Miguel Angel Lopez hatte beim Anstieg zum Col de la Loze gegenüber Roglic die Nase vorn und durfte sich 15 Sekunden vor Roglic und 30 Sekunden vor Pogacar über seinen ersten Etappensieg bei der Tour de France freuen. Aber auch Roglic durfte sich wie ein Sieger fühlen, denn der Mann von Jumbo-Visma führt nun nach 17 von 21 Etappen 57 Sekunden vor Pogacar. Der zweifache Etappensieger vom UAE Team Emirates konnte diesmal das Tempo des Mannes in Gelb in der entscheidenden Phase der Königsetappe nicht mitgehen.
Neuer Dritter ist Etappensieger Lopez. Der 26-Jährige vom Astana-Team, der 2017 bei der Österreich-Rundfahrt auch die Etappe mit Bergankunft auf dem Kitzbüheler Horn gewinnen konnte, ist nun mit 1:26 Minuten Rückstand auf Roglic bester Nichtslowene im Gesamtklassement. Lopez profitierte auch vom Rückfall der weiteren Verfolger. Weder sein kolumbianischer Landsmann Rigoberto Uran noch der Spanier Mikel Landa konnten beim zweiten Anstieg der höchsten Kategorie oberhalb von Meribel das Tempo des Spitzenreiters mitgehen.
Roglic: „Alles läuft gut“
Anders präsentierte sich Spitzenreiter Roglic. Vor den Augen von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron unterstrich der 30-Jährige auf den Kehren und Rampen hinauf zum Ziel in 2.304 Meter Seehöhe seine Favoritenstellung auf die Nachfolge des vor der Etappe ausgestiegenen Titelverteidigers Egan Bernal aus Kolumbien. Dass Roglic die entscheidende Attacke von Lopez nicht gekontert hatte, blieb der einzige Schönheitsfehler seiner Vorstellung. „Ich bin richtig zufrieden. Ich habe zwar nicht gewonnen, aber Sekunden herausgeholt. Alles läuft gut“, sagte der Spitzenreiter.
Roglic macht Riesenschritt zu Gesamtsieg
Der Slowene Primoz Roglic machte einen Riesenschritt zum Sieg der Tour de France. Auf der 17. Etappe baute er auf der Königsetappe hinauf zum Col de la Loze mit Platz zwei den Vorsprung in der Gesamtwertung aus.
Auch Pogacar gab trotz des gewachsenen Rückstands eine weitere Talentprobe ab. Der 21-Jährige musste erst beim steilsten Stück des 21,5 Kilometer langen Schlussanstiegs (durchschnittlich 7,8 Prozent Steigung) abreißen lassen. Die Vorentscheidung um den Gesamtsieg scheint dennoch fast gefallen, die letzten Prüfungen auf dem Weg nach Paris sind überschaubar. Pogacar versprach dennoch Angriff bis zum Schluss: „Ich bin immer noch unter einer Minute. Mal schauen, ob ich noch etwas bewegen kann.“
Am Donnerstag wartet auf die Profis jedenfalls noch einmal eine Kletterpartie durch die Alpen. Von Meribel geht es über 175 Kilometer nach La Roche-sur-Foron mit insgesamt vier Bergwertungen. Höhepunkt dabei ist der Anstieg der höchsten Kategorie zum Plateau des Glieres. Besondere Herausforderung: Am Ende des Anstiegs wartet eine fast zwei Kilometer lange Schotterpiste. Ein Defekt bei einem der Spitzenfahrer könnte das Klassement noch einmal gehörig durcheinanderwirbeln.