Vor allem „Vizemeister“ San Francisco 49ers wurde am Sonntag arg gebeutelt. Der fünffache Super-Bowl-Sieger bewältigte die Pflichtaufgabe bei den New York Jets mit 31:13 zwar souverän, zahlte für seinen ersten Saisonsieg aber einen hohen Preis. So schieden Quarterback Jimmy Garoppolo mit einer Knöchelverstauchung und Runningback Raheem Mostert, der die Partie mit einem 80-Yard-Touchdown eröffnet hatte, mit Knieverletzung aus. In der Defensive erwischte es mit Nick Bosa den Defensive Rookie des Vorjahres. Bei dem Lineman besteht der Verdacht auf einen Kreuzbandriss.
Apropos Kreuzbandriss: Einen solchen erlitt mutmaßlich auch Saquon Barkley, der große Hoffnungsträger der New York Giants. Der Runningback konnte bei der 13:17-Niederlage bei den Chicago Bears nicht mehr auf eigenen Beinen das Feld verlassen. Barkley droht das Saisonende und den Giants damit eine weitere Saison zum Vergessen. Eine Chance für den österreichischen Giants-Legionär Sandro Platzgummer ist Barkleys mutmaßliche Verletzung nicht. Der Tiroler ist zwar Mitglied der Practice Squad, als Spieler des „International Pathway Programs“ aber nicht für Einsätze berechtigt.
Zukunftshoffnung debütiert, Brady gewinnt
Bei den Carolina Panthers bangt man ebenfalls um den weiteren Einsatz ihres Superstars. Christian McCaffrey konnte bei der 17:31-Pleite bei den Tampa Bay Buccaneers mit einer Knöchelblessur nicht mehr weiterspielen. Über die Schwere der Verletzung soll es am Montag Gewissheit geben. Die zweite Saisonniederlage der Panthers war gleichzeitig der erste Erfolg für Altstar Tom Brady mit seinem neuen Club. Der 43-Jährige steuerte dabei zwar einen Touchdownpass auf Mike Evans bei, Mann des Spiels war aber der erst kurz vor Saisonstart verpflichtete Runningback Leonard Fournette, mit 103 Yards Raumgewinn und zwei Touchdowns.
Eine Verletzung von Spielmacher Tyrod Taylor ermöglichte bei den Los Angeles Chargers Zukunftshoffnung Justin Herbert überraschend sein NFL-Debüt. Der im College-Draft heuer als Nummer sechs gezogene Quarterback konnte bei seinem ersten Auftritt gegen die Titelverteidiger Kansas City Chiefs mit 311 Passing Yards sowie einem Touchdownpass und einem selbst erlaufenen Touchdown überzeugen. Mehr als 300 Yards im Passspiel, Touchdown-Lauf und -pass hatten beim Debüt davor nur Otto Graham (1950) und Cam Newton (2011) geschafft. Ein Sieg war Herbert jedoch nicht vergönnt, den holten sich Patrick Mahomes und die Chiefs mit 23:20 – durch ein Fieldgoal von Harrison Butker in der Verlängerung.
Hochspannung in Dallas und Seattle
Noch spannender ging es in Dallas und Seattle zu. Die Cowboys drehten dabei in Arlington, wo aufgrund der unterschiedlichen Coronavirus-Bestimmungen in den USA rund 21.000 Zuschauer mit dabei waren, eine verloren geglaubte Partie gegen die Atlanta Falcons noch um. Zur Pause war Dallas bereits mit 20 Punkten zurückgelegen, zu Beginn des letzten Viertels waren es 15, und zwei Minuten vor Schluss noch immer neun. Doch der dritte erlaufene Touchdown von Quarterback Dak Prescott, ein erfolgreicher Onside-Kick von Greg Zuerlein und ein Fieldgoal desselbigen aus 46 Yards bescherten Dallas doch noch einen 40:39-Sieg.
Die Seattle Seahawks durften sich hingegen über den zweiten Saisonerfolg freuen, weil sie einen K.-o.-Schlag durch die New England Patriots in letzter Sekunden kurz vor der Endzone stoppten. In einem sehenswerten Spektakel, in dem Seahawks-Quarterback Russell Wilson fünf Touchdownpässe warf, wurde sein Patriots-Pendant Cam Newton beim Versuch, den Ball zum dritten Mal im Spiel in die Endzone zu wuchten, von der Seattle-Verteidigung gebremst. Mit dem 35:30 durften sich die Seahawks auch über eine kleine Revanche für die Super Bowl 2015 freuen. Damals war Seattle von den Patriots auf dem Weg zum Titel kurz vor der Endzone gestoppt worden.
Elf Teams noch ungeschlagen
Turbulent ging es auch in Nashville zu. Dort führten die heimischen Tennessee Titans gegen ihren Divisionsrivalen Jacksonville Jaguars bereits mit 30:17, ehe die Gäste aus Florida die Partie noch ausglichen. Kicker Stephen Gostkowski sorgte jedoch mit einem erfolgreichen Fieldgoal aus 49 Yards doch noch für die Entscheidung zugunsten der Titans und den zweiten Sieg. Auch im ersten Spiel hatte Gostkowski im Finish die entscheidenden Punkte erzielt. Der letzte Kicker, der in den ersten beiden Saisonspielen zum Matchwinner wurde, war Adam Vinatieri 1999 für die New England Patriots – jener Mann, der später von Gostkowski abgelöst wurde.
Apropos zweiter Sieg: Der gelang am Sonntag neben Seattle, Kansas City und Tennessee auch den Baltimore Ravens, Pittsburgh Steelers, Buffalo Bills, LA Rams, Chicago Bears, Arizona Cardinals und Green Bay Packers, die einen schnellen 3:14-Rückstand gegen die Detroit Lions noch in ein spektakuläres 42:21 umdrehen. Weil am Montag zum Abschluss des Spieltages mit den Las Vegas Raiders und den New Orleans Saints zwei siegreiche Teams der ersten Runde aufeinandertreffen, werden nach zwei Spieltagen elf von 32 Teams noch ungeschlagen sein. Das gab es in der Geschichte der NFL erst dreimal: 1998, 2006 und 2008.