Dejan Ljubicic (Rapid) and Giorgi Tschakwetadse (Gent)
GEPA/Philipp Brem
Champions League

Rapids Traum platzt in Gent

Österreichs Fußballvizemeister Rapid Wien ist am Dienstag in der Qualifikation zur UEFA Champions League ausgeschieden. Die Hütteldorfer mussten sich in der dritten Runde beim belgischen Vertreter KAA Gent mit 1:2 (0:1) geschlagen geben. Damit platzte auch der Traum von der dritten Teilnahme an der Gruppenphase der Königsklasse vorzeitig.

In der leeren Ghelamco Arena zu Gent legten die Wiener gegen die zuletzt formschwachen Hausherren einen guten Start hin, waren aber bei ihren Chancen letztlich nicht zwingend genug. Wenige Minuten vor der Pause nutzte Niklas Dorsch die Unordnung in der Rapid-Abwehr per Kopf zur Führung (36.), 14 Minuten nach Wiederbeginn traf Roman Jaremtschuk per Elfmeter nach einem Foulspiel von Leo Greiml (59.).

Die erfahreneren Belgier brachten den Sieg über die Zeit, ohne dabei zu glänzen. Yusuf Demir traf zwar noch zum 1:2 (93.), aber Greiml konnte seinen Fehler in Minute 95 nicht ausmerzen und scheiterte per Kopfball knapp. Rapid darf sich jedoch mit einem Platz in der Europa-League-Gruppenphase (Start am 22. Oktober, Anm.) trösten, der zumindest drei Millionen Euro wert ist. Fünf Millionen Euro mehr hat Gent auf dem Konto, das im CL-Play-off auf Dynamo Kiew treffen wird. In diesem ist auch Österreichs Serienmeister Salzburg noch vertreten.

Greiml lässt Ausgleichschance liegen (95. Minute)

Chaos versus Kontinuität vor dem Spiel

Die Vorzeichen vor dem Duell zwischen dem belgischen Vizemeister und seinem Pendant aus Österreich hätten unterschiedlicher nicht sein können. Während die Wiener zwar als Außenseiter angereist waren, hatten sie mit drei Siegen in drei Pflichtspielen sehr positiv in die neue Saison gefunden. Gent startete hingegen mit vier Niederlagen in fünf Spielen katastrophal, was das Ende der kurzen Ära von Trainer Laszlo Bölöni bedeutete. Der 67-jährige Rumäne musste nach einem Machtkampf mit den Spielern nach nur 25 Tagen am Montag gehen.

Sein Nachfolger, der bisherige Kotrainer Wim de Decker, veränderte die Startelf gegenüber dem letzten Spiel von Bölöni aber nur an zwei Positionen. Der wertvollste Spieler im Kader, Roman Jaremtschuk, kehrte nach seiner Trainerkritik zurück in die Startelf des CL-Achtelfinalisten von 2016. Rapid agierte wie beim 1:0-Sieg im Zweitrundenspiel bei Lok Zagreb, gegenüber dem 4:1-Erfolg gegen die Admira zum Bundesliga-Start spielte Kelvin Arase statt Yusuf Demir.

Guter Beginn von Rapid

„Ich will von der ersten Minute an sehen, dass wir das Kommando übernehmen wollen“, sagte Trainer Dietmar Kühbauer vor der Partie in der Hoffnung, die angespannte Situation beim Gegner auszunützen. Und sein Team hielt sich daran, störte Gent früh und kam so zur ersten Chance durch Taxiarchis Fountas. Der Schuss des Griechen außerhalb des Strafraums war aber kein Problem für Gent-Goalie Davy Roef (2.). Ebenso konnte sich der Schlussmann auch bei einem Abschluss von Maximilian Ullmann an der Strafraumgrenze abermals beweisen (6.).

Ullmann prüft Roef (6. Minute)

Gent kam zunächst nur schwer in die Gänge, Rapid half aber ungewollt mit: Nach einem Fehlpass von Kapitän Dejan Ljubicic verfehlte Deutschlands U21-Teamspieler Dorsch ebenfalls aus der Distanz das Tor (8.) knapp. Es folgten weitere Abschlüsse von Nurio Fortuna (15.) bzw. Thomas Murg (17.), der nach einem 40-Meter-Solo die Rapid-Delegation vom 1:0 träumen ließ, aber das Tor wiederum zu deutlich verfehlte.

Die Partie plätscherte dann in der Folge vor sich hin, beide Teams waren im letzten Drittel in ihren Ausführungen zu unpräzise, um Gefahr zu erzeugen. Auch Standards führten nicht zum gewünschten Erfolg, obwohl Rapid den Hausherren mit unnötigen Foulspielen rund um den Sechzehner auch hier in die Karten spielte. Die Zweikämpfe wurden intensiv geführt, Rapid suchte auch immer wieder Stürmer Ercan Kara, der aber von den Belgiern gut bewacht wurde und sich deswegen nicht entfalten bzw. die Mitspieler einsetzen konnte.

Führung aus dem Nichts

Nach einem Murg-Freistoß über das Tor (32.) gelang dann aber Gent die Führung aus dem Nichts in der 36. Minute: Nach einer Flanke von Ersatzkapitän Sven Kums wirkte Rapids Abwehr ungeordnet, Arase ließ zudem Dorsch ziehen, und so konnte der 22-Jährige im Fünfmeterraum mit einem wuchtigen Kopfball unter die Querlatte reüssieren. Tormann Richard Strebinger entschied sich dabei, auf der Linie zu bleiben und so ertönte nicht zum letzten Mal an diesem Abend Gents Torhymne, die sich die Belgier pikanterweise mit der Wiener Austria teilen.

Dorsch bringt Gent in Führung (36. Minute)

Der Rapid-Schlussmann bewahrte seine Mannschaft aber noch vor der Pause vor einem höheren Rückstand, denn die Führung gab den zuletzt verunsicherten Belgiern Selbstvertrauen. Jaremtschuk fand noch zwei Chancen vor (44. bzw. 45.), in der Schlussminute der ersten Halbzeit rettete Strebinger alleine im Duell mit dem Stürmer aus der Ukraine. Aber auch sein Gegenüber Roef konnte sich noch auszeichnen und drehte einen Distanzschuss von Fountas über die Querlatte (45.+1).

Chancen auf beiden Seiten (45. Minute)

Rapid kam mutiger aus der Kabine und wirkte zu Beginn der zweiten Hälfte entschlossener, was auch zu Chancen innerhalb des Strafraums führte. Kara machte sich dadurch besser bemerkbar und verfehlte den Kasten einmal aus spitzem Winkel (51.) und einmal aus dem Zentrum nur knapp (53.). Doch auch Gent meldete sich nach wenigen Minuten in Hälfte zwei per Kopfball von Michael Ngadeu-Ngadjui an (55.).

Elfmeter bringt Vorentscheidung

Eine Minute später nahm das Unheil von Rapid aber endgültig seinen Lauf: Georgi Chakvetadze tankte sich halbrechts in den Strafraum und wurde dabei von Abwehrspieler Greiml zu Fall gebracht. Der 19-Jährige musste seiner mangelnden Erfahrung auf internationaler Ebene Tribut zollen, nachdem er ohne ganz große Not sein Bein in den Gegner reinstellte. Jaremtschuk übernahm die Verantwortung, zielte zentral und traf dabei Strebingers Füße, von denen der Ball ins Tor ging (59.).

Jaremtschuk legt per Elfer nach (59. Minute)

Damit war die Vorentscheidung gefallen, denn Rapid konnte danach lange nicht zusetzen und prallte an der Defensive Gents ständig ab. Mit Vadis Odjidja-Ofoe gab zudem der Kapitän der Hausherren nach einem positiven Coronavirus-Test sein Comeback und den Belgiern noch mehr Sicherheit. Kühbauer brachte noch Demir, der zunächst in der 82. Minute per Weitschuss anklopfte, aber erst in der 93. Minute dann aus rund 18 Metern flach ins lange Eck traf. Und der Treffer wäre nicht einmal zu spät gekommen, denn Greiml setzte in der 95. Minute noch einen Kopfball nach Ullmann-Flanke ganz knapp vorbei.

Später Anschlusstreffer durch Demir (93. Minute)

Stimmen zum Spiel:

Dietmar Kühbauer(Rapid-Trainer): „Natürlich ist die Enttäuschung groß. Ich glaube, heute hat nicht unbedingt die bessere Mannschaft gewonnen, sondern die glücklichere. Die Chancenauswertung hat heute nicht gut geklappt. Ansonsten kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen.“

Dejan Ljubicic(Rapid-Kapitän): „Man muss sagen, dass wir die bessere Mannschaft waren. Wir haben gut begonnen, hatten dann aber eine Phase von 15 bis 20 Minuten, wo wir nicht aggressiv und nah genug am Mann waren. Da war Gent besser. Aber danach hatten wir die besseren Chancen und müssen heute eigentlich gewinnen.“

Champions League, dritte Qualirunde

Dienstag:

KAA Gent – Rapid Wien 2:1 (1:0)

Gent, Ghelamco Arena, SR Ekberg (SWE)

Torfolge:
1:0 Dorsch (36.)
2:0 Jaremtschuk (59./Elfmeter)
2:1 Demir (90.+3)

Gent: Roef – Castro-Montes, Arslanagic, Ngadeu-Ngadjui, Fortuna – Kums, Owusu, Dorsch (64./Odjidja-Ofoe) – Jaremtschuk (89./Kleindienst), Depoitre, Chakvetadze (60./Besus)

Rapid: Strebinger – Stojkovic, Hofmann, Greiml – Arase (73./Demir), D. Ljubicic (86./Kitagawa), Petrovic (86./Grahovac), Ullmann – Murg, Fountas – Kara

Gelbe Karten: Keine bzw. Hoffmann, Arase, Fountas, Demir

Gent steht im Play-off der Champions-League-Qualifikation (Gegner Dynamo Kiew, Spieltermine 22./23. und 29./30. September), Rapid spielt in der Gruppenphase der Europa League (Auslosung 2. Oktober, Start ab 22. Oktober)