Innenansicht der Allianz Arena in Bayern.
Reuters/Michael Dalder
Fußball

Bayern München hat „alle neune“ im Visier

Etwas mehr als zwei Monate nachdem Werder Bremen in der Relegation den Klassenerhalt geschafft hat, beginnt am Freitag (20.30 Uhr) mit der Partie Bayern München – Schalke 04 die deutsche Bundesliga. Die Münchner, die aus der Coronavirus-Zwangspause stärker als je zuvor zurückkehrten, sind wieder der große Gejagte. „Ich habe nicht das Gefühl, dass wir satt sind“, sagte Mittelfeldmann Leon Goretzka der mit vielen Österreichern gespickten Konkurrenz jedoch ein erfolgloses Nachhecheln voraus.

Die Bayern waren nach dem Comeback des Profifußballs aus der Coronavirus-Pause unantastbar. David Alaba und Co. holten nicht nur mit 13 Punkten Vorsprung auf Borussia Dortmund den achten Meistertitel in Folge und damit den insgesamt 30., sondern gewannen mit dem DFB-Pokal auch das nationale Double. Am 23. August folgte mit dem 1:0 im Finale der Champions League über Paris Saint-Germain die Krönung in Form des sechsten Titels in der Königsklasse. Alles andere als das neunte Meisterstück en suite wäre eine Überraschung.

In München sieht man keinen Grund, warum zumindest die nationale Dominanz auch in der mit einem Monat verspätet beginnenden 58. Saison der Bundesliga weitergehen soll und warum beim Kegeln „alle neune“ an Titeln in Serie fallen sollen. „Klar, bei Bayern München willst du immer Meister werden. Wir wollen die nächste Meisterschaft klarmachen“, gab Coach Hansi Flick vor dem Start gegen Schalke die Marschroute vor. Mit dem von Manchester City nach München gewechselten deutschen Teamstürmer Leroy Sane hat Flick ein zusätzliches Ass im Kader.

Hungrig trotz Nebengeräuschen

Trotz des errungenen Triples sei der Erfolgshunger bei den Spielern so groß wie immer. „Ich glaube nicht, dass meine Mannschaft Probleme hat mit der Motivation. Die Spieler, die bei Bayern München spielen, die wollen Erfolg, die wollen auch den Erfolg bestätigen“, erläuterte der frühere Assistenztrainer der deutschen Nationalmannschaft. Das unterstrich auch Mittelfeldspieler Leon Goretzka: „Man merkt im Training, wie hungrig wir sind, und das ist der Schlüssel für weitere Titel“, sagte der Offensivmann.

Trotzdem könnte es enger werden, auch da die Bayern aufgrund des spät ausgetragenen CL-Finalturniers wenig Urlaub und eine kürzere Vorbereitung als die Konkurrenz hatten. „Es wird dieses Jahr verdammt schwer“, prophezeite Flick. Das hat auch mit negativen Nebengeräuschen zu tun. Eine Rolle spielt dabei ÖFB-Star David Alaba. Die Vertragsverhandlungen mit dem als Abwehrchef vorgesehenen Wiener für einen Kontrakt über 2021 hinaus werden von einer medialen Schlammschlacht begleitet. Zudem wurden Flicks Wünsche nach zusätzlichen Sommertransfers bisher nicht erfüllt.

Bayern München Spieler David Alaba feiert mit seinen Teamkollegen den Sieg in der deutschen Bundesliga. In seinen Händen hält er die Bundesliga-Trophäe.
Reuters/Kai Pfaffenbach
Im August durften Alaba und Co. nach einem perfekten Finish zum achten Mal in Folge die Meisterschale stemmen

Zuschauer grundsätzlich wieder erlaubt

Anders als im Finish der vergangenen Saison sollen künftig trotz weiterhin grassierender Coronavirus-Pandemie wieder Zuschauer im Stadion sein. Darauf einigten sich die deutschen Länder am Dienstag. In einer sechswöchigen Testphase ist zunächst eine Auslastung von maximal 20 Prozent der jeweiligen Kapazität erlaubt. Das bedeutet, dass je nach Stadion zwischen 5.000 und 16.000 Fans live mit von der Partie sein dürfen. Wie lange die Spiele vor Publikum stattfinden, hängt von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab. Ist die Sieben-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner am Austragungsort größer oder gleich 35 und ist das Infektionsgeschehen nicht klar eingrenzbar, erfolgt in der Regel keine Freigabe für die Fans.

Ein Präzedenzfall für das Vorgehen wurde gleich beim ersten Spiel geschaffen. Denn Bayern – Schalke geht nun doch vor leeren Rängen über die Bühne. Das entschied die Stadt München am Donnerstag. Davor war noch auf 7.500 Fans in der Allianz Arena gehofft worden. Oberbürgermeister Dieter Reiter sprach in einer Mitteilung von einem „falschen Signal“ und verwies auf aktualisierte Coronavirus-Werte des Robert Koch-Instituts (RKI). Demnach ist die Inzidenzzahl (Faktor der Neuerkrankungen bezogen auf 1.000 Personen) in München über Nacht von unter 34 auf 47,6 gestiegen.

Dortmund und Leipzig erste Verfolger?

Die Dortmunder, die aufgrund des Fassungsvermögens des Signal-Iduna-Parks theoretisch sogar vor 12.000 bis 16.000 Zuschauern ihre Heimspiele bestreiten könnten, gelten als erste Herausforderer der Bayern. Der BVB war 2012 der letzte Meister, der nicht Bayern München hieß. Die Dortmunder sind neben Hertha BSC eines von zwei Teams ohne Österreicher unter Vertrag. Bei RB Leipzig hingegen spielen ÖFB-Legionäre tragende Rollen. Marcel Sabitzer fungiert als Kapitän, Konrad Laimer ist in der Regel Stammspieler. Zum Auftakt nicht, fehlt der Mittelfeldspieler doch einige Wochen wegen einer Knieverletzung. Auch Sabitzer ist angeschlagen und könnte ausfallen.

Der norwegische Borussia Dortmund Spieler Erling Braut Haaland.
Reuters
Erling Haaland soll mithelfen, dass Dortmund Bayern das Leben richtig schwer macht

Die von Julian Nagelsmann gecoachten „Bullen“ waren in ihren ersten vier Jahren im Oberhaus dreimal unter den Top Drei und dürfen deshalb – auch als Champions-League-Halbfinalist berechtigt – mit der Premiere ganz oben spekulieren. Nagelsmann setzt die Messlatte heuer auch bewusst hoch an. Alles außerhalb der Top Vier ist für den 33-Jährigen keine Option. „Wenn wir Fünfter oder Sechster würden, wäre das für alle Beteiligten eine Enttäuschung. Diesen Druck nehme ich auf mich“, sagte der Leipzig-Trainer in einem Interview mit der „Mitteldeutschen Zeitung“.

Österreicher bei Außenseitern …

Einmal mehr mit Außenseiterchancen geht Borussia Mönchengladbach ins Rennen. Der frühere Salzburger Meistermacher Marco Rose hat mit dem an einem Muskelbündelriss laborierenden Valentino Lazaro und dem nach einem glücklosen Leipzig-Engagement neu angreifenden Hannes Wolf zwei hoffnungsvolle österreichische Leihgaben dazubekommen. Stefan Lainer will wie in der Premierensaison beim Vorsaisonvierten und fünffachen Meister (zuletzt 1977) rechts in der Abwehr seinen Mann stehen.

Grafik über österreichische Fußballspieler in der deutschen Bundesliga
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Bayer Leverkusen hat als Fünfter einen CL-Platz nur knapp verpasst und will auch diesmal – mit ÖFB-Teamkapitän Julian Baumgartlinger und Aleksandar Dragovic – vorne mitmischen. Neuerlich international vertreten sein möchte auch 1899 Hoffenheim, bei dem Neo-ÖFB-Teamspieler Christoph Baumgartner seine starken Leistungen zu bestätigen versucht. Auch Florian Grillitsch und Stefan Posch haben ein gutes Standing im Team.

Bayern München Spieler Robert Lewandowski im Zweikampf mit Moenchengladbach’s Stefan Lainer.
APA/AFP/Uwe Kraft
Lainer (r.) ist bei Gladbach einer von drei und in der Liga einer von 32 österreichischen Legionären

Die Europacup-Plätze sind wieder das Ziel des VfL Wolfsburg. Coach Oliver Glasner hofft darauf, dass es nach Rang sieben in seiner ersten Saison noch ein bisschen nach vorne geht. Xaver Schlager hat seinen Stammplatz sicher. Adi Hütter steht schon vor seiner dritten Saison als Frankfurt-Trainer. Unter dem Vorarlberger gab es die Plätze sieben und neun. Das ist wohl erneut eine realistische Zielsetzung für Martin Hinteregger, Stefan Ilsanker und dem aus der eigenen Jugend beförderten 19-jährigen Mittelfeldspieler Lukas Fahrnberger.

… und im Abstiegskampf

Für die restlichen ÖFB-Legionäre wird es primär darum gehen, einmal den Klassenerhalt zu fixieren. Dazu zählt nach einer völlig verkorksten Saison Schalke 04, wo Guido Burgstaller und Alessandro Schöpf auf ein Leiberl hoffen. Werder Bremen möchte ein dramatisches Relegationsfinale wie zuletzt vermeiden. Romano Schmid wurde dafür vom WAC zurückgeholt, Marco Friedl ist in der Abwehr eine feste Größe. Bei Augsburg setzt man große Hoffnungen in Rückkehrer Michael Gregoritsch, der zuletzt in der Nations League im Nationalteam eine gute Figur machte.

Neu in der Liga sind Arminia Bielefeld und der VfB Stuttgart. Zweitligameister Bielefeld baut auf die Dienste von Manuel Prietl und dem aus Altach gekommenen Christian Gebauer, Stuttgart hofft auf Tore von Stürmer Sasa Kalajdzic. Bei Mainz könnte neben Karim Onisiwo auch Suliman Mustapha für Treffer sorgen. Der von der U19 aufgestiegene 19-Jährige hinterließ in der Vorbereitung einen guten Eindruck. Insgesamt 32 ÖFB-Legionäre sind im Oberhaus tätig, damit stellt Österreich einmal mehr das größte Kontingent an Legionären.

Deutsche Bundesliga, erste Runde

Freitag, 18. September:
Bayern München Schalke 8:0
Samstag, 19. September:
Frankfurt Bielefeld 1:1
Köln Hoffenheim 2:3
Stuttgart Freiburg 2:3
Union Berlin Augsburg 1:3
Bremen Hertha BSC 1:4
Dortmund Mönchengladbach 3:0
Sonntag, 20. September:
RB Leipzig Mainz 3:1
Wolfsburg Leverkusen 0:0

Tabelle: