Jubel von Kingsley Coman (Bayern München)
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Champions League

Bayern vollendet historisches Triple

Bayern München hat eine außergewöhnliche Saison am Sonntag mit einem historischen Triple vollendet. Der deutsche Rekordmeister gewann im Champions-League-Finale im Estadio da Luz von Lissabon gegen Paris Saint-Germain mit 1:0 (0:0) und setzte sich zum sechsten Mal die Krone im europäischen Clubfußball auf. Das Goldtor, der 500. Bayern-Treffer in der Königsklasse, erzielte ausgerechnet Ex-PSG-Spieler Kingsley Coman (59.).

Während für Paris Saint-Germain der Traum vom ersten Triumph in der Champions League bei der ersten Finalteilnahme erneut platzte, setzte Bayern einen würdigen Schlusspunkt hinter eine perfekte Saison in der Königsklasse. Das Team von Abwehrschef David Alaba gewann alle elf Spiele der laufenden Saison und blieb damit als erstes Team ohne Punkteverlust und als erstes seit Manchester United 2008/09, das die Champions League ohne Niederlage gewinnen konnte.

Eine besondere Genugtuung ist der sechste Münchner Triumph in der Königsklasse auch für Coach Hansi Flick. Anfang November 2019 nach der Trennung von Niko Kovac zunächst nur als Übergangslösung präsentiert, führte der 55-Jährige die Bayern nicht nur von Platz vier souverän zum 30. Meistertitel, sondern zum zweiten Triple (Meister, Cup, Champions League) der Vereinsgeschichte nach 2013. Der deutsche Rekordmeister ist damit erst der zweite Club nach dem FC Barcelona (2009, 2015), dem dieses Kunststück zweimal gelang.

Jubel der Bayern
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Zum zweiten Mal nach 2013 sicherte sich Bayern München das Triple

PSG-Goalie Navas fit, Coman spielt gegen Ex-Club

Vor dem Anpfiff wurden noch die letzten Unklarheiten beseitigt. Bei Paris kehrte Keylor Navas, der sich im Viertelfinale gegen Atalanta Bergamo verletzt und im Halbfinale beim 3:0-Sieg über RB Leipzig gefehlt hatte, zwischen die Pfosten zurück. Die Nummer eins bei PSG gewann die Königsklasse bereits dreimal hintereinander mit Real Madrid. Ebenfalls wieder fit gemeldet hatte sich Mittelfeldspieler Marco Verratti. Der Italiener musste dennoch zunächst auf der Bank Platz nehmen.

Flick vertraute fast genau jener Elf, die den FC Barcelona im Viertelfinale mit 8:2 vom Platz geschossen und sich dann mit 3:0 gegen Olympique Lyon durchgesetzt hatte. Die einzige Änderung betraf den linken Flügel, auf dem Coman den Vorzug vor Ivan Perisic erhielt und gegen seinen Ex-Club auflaufen durfte. Jerome Boateng, der im Halbfinale zur Pause wegen Muskelproblemen ausgewechselt werden musste, wurde rechtzeitig fit und bildete mit David Alaba das Abwehrzentrum. Rechts hinten spielte Joshua Kimmich, der wiedergenese Weltmeister Benjamin Pavard blieb zunächst draußen.

Bayern stört PSG mit frühem Pressing

In Anbetracht der Offensivkraft des Traumsturms Neymar/Kylian Mbappe/Angel Di Maria blieben die Bayern ihrem Motto des Finalturniers der Champions League in Lissabon treu und versuchten gleich zu Beginn Paris SG mit aggressivem Pressing beim Spielaufbau zu stören und bereits in der gegnerischen Hälfte Bälle zu erkämpfen. Ein erster Annäherungsversuch von Thiago nach einem Ballgewinn aus knapp 25 Metern ging aber deutlich am Tor vorbei (6.), sonst stand die von Thiago Silva dirigierte Abwehr von PSG sicher.

Neymar (PSG) gegen Manuel Neuer (Bayern München)
Reuters/Manu Fernandez
Gleich zweimal hintereinander erwies sich Bayern-Goalie Neuer als unbezwingbar

Die Elf von Thomas Tuchel benötigte etwas Zeit, um sich aus der Umklammerung zu lösen, tauchte nach knapp einer Viertelstunde aber gleich mehrere Male gefährlich im Bayern-Strafraum auf. Vor allem bei schnellen Gegenstößen offenbarte die Münchner Defensive Lücken. Zweimal konnte Joshua Kimmich Schussversuche von Mbappe blockieren, bei einem Schuss von Neymar aus spitzem Winkel zeichnete sich wiederum Manuel Neuer aus, der auch beim darauffolgenden Ableger des Brasilianers zur Mitte zur Stelle war (18.).

Schlagabtausch ohne Torerfolg

Das Spiel hatte nun Fahrt aufgenommen. Nach einer Hereingabe von Alphonso Davies drehte sich Lewandowski um die eigene Achse und knallte den Ball an den linken Pfosten (22.). PSG-Schlussmann Navas wäre machtlos gewesen, konnte sich kurz darauf aber bei einem Kopfball des Polen auszeichnen (31.). Auf der Gegenseite trieb Neymar einen schnellen Konter an, Di Maria setzte seinen Schuss nach Doppelpass mit Ander Herrera aber zu hoch an (23.). Für Boateng war die Partie kurz darauf vorbei. Der 31-Jährige, der angeschlagen in die Partie gegangen war, verletzte sich ohne Fremdeinwirkung und wurde durch Niklas Süle ersetzt.

Robert Lewandowski (Bayern München) gegen Keylor Navas (PSG)
Reuters/Manu Fernandez
PSG-Schlussmann Navas konnte sich bei einem Lewandowski-Kopfball auszeichnen

Kurz vor der Pause wurde es dann noch einmal turbulent. Zunächst leistete sich Abwehrchef Alaba einen groben Schnitzer und servierte Mbappe unbedrängt im Strafraum den Ball. Der 21-jährige französische Nationalspieler überlegte aber etwas zu lange und schoss nach Doppelpass mit Herrera genau in die Arme von Neuer (45.). Auch auf der Gegenseite gab es noch einmal Aufregung, als Coman im Strafraum zu Fall kam, der Elfmeterpfiff aber wohl zu Recht ausblieb. Somit gingen beide Teams ohne Torerfolg in die Kabine.

Teams nehmen Tempo aus dem Spiel

Nach dem Seitenwechsel gingen es beide Teams zunächst etwas ruhiger an und neutralisierten einander im Mittelfeld. Weder die Bayern noch PSG wollten sich einen vorentscheidenden Fehler leisten und konzentrierten sich zunächst auf Ballkontrolle. Einziger Aufreger blieb ein Foul an der Mittelauflage von Serge Gnabry an Neymar, das mit einer Gelben Karte für den DFB-Teamspieler endete.

Kingsley Coman (Bayern München) schießt das 1:0 gegen PSG
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Coman köpfelte Bayern mit dem 500. Treffer in der Königsklasse zum Triple

Plötzlich schalteten die Bayern aber einen Gang höher und überraschten damit die Pariser Hintermannschaft. Nach einer Ballstafette bediente Kimmich mit einer Maßflanke den ungedeckten Coman auf der linken Seite, der den Ball per Kopfball im Gehäuse versenkte (59.). Ausgerechnet der Franzose, der 2013 als damals 16-Jähriger für Paris SG in der Ligue 1 debütiert hatte. Und fast hätte der deutsche Meister nachgelegt. Zunächst rettete Presnel Kimpembe im Fallen per Kopf vor dem einschussbereiten Lewandowski, dann klärte Thiago Silva bei einem Coman-Schuss auf der Linie (62.).

Verratti bringt neuen Schwung

Tuchel reagierte und sorgte mit der Einwechslung von Verratti für neuen Schwung. In der 70. Minute wäre fast der Ausgleich gefallen. Di Maria bediente etwas glücklich durch die Beine von Alaba den mitgelaufenen Marquinhos, der im Fallen vom Fünfer abzog. Abermals konnten sich die Bayern bei Schlussmann Neuer bedanken, der die Münchner mit einer Glanzparade vor dem Ausgleich bewahrte.

Paris drückte auf den Ausgleich und kam durch den für Di Maria eingewechselten Choupo-Moting, der einen Kopfball nur knapp verpasste und in der Nachspielzeit an einem Stanglpass vorbeirutschte, noch zu zwei Großchancen. Bayern rettete den knappen Vorsprung aber mit Glück und Können über die Zeit und ging im ersten „wahren“ Finale zweier Landesmeister seit 1998 nicht unverdient als Sieger vom Platz, so wie es knapp 68 Prozent der ORF.at-User im Voting vorausgesagt hatten.

Stimmen zum Spiel:

Manuel Neuer (Bayern-Tormann und -Kapitän): „Es ist schwer, gleich nach dem Spiel zu realisieren. Die Freude war natürlich riesengroß nach dem Abpfiff. Es waren noch mal fünf Minuten Nachspielzeit, und wir haben alle drauf gewartet, dass der Schiedsrichter endlich abpfeift. Dass wir uns das verdient und auch gewünscht haben, es ist wirklich ein Traum für uns alle. (…) Vielleicht hat es noch nie so Spaß gemacht, in dieser Mannschaft zu spielen.“

Thomas Müller (Bayern-Offensivspieler): „Es fühlt sich unglaublich an. Der Haufen ist Wahnsinn, von A bis Z. Wir kamen vom Gefühl her von relativ weit unten, im Herbst, das Ganze. Dann haben wir einen sensationellen Lauf hingelegt. Gefühlt hatten wir das heute verdient, auch ein Quäntchen Glück und Neuer zwischen den Pfosten. Es war nicht unser bestes Spiel.“

UEFA Champions League, Finale

Sonntag:

Paris SG – Bayern München 0:1 (0:0)

Lissabon, Estadio da Luz, SR Orsato (ITA)

Tor: Coman (59.)

Paris SG: Navas – Kehrer, Thiago Silva, Kimpembe, Bernat (80./Kurzawa) – Herrera (72./Draxler), Marquinhos, Paredes (65./Verratti) – Di Maria (80./Choupo-Moting), Neymar, Mbappe

Bayern: Neuer – Kimmich, Boateng (25./Süle), Alaba, Davies – Goretzka, Thiago Alcantara (86./Tolisso) – Gnabry (68./Coutinho), Müller, Coman (68./Perisic) – Lewandowski

Gelbe Karten: Paredes, Neymar, Thiago Silva, Kurzawa bzw. Davies, Gnabry, Süle, Müller