Novak Djokovic greift sich an den Kopf
AP/Seth Wenig
US Open

Disqualifikation für Djokovic „Lektion“

Der Weltranglistenerste Novak Djokovic hat sich nach seiner Disqualifikation bei den US Open am Sonntagabend in New York in Sozialen Netzwerken zerknirscht gezeigt und für den Vorfall entschuldigt. Es sei eine „Lektion“ gewesen, erklärte der Serbe.

Die Nummer eins des Turniers hatte in seinem Achtelfinal-Match gegen den Spanier Pablo Carreno Busta nach einem verlorenen Aufschlagspiel im ersten Satz einen Ball nach hinten weggeschlagen und dabei eine Linienrichterin getroffen.

Zwar hatte Djokovic den Ball nicht mit Absicht in Richtung der Linienrichterin geschlagen, sie ging aber zu Boden und hatte danach sichtlich Probleme mit der Atmung. Djokovic schien selbst erschrocken zu sein und entschuldigte sich umgehend bei der Frau. Die Offiziellen blieben aber hart und nahmen den großen Favoriten aus dem Turnier.

Djokovic zeigt Einsicht

Nach dem Eklat bei den US Open zeigt sich der disqualifizierte Novak Djokovic reumütig. Es sei eine Lektion, aus der er seine Lehren ziehen möchte, sagte der topgesetzte Serbe. Seine Siegesserie hat damit ein unrühmliches Ende gefunden, er verliert sowohl Preisgeld als auch Punkte.

„Es tut mir extrem leid“

„Diese ganze Situation lässt mich wirklich traurig und leer zurück“, hieß es in einem in der Nacht zum Montag veröffentlichten Instagram-Eintrag des 33-Jährigen, dessen 29 Partien umfassende Siegesserie unrühmlich zu Ende ging.

Er wolle sein Fehlverhalten auf dem Platz und die darauf folgende Disqualifikation als „Lektion“ nehmen. „Es tut mir extrem leid, dass ich ihr solch einen Stress bereitet habe. So unbeabsichtigt. So falsch“, hieß es in der Stellungnahme Djokovics. Er habe sich bei den Turnierveranstaltern erkundigt, die Linienrichterin fühle sich okay.

Ärger, aber keine Absicht

Unmittelbar nach dem Zwischenfall hatte es eine lange Diskussion zwischen Djokovic, dem Stuhlschiedsrichter, dem Hauptreferee und dem Grand-Slam-Supervisor gegeben. Hauptreferee Sören Friemel schilderte danach die Situation: „Sein Punkt war, dass er die Linienrichterin nicht absichtlich getroffen hat. Er hat gesagt: ‚Ja, ich war verärgert. Ich habe den Ball geschlagen. Ich habe die Linienrichterin getroffen. Die Fakten sind eindeutig. Aber das hatte ich nicht im Sinn, es war nicht absichtlich.‘“

„Da war keine andere Option, als ihn zu disqualifizieren“, sagte Friemel. „Da sind zwei Faktoren – der eine ist die Aktion, der andere das Ergebnis. Bei der Aktion war keine Absicht. Aber das Ergebnis, eine Linienrichterin zu treffen und zu verletzen, ist ein wesentlicher Faktor im Entscheidungsprozess. Einen Spieler bei einem Grand Slam zu disqualifizieren, ist eine harte Entscheidung. Aber es ist egal, ob auf dem Ashe, ob es die Nummer eins oder ein anderer Spieler ist“, erklärte Friemel.

Novak Djokovic beugt sich zu Linienrichterin, die am Boden sitzt und sich am Hals greift
AP/Seth Wenig
Die Linienrichterin war sichtlich angeschlagen

Heuer schon mehrmals in den Schlagzeilen

Das turbulente Jahr ist für Djokovic damit um eine weitere Story reicher. Zu Beginn der Saison hatte der 33-Jährige die Szene fast nach Belieben dominiert und bei den Australian Open und in Dubai den Titel gewonnen. Danach legte das Coronavirus die komplette Tour lahm – und für Djokovic nahm das Unheil seinen Lauf.

Bei der von ihm organisierten Adria Tour sorgten Djokovic und andere Spieler wie etwa Alexander Zverev und Dominic Thiem mit Partybildern inmitten der Pandemie für negative Schlagzeilen. Djokovic und seine Frau Jelena wurden selbst positiv auf Covid-19 getestet. Reue aber zeigte Djokovic auch mit etwas Abstand nicht. „Wenn ich die Gelegenheit hätte, die Adria Tour noch einmal zu machen, würde ich es wieder tun“, sagte er der „New York Times“.

Nach der Wiederaufnahme der Tour überzeugte Djokovic mit dem Erfolg beim von Cincinnati nach New York verlegten Masters-1000-Event zunächst wieder sportlich. Doch unmittelbar vor Beginn der US Open versetzte er mit der Gründung einer neuen Spielergewerkschaft die Branche erneut in Aufruhr.

US Open in New York

Achtelfinal-Tableau:
Pablo Carreno Busta (ESP/20) Novak Djokovic (SRB/1) 6:5 *
Denis Shapovalov (CAN/12) David Goffin (BEL/7) 6:7 (0/7) 6:3 6:4 6:3
Borna Coric (CRO/27) Jordan Thompson (AUS) 7:5 6:1 6:3
Alexander Zverev (GER/5) Alejandro Davidovich Fokina (ESP) 6:2 6:2 6:1
Andrei Rublew (RUS/10) Matteo Berrettini (ITA/6) 4:6 6:3 6:3 6:3
Daniil Medwedew (RUS/3) Frances Tiafoe (USA) 6:4 6:1 6:0
Alex de Minaur (AUS/21) Vasek Pospisil (CAN) 7:6 (8/6) 6:3 6:2
Dominic Thiem (AUT/2) Felix Auger-Aliassime (CAN/15) 7:6 (7/4) 6:1 6:1
* Djokovic disqualifiziert