punkte Abzug in der Konstrukteurswertung.

In dem Kopiestreit geht es darum, dass bestimmte Bauteile an den Rennwagen von den Teams selbst entworfen und entwickelt werden müssen. Dem Racing-Point-Team wird von vielen aber vorgehalten, mehr oder weniger eine Kopie des Mercedes der vergangenen Saison zu sein – der deutsche Autobauer ist der Antriebspartner von Racing Point.

Binotto (Ferrari), Otmar Szafnauer (Racing Point) Marcin Budkowski (Renault)
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Mattia Binotto (Ferrari), Otmar Szafnauer (Racing Point) und Marcin Budkowski (Renault) haben sich bisher nicht viel Nettes zu sagen

Das Team selbst räumte auch ein, Bremsbelüftungen von 2019 bei Mercedes eingekauft zu haben. Als diese Komponenten 2020 im Zuge einer Regeländerung in die entsprechende Liste aufgenommen wurden, habe man sie auch nicht eingesetzt. Das Wissen und die Informationen flossen gleichwohl in die Komponenten ein.

McLaren und Williams verzichten vorerst auf Protest

Ferrari und Renault wollen nun weiter streiten und gegen das FIA-Urteil ankämpfen. Die beiden Teams haben ihre Protestabsicht beim Internationalen Automobilverband (FIA) hinterlegt. McLaren, das ebenfalls zunächst über einen Protest nachgedacht hatte, will das Urteil nicht anfechten. Man werde das weitere Vorgehen mit Interesse verfolgen, hieß es. Verzichten wird auch Williams. Das bestätigte das Team am Mittwoch in einer kurzen Stellungnahme vor Ablauf der Frist von 96 Stunden.

Dafür will Racing Point selbst Einspruch gegen die Strafen einlegen, wie die Formel 1 auf ihrer Website am Mittwoch bekanntgab. Teammitbesitzer Lawrence Stroll hatte bereits am vergangenen Wochenende seinem Unmut über das Urteil in ungewohnt deutlicher Manier kundgetan. Die Angelegenheit wird nun vor dem Berufungsgericht des Internationalen Automobilverbandes verhandelt werden, ein Datum ist noch nicht bekannt. „Sie ziehen unseren Namen durch den Schmutz, und ich werde nicht einfach danebenstehen und es akzeptieren. Ich beabsichtige, alle nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um unsere Unschuld zu beweisen“, hatte sich Stroll am Wochenende zu Wort gemeldet.

Grundlagenvertrag als nächster Stolperstein

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sah darin schon letzte Woche eine „kleine Revolution“ der Rivalen, „weil sie nicht die Leistung bringen wie Racing Point“. Für Wolff ist das Thema längst nicht die einzige Baustelle. Bis Mittwoch sollte der ab 2021 gültige Grundlagenvertrag, der die Verteilung der Einnahmen regelt, unterschrieben sein.

„Das werden wir sicher nicht schaffen“, sagte Wolff am Wochenende. Denn Mercedes sei nach Ansicht des Wieners bei der Preisgeldvergabe das „größte Opfer“. Etwas später zeigte sich Wolff versöhnlicher. Er sehe insgesamt „keine großen Hürden, man muss sich nur zusammensetzen“. Wenn man ein „vernünftiges Concorde Agreement“ erziele, „dann ist das auf jeden Fall ein Sport, in dem wir bleiben wollen“.

Der Formel-1-Rechteinhaber Liberty Media, der den Grundlagenvertrag mit den zehn Teams und der FIA aushandelt, hält am Zeitplan unbeeindruckt fest. „Die Vereinbarung ist wichtig für die Zukunft des Sports“, ließen die Bosse wissen. „Wir machen damit weiter, und es wird nichts verschoben.“ Nach Harmonie klang aber auch diese Aussage nicht.