Jurij Rodionov
GEPA/Walter Luger
Tennis

Rodionov überrascht in Wien

Nach der Auftaktniederlage von Dennis Novak hat Jurij Rodionov bei den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle einen überraschenden Auftaktsieg über den als Nummer acht gesetzten Kanadier Denis Shapovalov gefeiert. Der Weltranglisten-153. gewann am Montagabend gegen den Weltranglistenzwölften mit 6:4 7:5.

Im Achtelfinale des mit rund 1,5 Millionen Euro dotierten ATP-500 Turniers trifft der Niederösterreicher entweder auf den Slowenen Aljaz Bedene oder den Briten Daniel Evans. Für Österreichs Nummer drei bedeutet der Sieg seinen überhaupt ersten Erfolg beim Stadthallen-Turnier.

Bei seinem bisher einzigen Antreten im Jahr 2018 schied der gebürtige Nürnberger mit weißrussischen Eltern in der ersten Qualifikationsrunde aus. Seit 2015 ist Rodionov Österreicher, er lebt allerdings schon seit dem Alter von zwei Jahren in Niederösterreich.

„Ich war mental wirklich sehr stark“

„Ich bin super happy über den Sieg“, sagte Rodionov im ORF-Interview. Vor der Partie habe er nicht an einen Sieg, „besonders in zwei Sätzen“, geglaubt. Er habe jede Minute gegen einen Top-15-Spieler auf dem Platz genossen. „Ich war mental wirklich sehr stark. Bin bei mir geblieben und habe mich nicht ablenken lassen. Ich habe einfach gemerkt, dass der Denis unruhig ist. Dass er sich in Wien auf dem Platz nicht wohlfühlt, und ich hab das einfach gnadenlos ausgenützt“, erklärte der Niederösterreicher.

Jurij Rodionov zu seinem Sensationssieg über Shapovalov

„Ich war mental wirklich sehr stark. Bin bei mir geblieben und habe mich nicht ablenken lassen.“

Im Duell der beiden 21-jährigen Linkshänder konnte Rodionov zwar das erste Game bei eigenem Aufschlag für sich entscheiden, im dritten leistete er sich allerdings zwei Doppelfehler und kassierte das Break zum 1:2. Shapovalov, der unmittelbar darauf ebenfalls zwei Doppelfehler in einem Game verzeichnete, ließ sich sein Service aber nicht abnehmen und ging mit 3:1 in Führung.

Der kanadische Favorit drängte den Niederösterreicher immer wieder in die Defensive. Mit starken Returns erkämpfte sich Rodionov im achten Game aber seine erste eigene Breakchance. Ein Doppelfehler von Shapovalov führte zum 4:4. Mit einem starken Aufschlagspiel ging Rodionov erstmals seit dem 1:0 wieder in Führung. Der 21-Jährige profitierte aber auch von Ungenauigkeiten seines Konkurrenten, bei dem die Bälle in dieser Phase des Matches oft zu lang waren.

Shapovalov blieb auch beim Service anfällig, wodurch Rodionov die Chance zum Satzball bekam. Den ersten ließ er noch aus, den zweiten bekam er vom Kanadier quasi geschenkt. Ein Doppelfehler des ATP-Zwölften beendete nach 46 Minuten den ersten Durchgang mit Österreichs Nummer drei als Sieger.

Rodionov gewinnt ersten Satz

Nach einem Doppelfehler von Shapovalov gewann Rodionov den ersten Satz.

Viele Doppelfehler von Shapovalov

Auch der Start in den zweiten Satz verlief ideal für Rodionov – das erste Game gewann er zu null. Die Nummer acht des Turniers wirkte mehr und mehr verunsichert, brachte das eigene Service aber dennoch zum 1:1 durch. Lokalmatador Rodionov hatte bei seinem Aufschlagspiel weiterhin kein Problem und stellte auf 2:1. Der zweite Aufschlag blieb weiter Shapovalovs größtes Problem. Im vierten Game des zweiten Satzes unterlief ihm bereits der siebente Doppelfehler in der Partie. Zwar reichte es wieder nicht zum Break für Rodionov, aber sein eigenes darauffolgendes Service gewann der Niederösterreicher wieder zu null.

Denis Shapovalov
GEPA/Walter Luger
Shapovalov hatte gegen Österreichs Nummer drei einen schlechten Tag

Der Kanadier versuchte immer wieder, sich selbst zu pushen, bejubelte jeden Punktgewinn mit geballter Faust und konnte nun auch beim Aufschlag des Österreichers besser mithalten. Die starken Returns setzten Rodionov zwar wieder mehr unter Druck, trotzdem holte er das Game zur 4:3-Führung. Beim Stand von 5:4 aus Sicht von Rodionov lieferten sich die beiden Gegner im Kampf um den ersten Punkt des Games die längste Rally der bisherigen Partie – mit dem glücklicheren Ende für Shapovalov, der dann auch zum 5:5 ausglich.

Rodionov verwertet ersten Matchball

Danach gab der Niederösterreicher beinahe eine 40:0-Führung noch aus der Hand. Rodionov musste über Einstand gehen, holte mit starken Aufschlägen aber die nächsten zwei Punkte und stellte auf 6:5. Die schlechten zweiten Aufschläge wurden Shapovalov schließlich auch in der Schlussphase des zweiten Satzes zum Verhängnis. Mit einem Doppelfehler ermöglichte der Favorit aus Kanada Rodionov drei Matchbälle, von denen der Niederösterreicher gleich den ersten nach knapp 90 Minuten zum Matchsieg verwertete.

Rodinov feiert ersten Sieg in der Stadthalle

Nach knapp 90 Minuten verwertete Rodionov seinen ersten Matchball und feierte damit einen Premierensieg in Wien.

ATP-500-Turnier in Wien

(Österreich, 1.550.950 Euro, Halle, Hartplatz)

Erstrundentableau:
Novak Djokovic (SRB/1) Filip Krajinovic (SRB) 7:6 (8/6) 6:3
Borna Coric (CRO) Taylor Fritz (USA) 6:4 6:4
Hubert Hurkacz (POL) Attila Balazs (HUN) 6:3 7:5
Lorenzo Sonego (ITA) Dusan Lajovic (SRB) 6:4 6:3
Stefanos Tsitsipas (GRE/3) Jan-Lennard Struff (GER) 6:7 (3/7) 6:3 6:4
Grigor Dimitrow (BUL) Karen Chatschanow (RUS) 7:6 (8/6) 6:3
Daniel Evans (GBR) Aljaz Bedene (SLO) 6:3 5:4 ret.
Jurij Rodionov (AUT) Denis Shapovalov (CAN/8) 6:4 7:5
Pablo Carreno Busta (ESP) Gael Monfils (FRA/7) 6:1 2:0 ret.
Kevin Anderson (RSA) Dennis Novak (AUT) 6:7 (2/7) 6:4 7:6 (8/6)
Vasek Pospisil (CAN) Felix Auger-Aliassime (CAN) 7:5 7:5
Daniil Medwedew (RUS/4) Jason Jung (TPE) 6:3 6:1
Andrej Rublew (RUS/5) Norbert Gombos (SVK) 6:3 6:2
Jannik Sinner (ITA) Casper Ruud (NOR) 7:6 (7/2) 6:3
Cristian Garin (CHI) Stan Wawrinka (SUI) 6:4 6:7 (9/11) 6:3
Dominic Thiem (AUT/2) Witali Satschko (UKR) 6:4 7:5
Qualifikation, erste Runde:
Lorenzo Sonego (ITA) Lucas Miedler (AUT) 6:4 6:3
Aljaz Bedene (SLO) David Pichler (AUT) 6:0 6:4
Vasek Pospisil (CAN) Alexander Erler (AUT) 3:6 6:3 6:2
Finale:
Lukasz Kubot / Marcelo Melo (POL/BRA/3) Jamie Murray/Neal Skupski (GBR) 7:6 (7/5) 7/5
Doppel-Viertelfinale:
Lukasz Kubot / Marcelo Melo (POL/BRA/3) Jürgen Melzer / Edouard Roger-Vasselin (AUT/FRA) 7:5 6:3
Achtelfinale:
Jürgen Melzer / Edouard Roger-Vasselin (AUT/FRA) Oliver Marach / Daniel Evans (AUT/GBR) 6:2 7:5
Jamie Murray / Neal Skupski (GBR) Dominic Thiem / Dennis Novak (AUT) 7:5 6:7 (1/7) 10/5