Gregorc Blaz (KAC) und Rick Schofield (Salzburg)
GEPA/Thomas Bachun
Eishockey

Titeljagd mit neuer Unbekannter

Genau 199 Tage nachdem die Meisterschaft aufgrund der Coronavirus-Situation in Österreich mitten im Play-off abgebrochen worden ist, beginnt am Freitag mit den ersten Spielen die neue Eiszeit, genauer die ICE-Zeit. Denn die Bet-at-home ICE Hockey League startet in ihre neue Saison. Acht Teams aus Österreich sowie je eines aus Italien, Ungarn und der Slowakei jagen den Meisterpokal. Vor allem Neuling Bratislava Capitals ist die große Unbekannte in der Rechnung.

Der Verein aus Bratislava, der sich mit den spusu Vienna Capitals nicht nur den Spitznamen, sondern auch den Status als Hauptstadtclub teilt, geht in seine erste Saison in der grenzübergreifenden Meisterschaft. Die Slowaken wurden ursprünglich als zwölftes Team aufgenommen, weil aber der tschechische Vertreter Orli Znojmo aufgrund der Coronavirus-Krise heuer auf eine Teilnahme verzichtet, geht die Meisterschaft doch wieder mit nur elf Vereinen über die Bühne.

Der erste ICE-Auftritt der Bratislava Capitals am Freitag gegen den HC Bozen Südtirol, ursprünglich das Eröffnungsspiel der neuen Saison, fällt allerdings ins Wasser. Aufgrund von positiven Coronavirus-Tests bei den Gästen aus Südtirol wurde die Partie in der Ondrej Nepela Arena in der slowakischen Hauptstadt abgesagt. Wann und wie die Partie nachgetragen wird, ist noch offen.

CoV-Krise fordert „mentale Stärke“

Am Sonntag sind daher die spusu Vienna Capitals der erste Gegner ihrer Namensvettern. Von der Stärke der Slowaken konnten sich die Caps bei einer 2:3-Testspielniederlage überzeugen. Die Wiener gelten neben Red Bull Salzburg, dem aufgrund des Abbruchs weiter nicht entthronten Titelverteidiger KAC aus heimischer Sicht zum engeren Kreis der Favoriten. Wie sich die Coronavirus-Situation auf die einzelnen Kader auswirkt, hängt aber wie ein Damoklesschwert über der Meisterschaft. „Wichtig wird, wie mental stark die Mannschaft ist. Du hast vielleicht in ein paar Partien nicht alle Spieler zur Verfügung“, sagte etwa KAC-Manager Oliver Pilloni.

 Julian Grosslercher (Capitals) und Eduard Sedivy (Bratislava)
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Das Duell Vienna (in Gelb) gegen Bratislava Capitals gab es bereits in der Vorbereitung – mit dem besseren Ende für die Slowaken

Mentale Stärke müssen vor allem die vielen jungen Spieler aufbringen, die aufgrund der Coronavirus-Krise zum Einsatz kommen. Weil die Vereine aufgrund der finanziellen Einbußen den Gürtel enger schnallen mussten, werden so wenig Legionäre wie noch nie auf dem ICE-Eis zu sehen sein. Der KAC hat etwa nur fünf Lohnarbeiter aus dem Ausland im Kader – so wenige wie kein anderes Team der Liga. Auch bei den Vienna Capitals hatte die Krise einen positiven Effekt für heimische Spieler. Insgesamt 21 Österreicher, davon 18 Wiener, stehen laut Aussendung im Kader. 13 Akteure kommen aus dem eigenen Nachwuchs.

Drei heimische Titelkandidaten

Kein Club hat seine Ausrichtung über den Sommer so verändert wie die Capitals. Waren es in der vergangenen Saison noch elf Legionäre im Wiener Kader, sind es diesmal nur noch sechs. Der prominenteste Abgang ist Riley Holzapfel, der seine Laufbahn beendet hat. Neben drei neuen Legionären wurden Teamstürmer Alexander Cijan, Schweden-Heimkehrer Benjamin Nissner und Marco Richter geholt. Im Tor setzt Trainer Dave Cameron, die prominenteste Konstante im Team, auf ein österreichisches Duo aus Routine, sprich den 34-jährigen Bernhard Starkbaum und mit dem erst 18-jährigen Sebastian Wraneschitz.

Routine ist auch das Stichwort bei den Torhütern der weiteren heimischen Titelkandidaten aus Klagenfurt und Salzburg. Beim KAC soll der dänische Teamtorhüter Sebastian Dahm heuer den nötigen Rückhalt geben, auch weil Teamtorhüter David Madlener verletzungsbedingt länger ausfällt. Trainer Petri Matikainen baut ebenfalls auf 13 Eigenbauspieler. Während unter anderen Torjäger Andrew Kozek abgegeben wurde, holte der KAC mit Verteidiger David Maier und Daylon Groulx, Sohn von Wayne Groulx, auch zwei 20-jährige Österreicher aus Nordamerika zurück. Mit dem Sieg beim Red Bull Salute gelang dem KAC eine erfolgreiche Generalprobe.

Sebastian Dahm (KAC)
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Dahm verhalf den „Rotjacken“ immerhin bereits zum Turniersieg beim Red Bull Salute

Salzburgs Garant für wenige Gegentore soll heuer wieder J.P. Lamoureux sein, auch weil Back-up Lukas Herzog wegen einer Hüftoperation die ganze Saison ausfällt. Mit Teamstürmer Raphael Herburger, der in die Schweiz gewechselt ist, Chad Kolarik, Bud Holloway und Connor Brickley haben die Salzburger vier Topstürmer abgegeben. Dennoch gilt das Team von Trainer Matt McIlvane als heißer Kandidat auf den Titel. Namhafteste Verstärkungen sind Ex-NHL-Verteidiger Taylor Chorney und der ehemalige Linzer Rick Schofield.

Trio im Umbau

Den turbulentesten Sommer erlebte das Linzer Eishockey. Einem internen Streit folgte der Abgang von drei Vizepräsidenten und die Gründung des EHV Linz als – letztlich erfolgloses – Gegenprodukt. Der neue Manager Gregor Baumgartner musste unter schwierigen Bedingungen ein Team für den neuen Coach Pierre Beaulieu zusammenstellen und setzte dabei auch auf Bewährtes. Zehn Legionäre, darunter etwa Ex-KAC-Stürmer Kozek sollen den jungen heimischen Spielern Rückhalt geben. In der Verteidigung werden fünf Legionäre die Hauptarbeit verrichten, im Tor erhielt Teamgoalie David Kickert Konkurrenz durch den Slowenen Luka Gracnar.

Einen Umbau gab es auch wieder bei den Moser Medical Graz 99ers, die am Freitag die Saison daheim gegen Fehervar AV19 eröffnen. Aufgrund der Pandemie haben sich die Grazer von mehr Spielern getrennt als geplant und gaben etwa neun Legionäre, darunter u. a. den zweifachen Stanley-Cup-Sieger Dwight King ab. Geholt wurden bekannte Spieler wie Hunter Fejes, Topscorer der Black Wings aus Linz, Joel Broda aus Innsbruck und der einzige neue Verteidiger Mario Altmann. Im Tor setzt Doug Mason auf den britischen Teamtorhüter Ben Browns, in der Abwehr hat er mit Charlie Dodero aktuell nur einen Legionär im Kader.

Hunter Fejes (99ers)
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Fejes (in Orange) soll seinen Torriecher diesmal für die Grazer unter Beweis stellen

Beim Villacher SV setzt man vor allem auf die Künste des neuen Trainers Dan Ceman. Der Kanadier war bereits Meister in Dänemark und der Slowakei. Der Trainer brachte mit Tyler Beskorowany auch gleich einen neuen Trainer mit. Dazu holte man mit Flügelstürmer Scott Kosmachuk, Verteidiger Matt Mangene, Center Sahir Gill sowie Teamverteidiger Raphael Wolf weitere namhaftesten Verstärkungen. Zudem spielt der 23-jährige deutsche Teamstürmer Maxi Kammerer bis zum Trainingsstart von Düsseldorf für die Adler. Mit Sebastian Zauner und Julian Kornelli wurden zwei Deutsche mit österreichischem Pass engagiert. Urgestein Markus Schlacher erhielt hingegen keinen neuen Vertrag und beendete mit 33 Jahren seine Karriere.

Westen setzt auf Legionäre

Einen neuerlichen Anlauf zum Anschluss an die Spitze nimmt man im Westen der Liga – und das vor allem mit Hilfe von ausländischen Spielern. Die TWK Innsbruck Haie haben sich im Sommer nach vier Jahren von Trainer Rob Pallin und mehr oder weniger allen Legionären getrennt. Nur der Tscheche Jan Lattner ist auch heuer am Inn mit von der Partie. Mitch O’Keefe, der neue Haie-Trainer hinter der Bande, hat aber wieder zwölf Legionäre zur Verfügung. Einige davon haben langjährige Erfahrung in der NHL-Farmliga American Hockey League (AHL). Im Tor steht Tom McCollum, der immerhin für die Detroit Red Wings drei Spiele in der National Hockey League absolviert hat.

Bei den Dornbirn Bulldogs, die zum Auftakt in Innsbruck gastieren, war lange Zeit nicht klar, ob man für die neue Saison überhaupt gerüstet sein würde. Als Kai Suikkanen einen Monat vor Saisonbeginn das Training startete, hatten die Vorarlberger erst acht Spieler unter Vertrag. Mittlerweile verpflichteten die Vorarlberger aber einige Legionäre, zuletzt stießen auch noch drei Spieler aus dem Farmteam der Edmonton Oilers hinzu, die aufgrund des verschobenen Saisonstarts der AHL bis mindestens Dezember in Dornbirn bleiben. Mittlerweile haben die Bulldogs wieder elf Legionäre im Kader.