Lewis Hamilton
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Formel 1

Hamilton greift nach Schumachers 91

Die 91 ist in der Formel 1 eine magische Zahl. So viele Grand-Prix-Siege konnte Michael Schumacher in seiner beeindruckenden Karriere einfahren. Lange galt dieser Rekord als Rekord für die Ewigkeit. Bereits am Sonntag (13.10 Uhr, live in ORF1) hat Lewis Hamilton aber die Chance, diese Bestmarke des Deutschen einzustellen. Der Brite ist klarer Favorit auf den Sieg beim Grand Prix von Russland. Noch dazu ist die Strecke in Sotschi seit Jahren fest in Mercedes-Hand.

In den bisherigen neun Saisonrennen ging Hamilton sechsmal als Sieger hervor. In der WM-Wertung führt der 35-Jährige 55 Punkte vor seinem Teamkollegen Valtteri Bottas und ist auf dem Weg zu seinem siebenten Titel in der Königsklasse – ebenfalls ein Schumacher-Rekord. „Das fühlt sich unwirklich an. Es ist ein Privileg, in dieser Position zu sein und solch ein großartiges Team und Auto zu haben, um jedes Wochenende abliefern zu können“, sagte Hamilton.

Die Statistik spricht auch vor dem Rennen in der Olympiastadt von 2014 klar für Mercedes. Bei den bisher sechs Rennen auf dem mit 5,848 Kilometer drittlängsten Kurs im F1-Zirkus hat immer ein Mercedes-Fahrer gewonnen. Viermal hieß der Sieger in Russland Hamilton. 2016 holte sich Nico Rosberg den ersten Platz, im letzten Jahr triumphierte Bottas.

Michael Schumacher, 2006
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Beim Grand Prix in Schanghai feierte Michael Schumacher seinen 91. und letzten Sieg

Keine Eile mit Vertragsverlängerung

Die Rekorde für die meisten WM-Punkte, die meisten Führungskilometer, die meisten Podestplätze sowie die meisten Zielankünfte in den Punkten hat Hamilton in dieser Saison bereits aufgestellt. Sieg Nummer 91 oder WM-Titel Nummer sieben dürften für Hamilton allerdings nur Zwischenstationen sein. Weitere Erfolge sind für den Briten, der vor seinem Wechsel zu Mercedes im Jahr 2013 eine Weltmeisterschaft und 21 Rennen gewonnen hatte, vorprogrammiert.

Voraussetzung dafür ist allerdings wohl eine Verlängerung bei Mercedes. Ein Ende der Partnerschaft ist angesichts der Erfolge undenkbar, noch ist der nächste Vertrag aber nicht unterschrieben. Hamilton hat damit keine Eile. „Ich bin niemand, der einfach immer weiter das Gleiche will“, ließ Hamilton jüngst wissen. Dass der Brite seine Verhandlungen vor allem direkt mit Teamchef Toto Wolff führt, könnte die Personalie bei Mercedes noch etwas komplizierter machen.

Hamilton peilt Rekordsieg an

Beim Grand Prix von Russland greift Lewis Hamilton am Wochenende nach einem Rekordsieg. Gewinnt der Brite auch in Sotschi, steht er zum bereits 91. Mal an der Spitze und stellt damit Michael Schumachers Rekordmarke ein.

Hamilton will Klarheit über Wolff-Zukunft

Auch Wolff hat noch nicht für das nächste Jahr unterschrieben und liebäugelt vielleicht mit einer neuen Rolle beim Branchenführer. Möglich ist, dass Wolff in der Hierarchie weiter aufsteigt und Teile seiner Teamchefpflichten abtritt. Über solche Fragen wird auch Hamilton Klarheit haben wollen, ehe er sich weiter an Mercedes bindet. „Man muss sicherstellen, dass sich unsere Werte im Gleichklang befinden, unsere Ziele und Wünsche“, sagte der Brite.

„Sobald die kleinen Details erst einmal aussortiert sind, kommen die großen Fragen“, sagte Hamilton. „Wir brauchen einfach etwas Zeit dafür“, sagte Wolff und verwies auf den in der Coronavirus-Notsaison bisher so engen Rennkalender mit neun WM-Läufen in elf Wochen: „Mit einem Rennen nach dem nächsten wollen wir uns nicht durch Vertragsgespräche ablenken lassen.“ In den längeren Pausen vor und nach dem Russland-Gastspiel sei mehr Gelegenheit dazu. „Aber ich weiß nicht, wann wir es verkünden werden“, sagte Wolff.

Lewis Hamilton und Wolff
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Der gemeinsame Weg von Toto Wolff und Lewis Hamilton ist mit Erfolgen gepflastert

Mercedes dementiert Rückzug

Dass Mercedes auch künftig auf seine beiden Schlüsselfiguren zählen möchte, daran besteht kaum ein Zweifel. Doch auch angesichts der offenen Vertragslage halten sich im Fahrerlager hartnäckige Spekulationen, Mercedes bereite einen Verkauf des Teams und damit möglicherweise sogar einen Rückzug aus der Rennserie vor.

Beim Daimler-Konzern will man davon nichts wissen. „Wir gehen weiter mit dem Team, und das wird auch ein Mercedes-Team sein. Wir haben nicht vor, da rauszugehen“, sagte ein Daimler-Sprecher der dpa. Zuvor hatte schon Wolff Gerüchte über eine Übernahme der Mehrheit durch den britischen Chemiegiganten Ineos bestritten. Stattdessen will Daimler mit Hamilton und dem bereits für 2021 gebundenen Bottas als Fahrerduo ebenso weitermachen wie mit Wolff, wie der Konzernsprecher versicherte: „Wir haben nicht vor, einen anderen Teamchef zu haben.“