Maverick Vinales während eines Rennens
APA/AFP/Andreas Solaro
Motorrad

MotoGP denkt über Boxenfunk nach

In der Formel 1 ist die Verständigung zwischen den Teams und ihren Fahrern während des Rennens über Funk längst eine Selbstverständlichkeit. Nun erwägt auch die MotoGP, einen Boxenfunk einzuführen.

Als Hauptargument wird die Möglichkeit genannt, die Piloten vor einer Gefahr auf der Strecke bzw. einer Zone mit gelben Flaggen zu warnen. Der Funk könnte aber auch zu anderen Zwecken genützt werden, etwa für einen möglichen Strategiewechsel während des Rennens.

Einen ersten Versuch mit dem Boxenfunk gab es durch Honda-Pilot Stefan Bradl bereits vor dem Grand Prix von San Marino am vergangenen Wochenende in Misano, ein zweiter mit mehreren Fahrern steht diese Woche vor dem zweiten Rennen in Misano auf dem Programm.

Flaggen oft schwer zu sehen

„Wenn es mich nicht stört, ist es ein Plus“, sagte Yamaha-Pilot Maverick Vinales (ESP). „Vor allem, weil es schwer ist, die gelben oder sogar die roten Flaggen (für einen Rennabbruch, Anm.) zu sehen. Wenn man maximal konzentriert ist, sieht man sie nicht immer.“

Franco Morbidelli während eines Rennens
Reuters/Massimo Pinca
Misano-Sieger Morbidelli ist von der Idee recht angetan

Sehr positiv nahm Franco Morbidelli die Idee auf. „Das ist eine gute Entwicklung für die Zukunft und dient der Sicherheit“, sagte der Yamaha-Pilot, der am Sonntag bei seinem Heimrennen erstmals in der MotoGP triumphiert hatte. „Man wird sehen, ob man es auch für andere Nachrichten verwenden oder mit den Piloten sprechen kann. Eine der Sachen, die ich an der Formel 1 schätze, ist es, den Fahrern bei ihren Gesprächen mit dem Team zuzuhören. Es wäre gut, wenn wir das auch in der MotoGP hätten, wenn es die Piloten nicht ablenkt und damit für zusätzliche Gefahr sorgt.“

„Es ist jetzt schon schwer genug“

„Wir haben eigentlich schon gute Informationen von den Schildern“, sagte Ducati-Pilot Johann Zarco und bezog sich damit auf die schriftlichen Hinweise, die die Fahrer beim Passieren der Boxen von ihren Teams erhalten. „Aber es wäre immer interessant, mehr zu haben. Man kann es aber nicht wie in der Formel 1 machen, wir sind Motorradfahrer“, fügte der Franzose hinzu, ohne genauer auf die Unterschiede einzugehen.

Zurückhaltend zeigte sich auch Fabio Quartararo. „Es ist jetzt schon schwer genug zu fahren, auch wenn niemand mit dir spricht.“ Immerhin hätten die Fahrer ja die Möglichkeit, sich über die Anzeigen am Motorrad über Gefahren auf der Strecke zu informieren. Es würde sich empfehlen, dieses Kommunikationsmittel weiter zu verbessern, so der Yamaha-Pilot, der aber auch zugestand: „Man sollte es (den Boxenfunk, Anm.) versuchen.“

Stimmen im Helm

Der WM-Zweite aus Frankreich dachte auch schon laut über mögliche Auswirkungen nach. „Wenn man mich mitten in einer Kurve anspricht, könnte mich das ablenken. Aber ich bin neugierig, was passiert. Ich habe noch nie jemanden in meinem Helm sprechen gehört, wenn ich gefahren bin. Schauen wir mal.“

Vinales sieht in der Idee jedenfalls einen Zusatznutzen für die TV-Zuschauer: „Wenn ich daran denke, was ich unter meinem Helm so sage oder herausschreie, besonders wenn ich jemanden überhole, dann könnte das bei einer Übertragung wie in der Formel 1 ganz nett sein.“ Allerdings haben diese Übertragungen auch gezeigt, dass nicht jedes Wort, das über den Boxenfunk geht, auf die Goldwaage gelegt werden sollte.