Enttäuschung bei Rapid
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Europa League

Gemischte Gefühle bei Rapid nach Auftakt

Enttäuschung über eine verpasste Sensation auf der einen Seite, Stolz nach der Leistung auf der anderen: Bei Rapid haben nach dem 1:2 gegen Arsenal zum Start der Gruppenphase in der UEFA Europa League gemischte Gefühle regiert. Während Trainer Dietmar Kühbauer auch mit dem Schiedsrichter haderte, gab es vonseiten der Londoner lobende Worte.

„Die Leistung meiner Mannschaft war auf einem unglaublich guten Niveau“, sagte Kühbauer nach dem Spiel gegen den Traditionsclub aus England. „Aber wir haben uns nicht belohnt“, fügte der Burgenländer an. Die Hütteldorfer gingen gegen den Favoriten in der Gruppe B sogar in Führung, doch fünf Minuten stellten alles auf den Kopf. „Fußball kann grausam sein“, stellte Kühbauer fest. „Es ist schade für mein Team, ein Remis hätte es sich sowieso verdient, möglicherweise wäre auch ein Sieg in Ordnung gewesen. Die Fakten sind andere.“

Doch die Niederlage soll Rapid für die nächsten Aufgaben anspornen. Nach der Ligapartie beim WAC gastieren die Grün-Weißen bereits am nächsten Donnerstag (21.00) beim norwegischen Meister Molde, der in Irland bei Dundalk ebenfalls nach Rückstand mit 2:1 gewinnen konnte. „Wir können in dieser Gruppe weiterkommen“, sagte Kapitän Dejan Ljubicic nach der Darbietung seiner Mannschaft gegen Arsenal.

Europa League: LASK und Rapid verlieren, WAC gegen Moskau unentschieden

In der Europa League waren Donnerstagabend drei österreichische Fußballclubs im Einsatz. Ein Erfolgserlebnis gab es aber nur für den WAC. Die Kärntner erreichten gegen ZSKA Moskau ein 1:1. Für den LASK und Rapid setzte es gegen die Londoner Topclubs Niederlagen.

Tatsächlich sollte Rapid das Auftreten gegen den FA-Cup-Sieger aus London viel Auftrieb geben. Zwar waren die „Gunners“ nicht in Bestbesetzung angetreten, aber dennoch mit viel Qualität. Lange Zeit konnte Rapid die Gäste vom eigenen Tor fernhalten, und selbst nahm das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten von Minute zu Minute zu. „Wir haben Arsenal wenig Raum gelassen, haben echt gut verteidigt und uns nach vorne das eine oder andere zugetraut“, so Kühbauer.

aximilian Ullmann und Rapid-Trainer Dietmar Kuehbauer
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Am Ende standen Kühbauer und seine Spieler mit leeren Händen da, mit der Leistung zeigten sich aber alle zufrieden

Verteidiger Maximilian Hofmann schlug in die gleiche Kerbe, trauerte aber auch einem möglichen Tor in der ersten Hälfte nach. „Wir haben gewusst, dass Arsenal spielerisch brutal stark ist, sie haben individuelle Klasse, aber wir haben die Vorgaben des Trainers gut umgesetzt, hatten auch gute Umschaltmomente, die wir vielleicht besser fertig spielen hätten können.“ Es ging torlos in die Kabinen, doch wenige Minuten nach der Pause sorgte Taxiarchis Fountas für die Führung und ausgelassene Stimmung bei den 3.000 zugelassenen Zuschauer. „Da habe ich gedacht, das Stadion ist voll“, sagte Ljubicic und lobte die Fans.

Kühbauer hadert mit Schiedsrichter

Zuvor stand der tschechische Schiedsrichter Pavel Kralovec im Mittelpunkt, der einen Ellbogencheck des mit Gelb vorbelasteten Eddie Nketiah gegen Filip Stojkovic ebenso ungeahndet ließ wie ein Handspiel von Bukayo Saka im Strafraum. „Den Schrei hat man bis auf den letzten Platz gehört", meinte Kühbauer zur Aktion gegen Stojkovic, der nicht grundlos zu Boden gehe. Mehr haderte der Trainer aber mit dem Handspiel. „Ein klarer Elfmeter wurde nicht gegeben. Die Bewegung ist zum Ball gegangen“, erklärte Kühbauer seine Sicht der Dinge.

Der Rapid-Trainer hatte in seiner Analyse aber nicht die jüngsten Regeländerungen des International Football Association Board (IFAB) für die Saison 2020/21 bedacht. Speziell beim Dauerstreitthema Handspiel gab es Anpassungen. Denn wird der Ball mit der Schulter oder jenem Teil des Armes gespielt, der immer vom Trikotärmel bedeckt ist – im Normalfall der Oberarm –, so liegt kein Handspiel vor. Ein Handspiel liegt nur vor, wenn der Ball mit dem Unterarm oder der Hand berührt wird.

Strebinger segelt ins Leere

Am Ende gab es zwar keinen Elfmeter, aber zwei Minuten später dennoch die Führung für Rapid. Doch Arsenal-Trainer Mikel Arteta reagierte zeitnah und brachte Starstürmer Pierre-Emerick Aubameyang. „Mit dem Führungstor war klar, dass von Arsenal mehr kommt. Mit den Wechseln ist der Druck immer größer geworden, aber bis zum Standard haben wir auch gar nichts zugelassen", sagte Hofmann.

Bei der angesprochenen Standardsituation, einem Freistoß von rechts, segelte Rapid-Tormann Richard Strebinger ins Leere, und so traf der 56-fache brasilianische Teamspieler David Luiz per Kopf zum Ausgleich. „Er wird selbst wissen, dass er zu spät gekommen ist“, sagte Kühbauer über den Fauxpas seines Goalies. „Beim Tormann ist es halt auch immer so, dass danach keiner mehr eingreifen kann. Es ist passiert, es geht weiter, er muss es schnellstmöglich aus den Kopf bekommen.“

Jubel bei Arsenal und Enttäuschung bei Richard Strebinger
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„Er wird selbst wissen, dass er zu spät gekommen ist“, sagte Kühbauer über Strebingers Ausflug beim 1:1

„Edeljoker“ sticht

Vier Minuten später hatten die Londoner, die um einen 19-fach teureren Kader als Rapid verfügen, das Spiel endgültig gedreht – einen sehenswerten Angriff verwertete der in der zweiten Hälfte eingewechselte Aubameyang als „Edeljoker“ zum Siegestreffer. „Eine Topmannschaft braucht nicht viele Chancen“, merkte Mittelfeldmann Ljubicic an. Danach zog sich Arsenal zurück und ließ nichts mehr zu. „So ein Team kann auch gut verteidigen“, sagte Kühbauer, der daher umso mehr den wenigen Chancen auf das 2:0 nachtrauerte.

Am Ende setzte es aber die erste Heimniederlage in der Europa-League-Gruppenphase nach 13 Spielen und seit 2012 (0:4 gegen Bayer Leverkusen, Anm.). „Die Enttäuschung ist sehr groß, aber wir haben ein richtig gutes Spiel abgeliefert. Im Großen und Ganzen können wir positiv zurückblicken“, resümierte Rapid-Neuzugang Marcel Ritzmaier, der halb links ein auffälliges Heimdebüt im 3-5-2-System abgab.

Lob von Arsenal: „Großartiger Gegner“

Noch positiver blickte allerdings Arsenal-Coach Arteta zurück. Der 38-jährige Schüler von Starcoach Josep Guardiola lobte auch die Wiener nach deren Leistung: „Rapid war gut organisiert und sehr engagiert.“ Luiz fand ebenso positive Worte für die Hausherren. „Das war ein hartes Spiel gegen einen großartigen Gegner. Wir wussten, dass es schwer wird, wir waren also nicht überrascht, wie gut Rapid ist.“

Kühbauer hofft, dass sich das in den nächsten Spielen gegen den WAC und in Molde dann auch wieder in den Ergebnissen ausdrückt, am Donnerstag blieb aber vorerst eine andere Erkenntnis übrig. „Die Spieler haben mir und vor allem sich heute gezeigt, dass sie auch gegen qualitativ höher stehende Gegner gut Fußball spielen können.“