Sarah Lewis
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Skisport

FIS nahm Lewis „verlagerten Fokus“ übel

Das Führungsgremium des Internationalen Skiverbands (FIS) ist seit Freitag wieder ein reiner Männerverein. Mit der langjährigen Generalsekretärin Sarah Lewis wurde die einzige Frau der Führungsriege aufgrund eines „massiven Vertrauensverlustes“, wie die FIS mitteilte, entlassen. Die gefeuerte Britin wollte sich zwar bisher nicht zur Causa äußern, dafür brachte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) Alfons Hörmann am Montag etwas Licht ins Dunkel der Geschehnisse.

Ein „verändertes Rollenverständnis“ bei Lewis habe laut Hörmann, der selbst im FIS-Council sitzt, zum Vertrauensbruch zwischen dem Skiverband und seiner langjährigen Generalsekretärin geführt. Die Britin selbst, die seit 1994 bei der FIS tätig war und im Jahr 2000 zur Generalsekretärin befördert worden war, erklärte am Montag auf Anfrage der dpa, sie wolle sich zu einem späteren Zeitpunkt äußern.

„Sarah Lewis hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zweifellos mit hohem persönlichen Einsatz für den internationalen Skisport engagiert. Allerdings war deutlich erkennbar, dass sich ihr persönlicher Fokus verlagert hatte. Von der eigentlichen operativen Führungsaufgabe als Generalsekretärin hin zu einem Selbst- und Rollenverständnis, das zunehmend auf repräsentative Wirkung ausgerichtet war“, wurde Hörmann von der dpa zitiert.

Alfons Hoermann
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DOSB-Boss Hörmann gab etwas von den Beweggründen, die zur Entlassung von Lewis führten, preis

Das geänderte Selbstbild der einzigen Frau an der FIS-Spitze sei bei Präsidenten Gianfranco Kasper, der 1998 seinem Schweizer Landsmann Marc Hodler als oberster Wintersportler nachfolgte, nicht gut angekommen. „Dies führte zwangsläufig zu Diskrepanzen in der Zusammenarbeit und im weiteren Verlauf zu einem Vertrauensverlust des Präsidenten und des gesamten Vorstandsteams“, ergänzte der DOSB-Chef.

WM-Vorbereitungen nicht beeinträchtigt

Der FIS-Vorstand sah angesichts des erst in acht Monaten geplanten nächsten Kongresses sofortigen Handlungsbedarf, um die Arbeit des Verbandes in den kommenden Monaten sicherzustellen. Bis zum geplanten Wahlkongress wird Präsident Kasper mit den zuständigen Direktoren der FIS das Tagesgeschäft koordinieren.

Dazu gehören auch die finale Vorbereitung auf die alpine Weltmeisterschaft (8. bis 21. Februar 2021) und die nordischen Titelkämpfe Ende Februar im deutschen Oberstdorf. „Die Organisation ist glücklicherweise nicht auf Einzelpersonen ausgerichtet. Die Trennung von Sarah Lewis wird die WM-Vorbereitung nicht weiter beeinflussen“, sagte Hörmann, der langjährige frühere Präsident des Deutschen Skiverbands (DSV).