Jubel der Bayern
Reuters/Rafael Marchante
Champions League

Bayern haben Lust auf mehr

Nach dem 8:2 gegen den FC Barcelona am Freitag im Viertelfinale des Finalturniers der Champions League in Lissabon ist es keine Überraschung, dass Bayern-Trainer Hansi Flick nun den Titel in der Königsklasse als Ziel der Münchner vorgibt.

„Jetzt geht es darum, das sacken zu lassen und uns dann auf das nächste Spiel so vorzubereiten, um das, was wir wollen, auch zu schaffen: Ganz oben zu stehen“, sagte Flick nach der Gala. „Das ist ein hartes Stück Arbeit“, sagte der Coach aber auch mit Blick auf die letzten Schritte im Halbfinale gegen Olympique Lyon und danach im möglichen deutschen Endspiel gegen RB Leipzig. Die Bullen treffen im ersten Halbfinale auf Paris Saint-Germain.

Ein deutsches Finale ist nun keine Illusion mehr. Dabei war in der vergangenen Saison der Katzenjammer groß, als kein Club aus der Bundesliga das Viertelfinale erreicht hatte. Zumindest gab es mit Jürgen Klopp einen Trainer als Titelträger, nun greifen gleich drei deutsche Coaches nach dem Pokal.

Bayern führt Barcelona vor

Der FC Bayern München hat am Freitag im Viertelfinale der Champions League eine Machtdemonstration gegen den FC Barcelona abgeliefert. Die Münchner fegten Lionel Messi und Co. mit 8:2 vom Platz.

Neben Leipzigs Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel (PSG) steht primär Flick im Fokus. Unter dem dem 55-Jährigen stammte die jüngste Bayern-Niederlage aus dem Dezember, seither gab es in 28 Pflichtspielen 27 Siege und ein Remis. Gegen Barca war es der 19. Sieg in Serie. Acht Tore in einem K.-o.-Spiel hatte in der 28-jährigen Geschichte des Bewerbs davor kein Team erzielt, eine Premiere sind auch vier Tore eines Teams in der Champions League nach 31 Minuten. Barcelona hat noch nie so viele Gegentore in einem Europacup-Match erhalten.

„Unbegreifliche“ acht Tore

Die Demontage und Demütigung von Barca mit seinem Weltstar Lionel Messi stimmte die Gewinner „sehr euphorisch“, wie Leon Goretzka sagte. Acht Tore gegen die Katalanen, das nannten selbst die Torschützen Thomas Müller (2) und Joshua Kimmich „unbegreiflich“. Ivan Perisic, Serge Gnabry, Robert Lewandowski und der eingewechselte Barca-Leihspieler Philippe Coutinho (2) komplettierten den Eintrag in die Geschichtsbücher. „Es war ein Genuss, den Jungs beim Spielen zuzuschauen“, schwärmte Sportvorstand Hasan Salihamidzic.

Joshua Kimmich schießt das fünfte Tor für Bayern München
Reuters/Rafael Marchante
Kimmich und Co. bereiteten Barca einen ganz bitteren Abend

„Wir haben wirklich mit einem brutalen Fokus gespielt“, sagte Kimmich. „Wir haben immer weitergemacht“, sagte Goalie Manuel Neuer zur Mentalität dieses Bayern-Teams um Abwehrchef David Alaba. „Wir waren von der ersten Minute an sehr stark, wir waren sehr fokussiert, und ich denke, am Ende des Tages verdienen wir diesen Sieg“, schloss sich der Wiener seinem Torhüter an.

Die zwei Gegentreffer – eines unterlief Alaba ins eigene Tor – störten da nicht groß. „Nach so einem Spiel kann man das Positive herausheben“, sagte Flick. Er blickte schon voraus auf das Wochenende: „Es geht nun darum, Kräfte zu sammeln für das Halbfinale.“ Das steht am kommenden Mittwoch an.

Barca-Coach Setien vor dem Abschied

Bei Barcelona dürfte das „historische Begräbnis“, wie spanische Medien schrieben, Konsequenzen haben. Trainer Quique Setien ahnt, dass seine Zeit nach nur sechs Monaten im Amt schon wieder enden könnte. „Natürlich minimieren sich die Chancen für mich“, sagte der Coach und seufzte: „Wir haben uns überrollt gesehen von einer sehr guten Mannschaft.“ Als Kandidaten für die mögliche Nachfolge von Setien werden in den Medien schon Mauricio Pochettino, Xavi und Patrick Kluivert genannt.

Die Katalanen kassierten erstmals seit 1946 acht Tore in einem Spiel. Clubpräsident Josep Maria Bartomeu entschuldigte sich bei den Fans und kündigte Konsequenzen an. „Es gibt einige Entscheidungen, die wir bereits getroffen haben, und andere, die wir die nächsten Tage treffen werden. Es wird in der kommenden Woche Mitteilungen geben, wir müssen Entscheidungen treffen, nachdem sich die Dinge beruhigt haben“, sagte Bartomeu.

„Am Tiefpunkt angekommen“

Barcelona wartet durch das Ausscheiden bereits seit 2015, dem bisher letzten Triumph in der Königsklasse, auf einen Finaleinzug in der Champions League. „Wir sind am Tiefpunkt angekommen“, sagte Verteidiger Gerard Pique. „Das ist ein fürchterliches Spiel, ein desaströses Ergebnis. Eine Demütigung, das ist das Wort.“

Das sah auch die Presse so. „Das Azulgrana-Team hat die schlimmste jemals bei einem europäischen Wettbewerb gesehene Niederlage seiner Geschichte erlitten“, schrieb etwa „El Pais“. Und „La Vanguardia“ führte aus: „Bayern beerdigt den FC Barcelona. Die Blaugrana machen sich in Lissabon lächerlich und scheiden durch ein beschämendes 2:8 aus. Die Demütigung war ungeheuer. Es wird lange dauern, bis die Schande verblasst. Champions kriechen nicht so. Was für eine Strafe. Wie schmerzhaft. Was für ein Untergang. Lissabon ist vielleicht das dunkelste Kapitel in der schwarzen Geschichte Barcelonas.“