Erst vor zwei Wochen am Nürburgring hatte Hamilton die Bestmarke von 91 Siegen von Rekordweltmeister Michael Schumacher eingestellt, nun schrieb der WM-Führende einmal mehr Geschichte. Für den Polesetter war es der achte Saisonerfolg, der nach einer turbulenten Startphase nur kurz in Gefahr schien, doch am Ende absolut souverän eingefahren wurde. Vierter wurde Charles Leclerc (Ferrari) vor Pierre Gasly (Alpha Tauri), der bereits vom Sieger überrundet worden war.
In der Fahrerwertung nähert sich Hamilton, der auch die schnellste Runde hinlegte und am Ende den größten Vorsprung in dieser Saison herausfuhr (25,592 Sekunden), dem siebenten WM-Titel und einer weiteren Bestmarke von Schumacher. Bottas hat fünf Rennen vor Ende bereits 77 Punkte Rückstand, Verstappen 94. Der Große Preis von Portugal war der Beginn des letzten Saisondrittels. In einer Woche geht es mit dem Grand Prix der Emilia-Romagna in Imola weiter.
Hamilton feiert Rekordsieg in Formel 1
Tausende Zuschauer wurden Zeugen von Hamiltons historischer Leistung. Via Boxenfunk sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zu seinem Piloten nur: „92! Lewis, 92!“ Der dürfte wohl noch Zeit brauchen, um das Erreichte zu verarbeiten. „Es dauert noch ein bisschen, ich weiß nicht, was ich sagen soll“, sagte er beim Interview nach dem Rennen. „Wo ich heute stehe, davon hätte ich nicht einmal träumen können“, betonte ein ergriffener Hamilton auf den Rekord angesprochen. Zuvor umarmte er seinen Vater Anthony innig.
Hamilton legte auf der Strecke eine Demonstration des besten Fahrers der Gegenwart hin. Das Rennen an der Algarve war von starkem Wind, phasenweise leichtem Regen und einigen Überholmanövern gekennzeichnet. Bottas gelang es dabei trotz früher Führung abermals nicht, im Kampf um den WM-Titel Boden gutzumachen.
„Es war wirklich schön, am Start in Führung zu gehen. Aber danach hat mir einfach die Geschwindigkeit gefehlt“, erläuterte der Finne. Mit der ihm zugedachten Reifenstrategie war Bottas nicht ganz zufrieden. „Ich habe gehofft, bei meinem ersten Stint etwas länger draußen bleiben zu können, um am Ende zu Soft-Reifen wechseln zu können“, meinte er. „Aber ich denke nicht, dass es einen großen Unterschied gemacht hätte.“ Das unterstrich auch der enorme Rückstand auf Hamilton.
Schauer sorgt für turbulente Startphase
Beim ersten Formel-1-Rennen in Portugal seit 24 Jahren – in Estoril gewann 1996 der Kanadier Jaques Villeneuve – sorgte ein kurzer Regenschauer beim Start auf dem Autodromo Internacional do Algarve in Portimao auch wegen der unterschiedlichen Reifenwahl der Fahrer für eine sehr turbulente Startphase. Hamilton fiel zwischenzeitlich auf Rang drei zurück, Carlos Sainz übernahm im McLaren gar die Führung. Nach dem Start hatte Bottas für kurze Zeit Platz eins inne.
„Ich hatte einen guten Start, aber in Kurve sieben hatte ich einen Steher. Vielleicht hätte ich versuchen sollen, mich gegen Valtteri zu verteidigen. Aber ich war mir sicher, dass ich später meine Chance bekommen würde“, analysierte Hamilton die Anfangsphase.
Die chaotische Startphase
Bei Verstappen und Sergio Perez kam es unterdessen zu einer Kollision, die für den Racing-Point-Piloten einen Boxenstopp und einen Rückfall zur Folge hatte. „Es hatte am Anfang sehr wenig Grip. Ich habe versucht, mich aus Ärger herauszuhalten. Sergio hat mir nicht genug Platz gelassen“, erklärte Verstappen („Ich bin mein eigenes Rennen gefahren.“) Sainz musste den ersten Platz nach sechs Runden an Bottas abgeben, eine Runde später zog auch Hamilton an Sainz vorbei.
Stroll bei Überholmanöver abgeschossen
Das Wetter hatte sich nach dem Start bald beruhigt, damit auch das Rennen. Mit einer Ausnahme: Bei einem versuchten Überholmanöver wurde Lance Stroll (Racing Point) von Lando Norris (McLaren) abgeschossen, Stroll kassierte dafür später eine Fünfsekundenstrafe, am Ende musste er aber wegen technischen Problemen aufgeben.
Kollision Stroll/Norris
Hamilton zieht an Bottas vorbei
Hamilton näherte sich in dieser Phase des Rennens sukzessive seinem Teamkollegen und überholte Bottas schließlich ohne Mühe mit dem Drag Reduction System (DRS) in der 20. Runde, baute nach und nach den Vorsprung aus und fuhr seelenruhig zu seinem Rekordsieg. Die Strecke in Portimao ist bereits die 28., auf der nun er gewonnen hat.
Hamilton vorbei an Bottas
Neben Leclerc (4.) schaffte es auch Ferrari-Teamkollege, Ex-Weltmeister Sebastian Vettel, als Zehnter in die Punkteränge. Außen vor blieb Alexander Albon im zweiten Red Bull, der nur Zwölfter wurde. Der Brite mit thailändischer Lizenz steht bei der Chefetage seines Teams um Christian Horner und Helmut Marko verstärkt unter Beobachtung und muss in den nächsten Rennen bessere Resultate abliefern, wenn er sein Cockpit behalten will. Sein nur 1,8-sekündiger Boxenstopp in Portimao dürfte aber immerhin Weltrekord gewesen sein.