Europa League

Hartbergs Reise endet nach Debüt

Das Debüt von TSV Prolactal Hartberg war zugleich der vorerst letzte Auftritt der Steirer im Europacup. Die Mannschaft von Trainer Markus Schopp musste sich am Donnerstag in der zweiten Runde der Qualifikation zur Europa League bei Piast Gliwice mit 2:3 (1:1) geschlagen geben und seine europäische Reise wieder beenden. Dabei zeigten die Steirer großes Kämpferherz, denn zweimal gelang es, einen Rückstand aufzuholen.

Tobias Kainz (33.) und Lukas Ried (75.) hielten den Fünften der vergangenen Bundesliga-Saison im Rennen, nachdem Martin Konczkowski (10.) und Patryk Sokolowski (62.) Gliwice im Stadion Miejski zweimal in Führung gebracht hatten. Ein wuchtiger Kopfball von „Joker“ Michal Zyro in der 84. Minute entschied die Partie letztlich doch noch für den Dritten der polnischen Liga.

Gliwice trifft in der dritten Qualirunde nun auf den dänischen Topclub FC Kopenhagen, der sich im skandinavischen Prestigeduell mit dem schwedischen Traditionsverein IFK Göteborg nach 0:1-Rückstand dank eines Doppelschlags im Finish noch mit 2:1 durchsetzte. Die zweite Qualifikationsrunde wurde aufgrund der Coronavirus-Pandemie nicht in Hin- und Rückspiel, sondern in nur einem Duell entschieden. Auch in der dritten Runde entscheidet nur ein Spiel über den Aufstieg.

Gliwice mit Blitzstart

Hartberg-Trainer Schopp ließ sich beim ersten Auftritt einer Hartberger Mannschaft auf der europäischen Bühne auf keine Experimente ein und bot das Beste auf, was er angesichts einiger Verletzungssorgen im Angebot hatte. Die Steirer begannen mit jener Aufstellung, die am vergangenen Wochenende in der ersten Bundesliga-Runde bei Altach 1:1 gespielt hatte. Einzige Ausnahme: Philipp Sturm saß diesmal nur auf der Bank, für ihn rutschte Christian Klem in die Startaufstellung. Letztgenannter war schließlich einer von nur sieben Spielern im Hartberger Kader mit etwas Europacup-Erfahrung.

Auch wenn, wie in Coronavirus-Zeiten aktuell auf europäischer Ebene üblich, keine Zuschauer zugelassen waren, wurde das Geschehen auf dem Feld von Fangesängen untermalt – zumindest für alle TV-Zuschauer. Wären Heimfans wirklich im Stadion gewesen, hätten sie sich wohl bereits in der zweiten Minute fast an ihren Gesängen verschluckt. Denn da hatte Hartbergs Torjäger Dario Tadic den Ball knapp über das polnische Tor gepfeffert und einen fast schon kitschigen Auftakt des Hartberger Europacup-Abenteuers verpasst.

Die vergebene Chance rächte sich nur acht Minuten später, denn der erhoffte perfekte Start gelang den Gastgebern. Mit ein paar schnellen Pässen hebelte Gliwice im Konter die noch nicht im Spiel angekommene Hartberger Abwehr aus, Konczkowski ließ Felix Luckeneder stehen und schob den Ball durch die Beine von Goalie Rene Swete zum 1:0 für die Polen ein (10.). Beinahe wäre keine zwei Minuten später bereits eine Vorentscheidung gefallen, doch diesmal ging ein Schuss von Piotr Parzyszek knapp drüber (12.).

Konczkowski erzielt das 1:0 (10.)

Durch die Beine von Hartberg-Tormann Swete schiebt Martin Konczkowski zur 1:0-Führung für die Gastgeber ein.

Verdienter Ausgleich

Gliwice setzte in der Folge aber nicht weiter nach, sondern versuchte aus einer gesicherten Abwehr heraus auf Fehler der Debütanten zu lauern. Die Hartberger mussten sich nach dem schnellen Rückstand erst finden, es dauerte einige Zeit, bis die Steirer ihre Nervosität abgelegt hatten. Die zündenden Ideen in der Offensive ließen noch länger auf sich warten. Beste Chance auf den Ausgleich war ein Weitschuss, der knapp am linken Pfosten vorbeistrich. Immerhin: Auch die Abwehr konsolidierte sich nach den ersten Anlaufschwierigkeiten.

Zur Mitte der ersten Hälfte hatte Hartberg den Faden dann doch gefunden und näherte sich immer mehr dem Tor von Gliwice an. In der 33. Minute wurden die steirischen Bemühungen mit dem sehenswerten Ausgleich belohnt und die Gastgeber für ihr eher passives, auf Konter ausgelegtes Spiel bestraft. Kainz übernahm einen Abpraller der polnischen Abwehr aus rund 20 Metern direkt und hämmerte den Ball ins aus seiner Sicht linke Eck. Frantisek Plach im Tor streckte sich vergeblich. Mit einem aufgrund der Spielanteile verdienten 1:1 ging es in die Pause.

Kainz gleicht aus (33. Minute)

Aus großer Entfernung trifft Tobias Kainz zum 1:1 für die Hartberger und bringt seine Mannschaft damit zurück ins Spiel.

Gliwice bestraft Hartberger Fehler

Die Partie begann damit nach der Pause praktisch wieder von vorn. Allerdings mit den gleichen Aufstellungen, denn sowohl Schopp als auch sein Gegenüber Waldemir Fornalik verzichteten zur Pause auf Wechsel. Am Spielgeschehen änderte sich insofern etwas, als Gliwice nun deutlich aktiver den Ball zirkulieren ließ als noch in den ersten 45 Minuten. Die Hartberger hielten aber weiter gut mit. Gefährliche Offensivaktionen sah man hüben wie drüben lange keine. Größte Aufregung war ein Zweikampf im polnischen Strafraum, bei dem Tadic zu Fall kam. Den Elfmeterpfiff forderte der Hartberger Goalgetter aber vergeblich (58.)

Mit dem ersten richtigen Torschuss der zweiten Hälfte lagen dann doch wieder die Gastgeber in Front, auch weil die Hartberger Abwehr sich nicht mit Ruhm bekleckerte. Sokolowski setzte gut nach, nachdem Luckeneder den Ball zu kurz weggeköpfelt hatte, schaute auf und schoss den Ball aus spitzem Winkel an den Fingerspitzen von Swete vorbei ins lange Eck (62.). Mit einem Schlag mussten die Hartberger nun ihre Offensivbemühungen deutlich erhöhen, Gliwice konnte wieder auf ihre Konterfähigkeiten bauen.

Sokolowski macht das 2:1 (60. Minute)

Piast Gliwice geht erneut in Führung. Patryk Sokolowski trifft mit einem platzierten Schuss zum 2:1 für die Polen.

Gustostückerl reicht nicht

Die Steirer bemühten sich nun redlich, Gliwice unter Druck zu setzen, lange Zeit fehlten aber die Mittel. Dennoch wäre den polnischen Zuschauern eine Viertelstunde vor Schluss das sprichwörtliche Ladl runtergefallen, denn dank eines Gustostückerls stellte Hartberg den Gleichstand wieder her. Ried nahm sich einen hohen Pass des kurz davor eingewechselten Stefan Gölles hinter die Abwehr im Strafraum Marke Weltklasse an und hämmerte die Kugel am verdutzten Plach vorbei ins Gehäuse (75.). Wieder war alles offen.

Ried gleicht sehenswert aus (75. Minute)

Den Hartbergern gelingt neuerlich der Ausgleich. Nach einer starken Ballmitnahme schließt Lukas Ried zum 2:2 für die Steirer ab.

Doch der Hartberger Hoffnung auf ein erfolgreiches Debüt machte die eigene Abwehrschwäche einen Strich durch die Rechnung. Sechs Minuten vor Ende der regulären Spielzeit war der eingewechselte Zyro im Kopfballduell konsequenter als gleich zwei Verteidiger der Gäste und wuchtete das Leder zum 3:2 in die Maschen. Abermals war Goalie Swete, der ansonsten nicht oft geprüft worden war, chancenlos. Zum dritten Mal lief Hartberg einem Rückstand nach, doch der Spruch „Aller guten Dinge sind drei“ erfüllte sich diesmal in Sachen Ausgleich nicht.

Stimmen zum Spiel:

Markus Schopp (Hartberg-Trainer): „Ich bin stolz auf die Mannschaft und ihr erstes Spiel auf der internationalen Ebene. Für das haben sie die Sache gut gemacht. Aber nicht gut genug. Wir haben es dem Gegner zu leicht gemacht, ihm zu Tormöglichkeiten verholfen. Das solltest du auf diesem Niveau einfach nicht machen. Wir wussten, wir treffen auf einen passiven Gegner. Meine Mannschaft hat hervorragende Lösungen gefunden, aber man darf nicht diese Tore bekommen, das ist uns heute dreimal zu oft passiert. Es war ein Riesending, dass wir dabei waren. Aber Ziel muss es sein, mit solchen Erfahrungen mehr in Berührung zu kommen.“

Tomasz Fornalik (Gliwice-Trainer): „Es war ein sehr intensives Spiel. Beide Mannschaften waren sehr gut, haben eine gute Mentalität gezeigt. Eine gewisse Zeit hat meine Mannschaft dominiert, aber auch Hartberg hatte Möglichkeiten. Wir sind glücklich, dass wir gewonnen haben.“

Europa League, zweite Qualirunde

Dienstag:

Piast Gliwice – TSV Hartberg 3:2 (1:1)

Stadion Miejski, SR Lambrechts (BEL)

Torfolge:
1:0 Konczkowski (10.)
1:1 Kainz (33.)
2:1 Sokolowski (62.)
2:2 Ried (75.)
3:2 Zyro (84.)

Gliwice: Plach – Konczkowski, Huk, Czerwinski, Malarczyk (90./Rymaniak), Kirkeskov – Lipski, Sokolowski, Jodlowiec – Vida (78./Steczyk), Parzyszek (71./Zyro)

Hartberg: Swete – Lienhart (73./Gölles), Rotter, Luckeneder, Gollner (67./Ertlthaler) – Tijani (90./), Kainz – Ried, Rep, Klem – Tadic

Gelbe Karten: Parzyszek, Jodlowiec bzw. Kainz, Rep, Rotter

Gliwice in der dritten Qualifikationsrunde am 24. September auswärts gegen FC Kopenhagen