Dominic Thiem
GEPA/Christian Walgram
Tennis

Thiem muss sich in Wien Rublew beugen

Dominic Thiem hat am Freitag seinen Traum von der Titelverteidigung bei den Erste Bank Open im Viertelfinale begraben müssen. Der als Nummer zwei gesetzte Niederösterreicher unterlag der Nummer fünf, dem Russen Andrej Rublew, mit 6:7 (5/7) 2:6 und verpasste damit sein zweites Semifinale in der Wiener Stadthalle. Thiem hatte nicht nur mit der Aufschlagstärke Rublews, sondern auch im zweiten Satz mit einer lästigen Blase auf der Fußsohle zu kämpfen.

Nach 1:34 Stunden verwertete Rublew seinen zweiten Matchball und sorgte dafür, dass Jürgen Melzer weiterhin der letzte Spieler ist, der 2010 seinen Titel bei den Erste Bank Open verteidigen konnte. In der Runde der besten vier trifft der 23-jährige Russe nun auf den Südafrikaner Kevin Anderson, der Rublews als Nummer vier gesetzten Landsmann Daniil Medwedew überraschend mit 6:4 7:6 (7/5) aus dem Turnier geboxt hatte.

Thiem konnte hingegen die Hoffnungen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung nicht erfüllen und scheiterte so wie zuletzt bei den French Open in Paris im Viertelfinale. Mit dem Sieg stellte Rublew, der zuletzt das Turnier in St. Petersburg für sich entschieden hatte, im Head-to-Head mit dem Österreicher auf 2:2.

Aus für Topgesetzte in Wien

Thiem: „Mehr war nicht möglich“

Thiem erklärte im ORF seinen spielerischen Rückfall im zweiten Satz: „Ich habe speziell indoor am Fußballen immer Probleme, dass sich da eine riesengroße Blase bildet. Den ersten Satz habe ich noch rübergebracht, aber dann ist es immer schlimmer geworden. Mehr war nicht möglich. Hätte ich heute gewonnen, weiß ich nicht, ob ich am Samstag hätte antreten können.“

Dominic Thiem und Andrej Rublew
APA/Georg Hochmuth
Thiem blieb nach knapp eineinhalb Stunden nichts anderes übrig, als seinem Freund zum Aufstieg zu gratulieren

Sein Antreten beim Masters-1000-Turnier in Paris ab Montag und beim Saisonfinale den ATP-Finals ab 15. November in London, ist damit offen. „Das braucht einige Tage, bis das verheilt ist“, so Thiem über seinen Fitnesszustand, „London ist mein Hauptziel, das sollte auch nicht in Gefahr sein, Paris ist schon in Gefahr. Ich habe noch Zeit und kann es mir bis Sonntag überlegen.“

Hart umkämpfter erster Satz

Obwohl Thiem und Rublew oft gemeinsam auf dem Übungsplatz stehen, bekamen die rund 1.000 Zuschauer im ersten Satz alles andere als Trainingsspielchen zu sehen. Die beiden privat befreundeten Spieler lieferten sich von Beginn an einen Schlagabtausch auf hohem Niveau, bei dem es in der Anfangsphase so aussah, als könnte Thiem das Ruder auf seine Seite reißen. Aber beim Stand von 1:1 konnte der Niederösterreicher zwei Breakbälle nicht nutzen.

Es blieben die einzigen im ersten Satz, denn danach dominierten sowohl Rublew als auch Thiem mit ihrem Service. Einige Beispiele gefällig? Beim Stand von 2:3 aus seiner Sicht glich Österreichs Nummer eins nach 15:30 mit drei Assen in Folge aus. Danach folgten drei Games, in denen der jeweilige Rückschläger nicht den Funken einer Chance hatte. Die Entscheidung musste daher im Tiebreak fallen, und dort hatte Rublew das bessere Ende für sich. Nach 55 hart umkämpften Minuten verwertete der 23-jährige Russe seinen zweiten Satzball.

Blessur bringt Thiem aus dem Tritt

Der erste Satzverlust im laufenden Turnier schien Thiem mehr zu beschäftigen, als ihm und den Zuschauern lieb war. Denn nachdem der US-Open-Sieger im Gegensatz zum ersten Durchgang bereits bei seinem ersten Aufschlagspiel Mühe hatte, kassierte er beim nächsten Versuch das Break. Thiem konnte zwar zwei Breakbälle Rublews abwehren, eine dritte Chance ließ sich der als Nummer fünf gesetzte Russe aber nicht entgehen. Erstmals im Turnier musste Österreichs Nummer eins einem Rückstand nachlaufen.

Wobei wirklich laufen konnte Thiem nicht mehr, denn der Niederösterreicher wurde offensichtlich von Problemen – genauer einer Blase auf der rechten Fußsohle – geplagt und wirkte nicht mehr auf der Höhe. Thiem gab zwar nicht auf, konnte seine Blessur aber nicht mehr kompensieren. Mit einem Doppelfehler schenkte Thiem Rublew ein weiteres Break zum 4:1 und damit letztlich auch das Spiel. Der Russe ließ sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen.

Thiem konnte bei eigenem Service zwar noch einen Matchball abwehren, doch schon mit dem nächsten Service holte sich Rublew Spiel, Satz und Sieg zum 6:2 und damit erstmals das Ticket für das Semifinale in der Wiener Stadthalle. „Es war zu sehen, dass Dominic Probleme mit dem Fuß hatte. Wir hatten große Schlachten in der Vergangenheit, ich hoffe, er erholt sich bald wieder“, sagte der Russe nach dem Match.

Erste Bank Open, Wien

Semifinale:
Lorenzo Sonego (ITA) Daniel Evans (GBR) 6:3 6:4
Andrej Rublew (RUS/5) Kevin Anderson (RSA) 6:4 4:1 ret.
Viertelfinale:
Lorenzo Sonego (ITA) Novak Djokovic (SRB/1) 6:2 6:1
Daniel Evans (GBR) Grigor Dimitrow (BUL) 7:6 (7/3) 4:6 6:3
Kevin Anderson (RSA) Daniil Medwedew (RUS/4) 6:4 7:6 (7/5)
Andrej Rublew (RUS/5) Dominic Thiem (AUT/2) 7:6 (7/5) 6:2
Achtelfinale:
Novak Djokovic (SRB/1) Borna Coric (CRO) 7:6 (13/11) 6:3
Lorenzo Sonego (ITA) Hubert Hurkacz (POL) 7:6 (8/6) 7:6 (7/2)
Grigor Dimitrow (BUL) Stefanos Tsitsipas (GRE/3) 6:7 (5/7) 6:4 6:3
Daniel Evans (GBR) Jurij Rodionov (AUT) 7:5 6:3
Kevin Anderson (RSA) Pablo Carreno Busta (ESP) 7:5 6:1
Daniil Medwedew (RUS/4) Vasek Pospisil (CAN) 4:6 6:3 6:2
Andrej Rublew (RUS/5) Jannik Sinner (ITA) 2:1 ret.
Dominic Thiem (AUT/2) Cristian Garin (CHI) 6:3 6:2