Denis Shapovalov
Reuters/USA Today Sports/Robert Deutsch
US Open

Reaktionen: „Er muss daraus lernen“

Die Reaktionen auf die am Sonntag erfolgte Disqualifikation des Serben Novak Djokovic im Achtelfinale der US Open sind fast einhellig: Der Ausschluss erfolgte zu Recht, auch wenn die Situation für alle Beteiligten unglücklich sei.

Sören Friemel (GER/US-Open-Referee): „Wir hatten keine andere Wahl, als ihn zu disqualifizieren. Da sind zwei Faktoren – der eine ist die Aktion, der andere das Ergebnis. Bei der Aktion war keine Absicht. Aber das Ergebnis, eine Linienrichterin zu treffen und zu verletzen, ist ein wesentlicher Faktor im Entscheidungsprozess. Einen Spieler bei einem Grand Slam zu disqualifizieren ist eine harte Entscheidung. Aber es ist egal, ob es auf dem Ashe-Court ist, ob es die Nummer eins oder ein anderer Spieler ist.“

Denis Shapovalov (CAN/US-Open-Viertelfinalist, 2017 im Davis-Cup wegen eines ähnlichen Vorfalls disqualifiziert): „Es ist superunglücklich für alle. Ich war in so einer Situation, also weiß ich, wie sich Novak fühlt. Es hätte für die Linienrichterin auch sehr schlimm enden können. Hoffentlich kann das Novak abschütteln. Er muss daraus lernen.“

Novak Djokovic diskutiert mit Richtern
AP/Seth Wenig
US-Open-Referee Friemel hatte keine andere Wahl, als den Serben des Platzes zu verweisen

Nick Kyrgios (AUS/Tennisspieler, „bad boy“): „Wenn mir das passiert wäre, ich einem Ballkind den Ball an die Kehle geschlagen hätte. Für wie viele Jahre wäre ich gesperrt worden? Fünf? Zehn? 20?“

John McEnroe (USA/ehemalige Nummer eins und „bad boy“): „Da war sehr viel Druck auf ihm. Da ist einiges abseits des Courts passiert. Es hat ihn beschäftigt, ob er es will oder nicht. Er wird den Rest seiner Karriere der ‚bad guy‘ sein. Wenn er diese Rolle annimmt, kann er zurückkommen. Es läuft einiges für ihn, aber das wird er nicht für sich auslöschen können. Dass er nicht zur Pressekonferenz gekommen ist, macht es nur schlimmer. Die Entschuldigung auf Instagram ist nicht genug.“

Bogdan Obradovic (ehemaliger serbischer Davis-Cup-Kapitän): „Novak hat ein Rotlicht überfahren. Es tut mir für ihn leid, aber die Regeln bei Missbrauch von Ball und Racket sind klar und gelten für jeden. Er hat sich mit diesem dummen Fehler selbst in den Schlamm gezogen.“

Bogdan Obradovic
GEPA/Aleksandar Djorovic
Auch sein früherer Davis-Cup-Kapitän Bogdan Obradovic hatte kein Verständnis für Djokovics Verhalten

Radmilo Armenulic (ehemaliger jugoslawischer Davis-Cup-Coach): „Ich hatte auf eine mildere Strafe gehofft, da Djokovic nach den Absagen von Nadal und Federer die US Open gerettet hat. Sie haben ihn dort gebraucht. Aber es scheint, als hätten sie nur darauf gewartet, ihn auszuschließen. Aber er wird zurückkommen, denn er ist mental stark.“

Pablo Carreno Busta (ESP/Djokovic-Gegner bei Disqualifikation): „Ich glaube, es war nicht absichtlich. Das macht keiner der Spieler absichtlich. Ich habe ihn davor gebreakt und er hat den Ball geschlagen. Ich denke, es war Pech, oder? Man soll so etwas nicht machen, aber natürlich glaube ich, dass Novak niemals, niemals die Linienrichterin treffen wollte. Es tut mir sehr leid, denn so wollte ich nicht in das Viertelfinale kommen.“

Martina Navratilova (USA/18-fache Grand-Slam-Siegerin): „Unglaublich, was eben passiert ist. Die Offiziellen hatten keine andere Wahl als die Disqualifikation.“

Billie Jean King (USA/12-fache Grand-Slam-Siegerin): „Regel ist Regel. Es ist für alle Beteiligten unglücklich, aber in dieser speziellen Situation war die Disqualifikation die richtige Entscheidung.“

Tim Henman (GBR/Ex-Spieler): „Es ist die richtige Entscheidung. Er hat nicht auf die Linienrichterin gezielt, aber den Ball weggeschlagen. Man ist für seine Aktionen verantwortlich.“

Mats Wilander (SWE/siebenfacher Grand-Slam-Sieger): „Es ist nicht gestattet, so etwas zu machen. Es ist so viel Pech, wie man nur haben kann beim Tennis. Aber er hat härter geschlagen als nötig. Es war ein Zeichen von Frust, ja. Aber es spielt keine Rolle, so etwas ist nicht erlaubt.“

Alex Corretja (ESP/ehemaliger French-Open-Finalist): „Es ist erstaunlich, wie ein Zentimeter nicht nur das Match ändern kann, sondern die Zukunft unseres Sports, die Geschichte unseres Sports. Mit dieser Regel musst du ihn disqualifizieren. Sie hatten keine andere Wahl, es ist schade.“

Patrick Mouratoglou (FRA/Tenniscoach u. a. von Serena Williams): „Ich habe das Gefühl, dass Novak zu viel auf seinem Teller hatte. Zu versuchen, die US Open zu gewinnen, ist schon eine große Sache. Die Spielerorganisation zu starten und eine Kampagne zu führen, um Spieler davon zu überzeugen, ist ein Full-Time-Job und jede Menge Extrastress. Niemand kann sich bei einem Grand Slam leisten, den Fokus zu verlieren.“

Alexander Zverev (GER/US-Open-Viertelfinalist): „Es ist sehr unglücklich, dass er die Linienrichterin getroffen hat und vor allem, wo er sie getroffen hat. Sehr unglücklich für Novak. Ich bin jetzt ein bisschen geschockt. Aber nun wird es interessant. Ich bin nicht der Einzige, der eine Chance hat.“