Auf dem Weg zum erhofften ersten Major-Titel muss der Niederösterreicher zunächst am Mittwoch gegen den australischen Jungstar Alex de Minaur reüssieren. Thiem hat sich in New York von Runde zu Runde gesteigert, die Chance auf sein erstes Halbfinale in Flushing Meadows bzw. sein insgesamt sechstes bei einem Grand-Slam-Turnier ist also durchaus realistisch.
Als dreifacher Major-Finalist (French Open 2018 und 2019, Australian Open 2020) verfügt Thiem auch über die meiste Erfahrung aller noch im Feld verbliebenen Spieler. Mit seinen 27 Jahren – den Geburtstag feierte er mit einem glatten Zweitrundensieg gegen den Inder Sumit Nagal – ist er nach dem Spanier Pablo Carreno Busta sogar schon der zweitälteste Akteur in der Runde der letzten acht.
Thiem im Viertelfinale der US Open
Dominic Thiem ist mit einem 7:6 (7/4) 6:1 6:1-Sieg gegen Felix Auger-Aliassime (CAN/15) wie schon vor zwei Jahren ins Viertelfinale der US Open eingezogen. Nach der starken Vorstellung gegen den 20-jährigen Kanadier trennen ihn nun noch drei Siege von der Erfüllung seines Traumes.
Erfahrung ist nicht alles
„Ich habe vorher gerade nach dem Match mit meinem Team geredet, dass es Wahnsinn ist, dass ich der Zweitälteste in einem Viertelfinale eines Grand Slams bin“, wunderte sich der Niederösterreicher nach der Partie gegen Auger-Aliassime. „Das hätte ich mir jetzt nicht erwartet, dass das jetzt schon passiert – bei den US Open 2020.“ Seine große Routine auch in Bezug auf die Grand-Slam-Finalteilnahmen im Vergleich zu seinen Gegnern sieht Thiem allerdings nicht als entscheidenden Vorteil.
Das Achtelfinale gegen den sieben Jahre jüngeren Kanadier hat ihm aber durchaus Auftrieb gegeben. Schon ab dem Tiebreak des ersten Satzes sei die Nervosität gewichen. „Das war sehr, sehr gut. Es war das erste Mal eigentlich seit Australien, dass ich richtig zufrieden mit mir war.“ Er habe wieder die perfekte Mischung gefunden zwischen Offensive und Defensive. „Es war kein Schlag dabei, wo irgendetwas nicht gepasst hat, auch bewegt habe ich mich gut.“
Respekt vor dem Viertelfinalgegner
Gegen den 21-jährigen de Minaur hat Thiem bisher zwei Partien gespielt und beide gewonnen. Doch diese seien vor dem wirklichen Durchbruch des Mannes aus „down under“ passiert. „Er hat sich besonders in den vergangenen eineinhalb Jahren massiv verbessert.“ Thiem kennt die Stärke seines Gegners: „Er ist einer der schnellsten Spieler der Tour und er ist nicht nur schnell, sondern er bewegt sich auch sehr genau.“ Zudem sei de Minaur „richtig reaktionsschnell beim Return“.
Die eigene gute Mischung aus Defensive und Offensive sei da sehr wichtig. „Wenn man zu früh Druck macht, zu früh vorgeht, bestraft er das sofort. Andererseits kann er auch, wenn ich jetzt zu defensiv werde, wenn ich nicht genug mache, sehr druckvoll spielen.“ Thiem freut sich auf das Match. „Es ist ein Grand-Slam-Viertel, das ist immer was Besonderes und wird sicher ein klasse Match am Mittwoch.“
Arbeit an der Rückhand zahlt sich aus
Zum richtigen Mix gehört auch eine etwas weniger riskante Rückhand. „Das Ziel war, die Rückhand so zu trainieren, dass sie so ist wie die Vorhand. Ich muss nicht dauernd Winner spielen, aber ich muss sie so reinspielen, dass mir der Gegner nichts machen kann, und so lang reinspielen, bis ich auf den Winner gehe oder der Gegner kürzer wird und ich meine Vorhand einsetzen kann.“ Dies sei das Ziel des Trainings im Sommer gewesen. „Und heute hat es sich das erste Mal so richtig bezahlt gemacht.“
Für Thiem geht es am Mittwoch nicht nur um sein sechstes Major-Halbfinale: 800.000 US-Dollar Preisgeld brutto (676.589,99 Euro) und vor allem 720 ATP-Zähler kämen auf seine Konten. Im Vergleich zu 2019, als er in New York verkühlt gleich eine Auftaktniederlage kassierte, steht er schon jetzt mit 360 Punkten viel besser da.