Autodromo Internacional do Algarve
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Formel 1

Premiere auf der „Algarve-Achterbahn“

Zwei Wochen nach seinem 91. Sieg und damit der Egalisierung der Bestmarke an gewonnenen Grands Prix von Michael Schumacher hat Lewis Hamilton am Sonntag (14.10 Uhr, live in ORF1) beim Grand Prix von Portugal die Chance, die oberste Stufe der Rekordleiter alleine zu besetzen. Das zwölfte Saisonrennen ist aber auch ohne neuen Meilenstein etwas Besonderes. Denn auf dem Autodromo Internacional do Algarve bei Portimaio waren Formel-1-Boliden noch nie rennmäßig unterwegs.

Der am 2. November 2008 eröffnete rund 4,7 Kilometer lange und um 195 Millionen Euro an der Algarve gebaute Kurs ist die zweite neue Strecke in dem aufgrund der Coronavirus-Pandemie adaptierten Kalender. Davor feierte bereits die Ferrari-Heimstrecke in Mugello mit dem Grand Prix der Toskana ihre Premiere in der Formel 1. Das Gastspiel in Portimaio ist neben der Premiere auch ein Comeback: Erstmals seit 1996 wird in Portugal wieder um WM-Punkte gefahren. Damals war noch Estoril Austragungsort.

Erfahrungskilometer im Renntempo hat im Autodromo Internacional von den aktuellen Fahrern keiner. 2009 fanden auf der Rennstrecke zumindest Testfahrten der Königsklasse statt. Bisher war der Kurs vor allem als Schauplatz von Motorradrennen im Rahmen der Superbike-Weltmeisterschaft bekannt. Ansonsten gastierten auch die Tourenwagen-Weltmeisterschaft sowie die FIA GTI Weltmeisterschaft an der Algarve. Ende November werden auch Moto3, Moto2 und MotoGP ihr Saisonfinale in Portugal bestreiten.

Boxengasse beim Autodromo Internacional do Algarve in Portimao
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Die Ruhe vor dem Sturm in der Boxengasse in Portimaio

Auch wenn der Grand Prix von Portugal an einem neuen Schauplatz stattfindet, geht wohl vor allem älteren österreichischen Formel-1-Afficionados speziell beim Gedanken an Estoril das Herz auf. 1984 holte sich Niki Lauda bei der Premiere auf dem Kurs nahe Lissabon nach einem spannenden Rennen mit Platz zwei hinter Alain Prost mit einem halben Punkt Vorsprung auf den Franzosen seinen dritten WM-Titel. Fünf Jahre später feierte Gerhard Berger seinen fünften von zehn Siegen – das in der gleichen Saison, in der ihm wenige Monate zuvor in Imola ein gebrochener Frontflügel noch fast zum Verhängnis geworden wäre.

15 Kurven auf und ab

Die Formel-1-Piloten müssen sich in Portimaio jedenfalls auf eine selektive Strecke – die laut Homepage 32 verschiedene Streckenführungen bietet – einstellen. Im ersten auf ihm durchgeführten Grand Prix von Portugal wird der dann 4,653 Kilometer lange Kurs 15 Kurven und eine elendslange Start-Ziel-Gerade aufweisen. Dazu wird die Strecke mit 6,2 Prozent Steigung und bis zu zwölf Prozent Gefälle ihrem Spitznamen „Achterbahn der Algarve“ mehr als gerecht.

In 66 Runden oder auf einer Distanz von 306,826 Kilometern wird der erste Portugal-Sieger seit dem Kanadier Jacques Villneuve 1996 ermittelt. Ein Blick auf die Testfahrten 2009 zeigt, dass es in Portimaio durchaus zur Sache geht. Die schnellste Runde drehte damals der Schweizer Sebastien Buemi im Toro Rosso, dem Vorgängerteam von AlphaTauri, in 1:27,987 Minuten. Die Spitzengeschwindigkeit auf der Start-Ziel-Geraden betrug damals 352,9 km/h.

Hamilton Spezialist für neue Strecken

Favorit auf die Nachfolge Villneuves ist einmal Hamilton, der am Nürburgring mit seinem siebenten Saisonsieg im elften Rennen mit Schumacher gleichzog. „Er hat es ziemlich gut gemacht in diesem Jahr auf den Kursen, die nicht im ursprünglichen Kalender waren“, befand die Formel 1 auf ihrer Homepage mit Blick auf Hamiltons Erfolge bei der Premiere in Mugello und jüngst beim Comeback in der deutschen Eifel. Der englische Mercedes-Star geht mit 69 Punkten Vorsprung auf seinen finnischen Teamkollegen Valtteri Bottas in den Grand Prix von Portugal.

Rein theoretisch können die Silberpfeile an der Algarve schon den siebenten Titel en suite in der Konstrukteurswertung schaffen. Vor dem zwölften von 17 geplanten Saisonrennen beträgt der Vorsprung auf Verfolger Red Bull bereits satte 180 Punkte. Nach dem Portugal-Lauf müsste der Polster 220 Zähler – maximal 44 Punkte sind pro Grand Prix zu holen – betragen. Allerdings müssen die beiden Mercedes zum vorzeitigen Titelgewinn mindestens die Plätze eins und drei belegen, der erste Verfolger Red Bull Racing muss hingegen fast leer ausgehen.