Jubel bei Leipzig
Reuters/Lluis Gene
Champions League

Leipzig steht erstmals im Semifinale

RB Leipzig steht erstmals unter den Top Vier der UEFA Champions League. Die Mannschaft rund um Marcel Sabitzer und Konrad Laimer löste am Donnerstag beim Finalturnier in Lissabon mit einem 2:1-Sieg im Viertelfinale über Atletico Madrid das Ticket für das Semifinale. Der K.-o.-Schlag erfolgte dabei erst kurz vor Schluss – und bei beiden Treffern der Leipziger hatte Sabitzer prominent seine Beine im Spiel.

Nach torloser erster Hälfte im Estadio Jose Alvalade von Lissabon leistete Sabitzer in der 51. Minute mit einer präzisen Flanke die Vorarbeit zum Kopfballtor des Spaniers Dani Olmo zum 1:0. Nach dem Ausgleich Atleticos durch den eingewechselten Jungstar Joao Felix vom Elfmeterpunkt (71.) leitete Sabitzer auch den Siegestreffer von Tyler Adams ein. Ein Schuss des für Laimer in der 72. Minute eingewechselten US-Amerikaners wurde zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit unhaltbar für Goalie Jan Oblak abgefälscht (88.).

Die Leipziger, bei denen Sabitzer in der Nachspielzeit angeschlagen ebenfalls vom Platz musste, stehen damit erstmals unter den besten vier Teams der Königsklasse. Im Halbfinale wartet nun am kommenden Dienstag das französische Starensemble Paris Saint-Germain, das sich am Mittwoch in letzter Sekunde nach Rückstand noch in letzter Sekunde gegen Atalanta Bergamo mit 2:1 durchgesetzt hatte. Die Frage nach dem Aufstieg ins Endspiel am 23. August wird so wie im Viertelfinale in nur einem Spiel beantwortet.

Leipzig mit Zug nach vorn

Die mit Sabitzer und Laimer eingelaufenen Leipziger spielten von Anpfiff weg, wie ihr Trainer Julian Nagelsmann sich das vorgestellt hatte: Mit Zug nach vorn und Intensität in den Zweikämpfen. Den Traumstart hatte Marcel Halstenberg auf dem Fuß, der volley mit Rücklage über das Tor feuerte (4.). Atletico schaute sich das Treiben einmal an, die Simeone-Elf suchte Umschaltsituationen, die Leipzig nicht anbot.

Es wurden Nadelstiche: Yannick Carrasco zwang Leipzigs Goalie Peter Gulacsi, ins kurze Eck abzutauchen (13.). Der Ungar Gulacsi, einer von fünf Startern mit Salzburg-Vergangenheit, brachte kurz darauf Saul Niguez mit einem Schritt auf die Ferse im Strafraum ins Straucheln. Dem polnischen Schiedsrichterteam samt Videoreferee reichte das aber nicht für einen Elfmeter (17.).

Die hochintensive, aber meist faire Partie bot wie erwartet wenig Großchancen. Leipzig kombinierte gefällig, Atletico ließ aber vor dem Tor praktisch nichts zu. Räume, die etwa der erstmals fehlende Chelsea-Abgang Timo Werner hätte nutzen können, gab es nicht. Das Potenzial zur Leipzig-Führung hatte erst wieder ein Kopfball von Dayot Upamecano, der jedoch genau in den Armen von Jan Oblak landete. Der slowenische Keeper war nicht oft in Bedrängnis, hatte zur Pause aber mehr Ballkontakte als die beiden Stürmer Diego Costa und Marcos Llorente zusammen.

ÖFB-Duo glänzt als Vorbereiter

In der 51. Minute belohnte sich Leipzig für den Vorwärtsdrang – und die Österreicher im Team hatten entscheidenden Anteil daran: Laimer brachte Sabitzer halb rechts in Szene, die folgende Maßflanke wuchtete Olmo per Kopf zur Führung ins lange Eck. Wie beim Achtelfinal-Aufstieg vor fünf Monaten mit dem 4:0-Sieg gegen Tottenham war Sabitzer ein Faktor. Damals hatte der nunmehrige Spielgestalter zwei Tore im Rückspiel erzielt.

Simeone reagierte auf den Rückstand und wechselte den portugiesischen Jungstar Joao Felix ein (58.). Der 126-Millionen-Euro-Mann brachte auch etwas Schwung, doch vor allem zwang er Halstenberg zu einem Foulspiel im Strafraum. Den Elfmeter verwertete Felix anschließend selbst (71.). Danach wurde Laimer von Adams ersetzt – ein Wechsel, der sich letztlich bezahlt machte: Der abgefälschte Schuss von Adams fand den Weg am chancenlosen Oblak vorbei ins Tor (88.) und bugsierte Leipzig ins Halbfinale gegen PSG.

Stimmen zum Spiel:

Marcel Sabitzer (Leipzig-Offensivmann): „Es war ein hartes Stück Arbeit. Wenn man sich die 90 Minuten anguckt, gehen wir verdient als Sieger vom Platz. Wir haben echt eine Topleistung gezeigt. Ich bin so stolz auf die Mannschaft, Hut ab vor jedem Einzelnen. Wir hatten einen guten Matchplan, aber das alles Entscheidende war, wir wollten auf gar keinen Fall nach Hause. Wir wollen hier bleiben, wir haben die Koffer gepackt bis zum Ende. Wir sind trotz des 1:1 ruhig geblieben und haben auf unsere Chance gewartet. Der Sieg ist etwas glücklich, aber verdient.“

Tyler Adams (Leipzig-Torschütze): „Ich bin eigentlich nicht der Torjäger. Ich wollte da sein, wenn ich gebraucht werde. Es macht mich stolz, was uns gelungen ist. Jeder hat alles gegeben.“

Julian Nagelsmann (Leipzig-Trainer): „Wir haben Glücksgefühle, und ich bin sehr stolz auf die Truppe. Wir haben extrem leidenschaftlich verteidigt, waren das bessere Team, und das gegen so eine gute und erfahrene Mannschaft. Das war heute sehr abgezockt von uns.“

Champions-League-Finalturnier, Viertelfinale

Donnerstag:

RB Leipzig – Atletico Madrid 2:1 (0:0)

Lissabon, Estadio Jose Alvalade, SR Marciniak (POL)

Tore: Olmo (50.), Adams (88.) bzw. Felix (71./Elfmeter)

Leipzig: Gulacsi – Klostermann, Upamecano, Halstenberg – Laimer (72./Adams), Sabitzer (92./Mukiele), Kampl, Angelino – Olmo (83./Schick), Nkunku (83./Haidara) – Poulsen

Atletico: Oblak – Trippier, Savic, Gimenez, Lodi – Herrera (58./Felix), Saul Niguez – Koke (92./Felipe), Carrasco – M. Llorente – Diego Costa (72./Morata)

Gelbe Karten: Klostermann, Kampl, Haidara bzw. Lodi, Gimenez