Dominik Szoboszlai von Red Bull Salzburg bei der Abreise mit Mund-Nasen-Schutz
GEPA/Jasmin Walter
Champions League

Salzburg mitten im Lockdown

Hohe Infektionszahlen, das Land im Lockdown und etliche Coronavirus-Fälle beim Gegner: Österreichs Meister FC Salzburg ist trotzdem am Montag die Reise nach Israel angetreten. Das Play-off-Hinspiel gegen Maccabi Tel Aviv am Dienstag (21.00 Uhr) soll nach wie vor wie geplant stattfinden, obwohl es für die Salzburger eine Reise ins Ungewisse ist.

Bei Maccabi sind bisher laut israelischen Medienberichten von Montagfrüh sechs Spieler positiv auf das Coronavirus getestet worden. Dazu sind auch sieben Betreuer infiziert. Eine offizielle Bestätigung für diese Zahl gab es bisher nicht. „Wir wissen, dass es in Israel extrem viele Infektionen gibt und das jetzt auch beim Verein ziemlich ausgeartet ist“, sagte Sportdirektor Christoph Freund und sprach deshalb vor dem Abflug am Flughafen Salzburg von einem „eigenartigen Gefühl“.

Aufgrund der Situation in Israel ist die Salzburger Reisegruppe im Charterflieger daher auch extrem klein gehalten und umfasst laut Informationen des Clubs nur rund 45 Personen. Spieler, die nicht zum direkten Aufgebot für das Match gehören, bleiben aus präventiven Gründen ebenso in Salzburg wie etliche Betreuer und Clubmitarbeiter, die sonst stets vor Ort sind.

Salzburg hebt nach Tel Aviv ab

Trotz positiver Coronavirus-Fälle bei Maccabi Tel Aviv hat Salzburg am Montag die Reise nach Israel zum Champions-Play-off-Match angetreten. Das Spiel am Dienstag soll stattfinden.

Der Gegner selbst gehe „professionell“ mit der Situation um, meinte Freund. „Sie sind sehr bemüht, uns immer auf dem aktuellsten Stand zu halten.“ Maccabi bemühe sich auch, die Sicherheit der Salzburger bestmöglich zu gewährleisten. „Ob Unterkunft im Hotel oder Abwicklung am Flughafen, sie unterstützen uns da sehr.“

Red Bull Salzburg Sportdirektor Christoph Freund
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Salzburg-Sportdirektor Christoph Freund hat sich schon mal mehr auf ein Auswärtsspiel gefreut

Umstände wie noch nie zuvor

Freund war laut Eigenaussage auch in Kontakt mit dem europäischen Verband. „Auch für die UEFA ist es eine schwierige Situation, wie sie darauf reagieren sollen und können“, sagte der Salzburger. Soweit ihm bekannt, sei es das erste Mal, dass unter solchen Umständen ein Spiel durchgeführt werden soll. „Aktuell ist es der Plan, dass das Spiel morgen stattfindet. Es müssen 13 gesunde Feldspieler plus zwei gesunde Torhüter sein, dann kann ein Spiel durchgeführt werden“, sagte Salzburg-Sportchef Christoph Freund.

Eine Spielabsage steht derzeit trotz der außergewöhnlichen Umstände nicht zur Debatte. „Die UEFA ist bedacht, heute noch mal zu testen und vielleicht morgen auch noch, wenn es noch mehr (Fälle, Anm.) werden.“ Freund war sich sicher, dass Maccabi alles probieren werde, um das Spiel durchzuführen. „Und die UEFA wird das auch machen wollen, sofern es gesundheitlich irgendwie vertretbar ist.“

Team körperlich und mental bereit

Trotz der großen Ungewissheit lief die sportliche Vorbereitung ohne Einschränkungen ab. Der Fokus gilt voll dem Erreichen der CL-Gruppenphase. „Unser Ziel ist es, das Tempo trotz der wohl hohen Temperaturen vor Ort hoch zu halten. So können wir die durchaus routinierte und spielerisch gute Truppe von Maccabi in Schwierigkeiten bringen und uns eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel erarbeiten“, sagte Coach Jesse Marsch.

Mittelfeldspieler Enock Mwepu versicherte, dass die Mannschaft körperlich und mental für dieses wichtige Spiel bereit sei. „Wir alle haben wieder große Lust auf Champions League und wissen auch, dass es nicht einfach für uns wird, weil wir gegen eine clevere Mannschaft antreten müssen“, sagte der 22-jährige Sambier, der mit seinen Kollegen im neuen in Grau gehaltenen Auswärtsdress antreten wird.

Das Salzburger Bemühen um Professionalität flog mit. „Wir können nur das beeinflussen, was in unserer Macht liegt. Wir fliegen jetzt da runter, machen ein gutes Abschlusstraining und wollen morgen einen Sieg einfahren“, sagte Freund. „Alles, was rundherum passiert, werden wir so gut wie möglich ausblenden.“

Maccabis halbe Stammmannschaft fällt aus

Sportlich trifft man auf einen nun völlig unberechenbaren Gegner. Beim israelischen Titelträger fällt die halbe Stammmannschaft aus. Dor Peretz, Avi Rikan, Daniel Peretz, Nick Blackman, Enric Saborit, Yonatan Cohen und eben Glazer wurden laut Medien positiv getestet.

Von einem normalen Spiel kann kaum mehr die Rede sein. Auch Freund sah „Auswirkungen“, die aber nichts am eigenen Fokus ändern sollen. „Es ist trotzdem ein Qualispiel, und es geht um sehr, sehr viel. Wenn das Spiel stattfindet, müssen wir voll da sein – egal, welche Spieler auf der Gegenseite stehen.“ Trainer Jesse Marsch bekräftigte angesichts einer „komischen und schwierigen“ Situation: „Unsere Leistung, Motivation und Mentalität ist das, was wir kontrollieren können.“

In den Salzburger Reihen machten die verletzten Kaderspieler Zlatko Junuzovic und Oumar Solet den Trip ebenso nicht mit wie Verteidiger Jerome Onguene, der anders als der wieder fitte Maximilian Wöber laut dem Club keinen Platz im Kader fand.