Szene aus dem Match Real Madrid gegen Villareal
APA/AFP/Gabriel Bouys
Fußball

Spaniens Topclubs vor Start auf Sparflamme

Spaniens Topclubs präsentieren sich vor dem Saisonstart von La Liga mehr oder weniger im alten Gewand. Geld, um jüngere Spitzenkräfte zu holen, gibt es nicht. Die Coronavirus-Krise hat das Land so hart getroffen wie kein anderes in Westeuropa. Ballast abwerfen, lautet die Devise – auch bei Barcelona und Real Madrid.

Bis Donnerstag hatten die 20 Oberhausclubs zusammen rund 288 Millionen Euro für Verstärkungen ausgegeben. Verkauft wurde dagegen für 368 Millionen. Eine solche positive Differenz von rund 80 Millionen Euro hatte es bisher noch nie gegeben. Der bisherige „Rekord“ wurde 2017 mit 62 Millionen registriert – damals wechselte Neymar für 222 Millionen von Barca zu Paris Saint-Germain. Ansonsten wurde im Sommer fast immer mehr ausgegeben als eingenommen. Erst im vergangenen Sommer hatten die Clubs mit Ausgaben von rund 1,3 Milliarden einen Rekord aufgestellt.

Real Madrid etwa hat bisher keinen Euro für neue Spieler ausgegeben. Die einzige Verstärkung bisher, Rückkehrer Martin Ödegaard, kam aus San Sebastian zum Nulltarif. Dafür nahm man bisher knapp 90 Millionen Euro durch Verkäufe ein. Den Club verließen nicht nur abgeschriebene Stars wie James Rodriguez, der zu Everton ging, sondern auch Talente wie Achraf Hakimi (Inter Mailand) und Neo-Nationalspieler Oscar Rodriguez (FC Sevilla).

Real und Barcelona müssen Millionen abschreiben

Die Verschlankung ist aber noch längst nicht abgeschlossen: Auf der Streichliste stehen der bei Trainer Zinedine Zidane in Ungnade gefallene Gareth Bale, die Nationalspieler Sergio Reguilon und Dani Ceballos sowie auch die Stürmer Mariano und Borja Mayoral. Die „Königlichen“ werden wegen des Coronavirus schätzungsweise 200 Millionen Euro an Einkommenseinbußen erleiden.

Bei Erzrivale FC Barcelona ist von einem ähnlichen Betrag die Rede. Anders als in anderen Ländern steht eine Rückkehr der Fans in die Stadien zu allem Übel derzeit überhaupt nicht zur Debatte, zumal die Infektionszahlen immer schneller steigen. Das Virus droht den vor zwei Jahren begonnenen Niedergang des spanischen Clubfußballs zu verstärken.

Nachdem von 2009 bis 2018 sieben von zehn Champions-League-Titel nach Spanien gegangen waren, gab es zuletzt heftige Debakel. Madrid sagte beide Male schon im Achtelfinale Adios. Barca erlitt 2019 in Liverpool ein 0:4-Debakel, und das historische 2:8 im diesjährigen Viertelfinale gegen die Bayern ist frisch in Erinnerung. Real kann sich damit trösten, dass man zumindest den letzten Ligatitel geholt hat.

Barca hofft nach Messi-Wirbel auf Ruhe

Viel dringender ist deshalb der Handlungsbedarf beim krisenerschütterten FC Barcelona. Clubboss Josep Bartomeu hat zumindest erreicht, dass der abwanderungswillige Weltfußballer Lionel Messi wider Willen bleibt und seinen bis 2021 laufenden Vertrag erfüllt. Der von Bartomeu und dem neuen Trainer Ronald Koeman angekündigte Neuaufbau lässt aber auf sich warten.

Wegen der Champions-League-Teilnahme steigen die Katalanen zwei Wochen später in die Primera Division ein. Real Madrid hat eine Woche Schonfrist bekommen. Aber nicht nur Madrid und Barcelona müssen Ballast abwerfen. Valencia verkaufte in den vergangenen Tagen das neue Sturmduo der Nationalelf nach England. Rodrigo Moreno wechselte zu Leeds United, Ferran Torres zu Manchester City.

Stars kommen in die Jahre

Spaniens Liga kann die Youngsters nicht mehr halten, dafür kommen die Stars in die Jahre. Real Madrid setzt weiter in erster Linie auf Toni Kroos (30), Eden Hazard (29), Sergio Ramos (34), Luka Modric (35) und Karim Benzema (32). In Barcelona gibt es auch noch keinen Ersatz für die „Alten“ um Messi (33), Gerard Pique (33), Jordi Alba (31), Sergi Busquets (32) und Antoine Griezmann (29).

Aber vielleicht hat diese Entwicklung auch etwas Gutes: Erstmals nach langer Zeit besteht die Hoffnung, dass wieder ein Außenseiter in die Phalanx der vier Großen (Real Madrid, Barca, Atletico Madrid und Valencia) einbrechen kann. Das gelang zuletzt Deportivo La Coruna mit dem Titelgewinn 2000 und davor Athletic Bilbao 1984. Als gefährliche Außenseiter werden der FC Sevilla und Villarreal gehandelt.

Spanische Liga, erste Runde

Samstag, 12. September:
Eibar Celta Vigo 0:0
Granada Bilbao 2:0
Cadiz Osasuna 0:2
Sonntag, 13. September:
Alaves Betis Sevilla 0:1
Valladolid Real Sociedad 1:1
Villarreal Huesca 1:1
Valencia Levante 4:2
Verschoben:
FC Barcelona Elche
Real Madrid Getafe
Atletico Madrid FC Sevilla

Tabelle: