Fernando (Sevilla) mit Pokal
Reuters
Europa League

Sevilla feiert gegen Inter sechsten Finalsieg

Der FC Sevilla hat am Freitag auch das sechste Europacup-Finale seiner Clubgeschichte gewonnen. Gegen Inter Mailand feierten die Spanier in Köln einen spektakulären 3:2-Erfolg. Nach den UEFA-Cup-Triumphen 2006 und 2007 sowie den Europa-League-Titeln 2014 bis 2016 triumphierten die Andalusier damit erneut im zweiten Europacup-Bewerb neben der Champions League. Für Inter dagegen wurde es am Ende ein bitterer Abend.

Romelu Lukaku (5. Minute) hatte den italienischen Traditionsclub per Elfmeter früh in Führung gebracht. Der niederländische Stürmer Luuk de Jong sorgte allerdings mit zwei Kopfballtoren (12., 33.) für die erste Wende. Dann glich Diego Godin (35.) für Inter umgehend aus. Und in der zweiten Hälfte wurde Lukaku zum tragischen Helden: Mit seinem Eigentor zum 3:2 (74.) besiegelte er die Niederlage der Italiener.

Inter blieb damit der größte Erfolg seit dem Champions-League-Sieg 2010 verwehrt. Sevilla setzte seine eindrucksvolle Siegesserie fort und gewann auch das 21. Pflichtspiel in Folge. In der Europa League untermauerte Sevilla die Stellung als unangefochtener Rekordsieger.

Frühe Tore auf beiden Seiten

Inter erwischte den perfekten Start. Keine drei Minuten waren gespielt, als der rechts durch die Abwehr gebrochene Sturmtank Lukaku im Strafraum zu Boden ging. Diego Carlos hatte den Belgier von hinten gehalten und war ihm gleichzeitig auf die Ferse getreten. Den vom niederländischen Referee Danny Makkelie verhängten Elfmeter verwandelte der Gefoulte selbst. Lukaku traf flach in die linke Ecke zum 1:0 (5.) und bejubelte sein 34. Pflichtspieltor in dieser Saison. In der Europa League traf er damit auch im elften Spiel in Serie.

Romelu Lukaku (Inter)
APA/AFP/Martin Meissner
Lukaku eröffnete den Torreigen der ersten Spielhälfte

Sevilla brauchte nicht lange, um ebenfalls eiskalt zurückzuschlagen. In der zwölften Minute erzielte der niederländische Stürmer de Jong mit einem wuchtigen Kopfball das 1:1. Die perfekte Flanke von rechts war von Sevillas Kapitän Jesus Navas gekommen. Für de Jong war es das zweite wichtige Tor innerhalb weniger Tage. Im Semfinale gegen Manchester United hatte er als „Joker“ den entscheidenden Treffer zum 2:1 erzielt. Nun rechtfertigte er auch seinen Platz in der Startelf.

De Jong mit Kopfballdoppelpack – Godin kontert

Nachdem die beiden Finalisten also jeweils mit ihrer ersten Torchance angeschrieben hatten, ging es flott und kampfbetont weiter. Die Trainer Julen Lopetegui (Sevilla) und Antonio Conte (Inter) trieben ihre Mannschaften nach vorne. Es war ein äußerst attraktives Endspiel. In der 33. Minute trat Sevilla-Mittelfeldmann Ever Banega einen Freistoß an die linke Fünferecke. De Jong stieg hoch und traf mit einem sensationellen Kopfball in die lange Kreuzecke zum 2:1. Inter-Goalie Samir Handanovic streckte sich vergeblich, das Match war gedreht.

Luuk de Jong (Sevilla)
Reuters/Wolfgang Rattay
De Jong hatte sein Visier perfekt eingestellt und durfte sich von seinen Kollegen feiern lassen

Doch das galt nur drei Minuten lang, denn nach einem Freistoß von Marcelo Brozovic setzte der aufgerückte Verteidiger Godin den Ball per Kopf zum 2:2 (35.) ins Netz. Sevilla-Keeper Yassine Bounou war wegen der kurzen Distanz und Schärfe des Kopfballs chancenlos. Mit 2:2 ging es dann auch in die Pause, nachdem die letzten zehn Minuten der ersten Hälfte ausgeglichen und weiterhin rasant verlaufen waren.

Diego Godin (Inter) trifft ins Tor
AP/Pool/Wolfgang Rattay
Godin nutzte die Unaufmerksamkeit in der Sevilla-Abwehr zum Ausgleich für Inter

Entscheidung durch Eigentor

Nach dem Seitenwechsel entwickelte das Match nicht mehr so viel Schwung wie davor. Die beiden Teams agierten äußerst diszipliniert und kompakt, neutralisierten einander über weite Strecken. Bei einigen Abschlüssen fehlte auf beiden Seiten die Genauigkeit. Erst in der 65. Minute bestand wieder echte Torgefahr, als Lukaku aus der eigenen Hälfte kommend alleine auf das Sevilla-Tor zusprintete. Der Belgier wollte Schlussmann Bounou flach bezwingen, fand im marokkanischen Teamgoalie diesmal aber seinen Meister.

So blieb es vermeintlich Diego Carlos vorbehalten, in der 74. Minute für die Entscheidung zu sorgen. Nach einem Freistoß durch Banega bekam Inter den Ball nicht aus der Gefahrenzone. Der brasilianische Sevilla-Verteidiger setzte zu einem spektakulären Fallrückzieher an, der scharfe Schuss wurde von Lukaku knapp vor der Linie noch ins eigene Tor abgelenkt, und es stand 3:2 für die Spanier. Erst Stunden nach dem Schlusspfiff wurde der Treffer als Eigentor Lukakus gewertet.

Diego Carlos (Sevilla)
AP/Martin Meissner
Diego Carlos wurde mit seinem Fallrückzieher zum Matchwinner, auch wenn er nicht als Torschütze gewertet wurde

So oder so machte Diego Carlos damit sein Elferfoul aus der Anfangsphase gut. Der Brasilianer hatte auch im Halbfinale und im Viertelfinale einen Strafstoß verschuldet. Nun gab es im Finale auch für ihn persönlich das große Happy End. Im Finish drückte Inter nämlich vergeblich auf den Ausgleich. Mit dem Schlusspfiff war Sevillas nächster Coup perfekt.

Stimmen zum Spiel:

Luuk de Jong (Zweifachtorschütze Sevilla): „Es ist unglaublich. Da waren schwierige Spiele in diesem Turnier dabei, aber wir haben das als Team geschafft. Wir sind wie eine Familie, jeder hat immer alles für den anderen gegeben. Dass ich zwei Kopfballtore gemacht habe, ist natürlich eine unglaubliche Geschichte.“

Jesus Navas (Sevilla-Kapitän, 3. EL-Triumph): „Diese Mannschaft verdient das. Die ganze Saison war sehr schwierig. Wir haben gekämpft und haben die Probleme überwunden, auf die wir getroffen sind.“

Samir Handanovic (Inter-Tormann): „Wir sind sehr enttäuscht, aber es geht weiter. Es hätte in der zweiten Hälfte auch in die andere Richtung gehen können. Wir haben aber leider die Chance auf die Führung ausgelassen. Ich glaube, Sevilla war im Finish müder als wir, aber sie hatten diese Chance. Der Ball ging von Romelus (Lukaku, Anm.) Fuß ins Tor. So etwas passiert.“

Europa-League-Finalturnier, Finale

Freitag:

FC Sevilla – Inter Mailand 3:2 (2:2)

Köln, Rhein-Energie-Stadion, SR Makkelie (NED)

Torfolge:
0:1 Lukaku (5./Foulelfer)
1:1 de Jong (12.)
2:1 de Jong (33.)
2:2 Godin (36.)
3:2 Lukaku (74., Eigentor)

Sevilla: Bono – J. Navas, Kounde, Carlos (86./Gudelj), Reguilon – Jordan, Fernando, Banega – Ocampos (71./Munir), L. de Jong (85./En-Nesyri), Suso (78./Vazquez)

Inter: Handanovic – Godin (90./Candreva), de Vrij, Bastoni – D’Ambrosio (78./Moses), Barella, Brozovic, Gagliardini (78./Eriksen), Young – Lukaku, L. Martinez (78./Sanchez)

Gelbe Karten: Carlos, Banega bzw. Barella, Bastoni, Gagliardini, Conte (Trainer)