Zlatko Junuzovic (RBS)
GEPA/Jasmin Walter
Champions League

Herkulesaufgabe für Salzburg in Madrid

Auf Österreichs Serienmeister FC Salzburg wartet am Dienstag (21.00 Uhr) eine der schwierigsten Prüfungen im europäischen Clubfußball. Die Salzburger müssen bei Atletico Madrid bestehen. Die Madrilenen sind zu Hause eine Macht. Und sie stehen nach einer 0:4-Auftaktniederlage bei Titelverteidiger Bayern München in der Champions League bereits „etwas unter Druck“, wie Salzburg-Trainer Jesse Marsch erkannte.

Sein Team reiste am Montag als klarer Außenseiter nach Madrid. Im pompösen Estadio Wanda Metropolitano sind wegen des Coronavirus keine Zuschauer erlaubt. Atletico hat nur eines seiner vergangenen 26 Europacup-Heimspiele verloren – im September 2017 gegen Chelsea (1:2). In elf der jüngsten 13 musste das Team von Langzeitcoach Diego Simeone nicht einmal ein Gegentor hinnehmen. „Es ist eine schwierige Aufgabe für uns, aber wir sind sehr begeistert“, betonte Marsch.

Die Salzburger waren in der ersten Runde nicht über ein 2:2 daheim gegen Lok Moskau hinausgekommen. Verlorene Punkte will man zurückholen. „Wir fliegen nach Madrid für ein Ergebnis“, sagte Marsch. „Es ist sicher, dass wir schlau sein müssen und aggressiv.“ Vor dem Abflug Montagmittag schob der US-Amerikaner noch eine kurze Taktikeinheit ein. „Der Matchplan ist aber nicht so besonders. Ich glaube, die Jungs verstehen diesen Gegner.“

Red Bull Salzburg fliegt nach Madrid

Eine Mammutaufgabe wartet am Dienstag in der Champions League auf Fußball-Abonnementmeister Salzburg. Im zweiten Spiel der Gruppenphase gastieren die „Bullen“ bei Atletico Madrid.

Besserer Start vonnöten

Ein besserer Start als gegen Lok wird von entscheidender Bedeutung sein. „Wenn man gegen ‚Atleti‘ ein oder zwei Tore hinten ist, ist es immer schwer. Sie verteidigen so gut“, erklärte Marsch. Während die Salzburger Stärken im hohen Pressing liegen, wisse der Champions-League-Finalist von 2014 und 2016 phasenweise auch tief zu stehen.

„Wir müssen auch den Spielrhythmus verstehen – wann ist Zeit für Umschalten, wann für ein bisschen mehr Geduld?“, erklärte Marsch seine Überlegungen. Etwas mehr auf Konter zu lauern sei zwar eine Möglichkeit. Die „Bullen“ wollen ihrem Spielstil aber treu bleiben. „Wir müssen unsere Strategie spielen, nicht die, die der Gegner möchte.“

Jesse Marsch (RBS)
GEPA/Jasmin Walter
Salzburg-Trainer Jesse Marsch hat seiner Mannschaft ein taktisches Rüstzeug auf den Weg gegeben

Enorm stark sei Atletico, das einzige ungeschlagene Team in La Liga, laut Marsch im Spiel gegen den Ball. „Sie bekommen nicht so viele Gegentore. Sie sind gut im Umschalten, auch in Standardsituationen. Sie haben viel Erfahrung auf dem Platz.“ Dazu kommen herausragende Einzelspieler wie Neuzugang Luis Suarez und Kapitän Koke. „Das Besondere ist aber, dass der Trainer all diese Jungs überzeugt hat, dass so hart zu verteidigen das Beste für die Mannschaft ist.“

Namhafte Ausfälle sollen Salzburg helfen

In der Offensive fehlt den „Rojiblancos“ neben Diego Costa Flügelspieler Yannick Carrasco wegen einer am Samstag in der Liga gegen Betis Sevilla (2:0) erlittenen Oberschenkelverletzung. Äußerst fraglich ist zudem der Einsatz von Mittelfeld-Stammkraft Saul Niguez, den seit Wochen muskuläre Probleme plagen. „Wir haben Glück, diese drei sind auch überragend“, meinte Marsch.

Champions League

Gruppe A, zweiter Spieltag

Dienstag, 21.00 Uhr:

Atletico Madrid – Salzburg

Estadio Wanda Metropolitano, SR Hategan (ROU)

Mögliche Aufstellungen:

Atletico: Oblak – Trippier, Savic, Felipe, Lodi – Correa, H. Herrera, Koke, Lemar – M. Llorente, Suarez

Salzburg: Stankovic – Vallci, Ramalho, Wöber, Ulmer – Mwepu, Camara, Junuzovic, Szoboszlai – Berisha, Daka

Der dreimalige Europa-League-Sieger (2010, 2012, 2018) verfüge aber immer noch über genügend Qualität. Portugals Jungstar Joao Felix etwa droht sogar die Ersatzbank. Marcos Llorente, Atleticos Aufsteiger des Jahres 2020, könnte neben Suarez stürmen. Dazu wartet ganz hinten noch der Slowene Jan Oblak. „Der beste Tormann vielleicht der ganzen Welt“, meinte Marsch. „Das ist nicht einfach.“ Rotiert hat Simeone zuletzt aber weniger als sein Salzburger Widerpart. „Viele aus der Gruppe haben viel gespielt. Ein intensives Spiel kann also ein Vorteil für uns sein über 90 Minuten.“

Hoffnungen ruhen auf Szoboszlai

Marsch kann mit Ausnahme des langzeitverletzten Antoine Bernede aus dem Vollen schöpfen. Als Sturmpartner für Patson Daka stehen Mergim Berisha und Sekou Koita zur Wahl. Dazu ruhen die Hoffnungen auf Mittelfeldstar Dominik Szoboszlai. Der Ungar hat in allen drei bisherigen Europacup-Partien seit Sommer getroffen, zweimal vom Elfmeterpunkt. Daka hält bei zwölf Toren in zehn Saison-Pflichtspielen. „Ich glaube, es wird ein sehr harter Fight, und da müssen wir gemeinsam dagegenhalten“, sagte der Sambier.

In der Liga ist Atletico seit 21 Partien unbesiegt. In bisher acht Duellen mit österreichischen Teams gab es sieben Siege und ein Remis. Aber auch Salzburg verteidigt eine Serie. Ihre bisher letzte Niederlage kassierten die „Bullen“ am 2. März, also noch vor dem Coronavirus-Lockdown, in Altach (2:3). Im Estadio Metropolitano in Madrid das 24. Pflichtspiel in Folge ungeschlagen zu überstehen wäre ein großer Erfolg. Marsch: „Wir brauchen eine komplette Topleistung von allen.“

Atletico-Coach: Salzburg „schnelles Team mit klarer Idee“

Für Diego Simeone, Langzeittrainer von Atletico Madrid, sind die „Bullen“ ein „schnelles Team mit absolut klarer Idee“. Das sagte der Argentinier am Montagabend bei einer Pressekonferenz. Auf seine Truppe, die als klarer Favorit gilt, warte eine Mannschaft, die bereits gute Leistungen gezeigt habe, wie etwa im Herbst 2019/20.

„Da konnten sie mit Napoli und Liverpool mithalten“, sagte Simeone und lobte nicht zuletzt die vorderste Offensivreihe: „Die beiden Stürmer sind sehr schnell und arbeiten in der gegnerischen Defensive sehr gut, um die Räume auszunützen.“ „Sie werden versuchen, uns wehzutun, aber wir werden an unserem Spiel festhalten“, versprach Simeone, der bereits seit 2011 bei Atletico werkt und mit dem Club einen Meistertitel (2014) und zwei Europa-League-Gewinne (2012 und 2018) holte sowie zwei CL-Finale (2014 und 2016 jeweils gegen Real Madrid) erreichte.